Radschnellwege:Auf dem Radl-Highway in die Arbeit

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Unklare Zuständigkeiten und bürokratische Hürden verzögern den Bau von Radschnellwegen rund um München. Wie es einfacher gehen kann, zeigt Nordrhein-Westfalen.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Vom eher beschaulichen Hamm im Herzen Westfalens mit teilweise 30 Stundenkilometern über 101 Kilometer bis in die einstige Industriemetropole Duisburg an der Mündung der Ruhr fahren - das ist die Vision der Radl-begeisterten in Nordrhein-Westfalen. Und das Vorbild für die Fans von sogenannten Radschnellwegen in den Landkreisen München, Dachau, Fürstenfeldbruck und Starnberg. Denn genau für diese Regionen hat der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum enorme Potenziale ermittelt, um Highways für Radfahrer aufzubauen, auf denen sie mit Geschwindigkeiten von bis zu 30 Stundenkilometern in die Arbeit und wieder nach Hause pendeln können.

In Dänemark und den Niederlanden ist diese Form der Fortbewegung längst Realität - und auf dem ersten Teilabschnitt des "RS1" getauften Ruhr-Radschnellweges zwischen Mülheim an der Ruhr und Essen sind seit vergangenem November die Radler unterwegs. "Das ist eine ganz neue und vielversprechende Infrastruktur, und was in Nordrhein-Westfalen möglich ist, sollte doch auch bei uns möglich sein", sagt Markus Büchler, Vorsitzender der oberbayerischen Grünen und Verkehrsexperte seiner Partei im Kreistag des Landkreises München.

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Ein taugliches Netz für Radl-Pendler gibt es nicht

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Das soll sich nun ändern. Der Planungsverband empfiehlt für den Ballungsraum in einem Radius von 20 Kilometern rund um die Landeshauptstadt mehrere Trassen: Etwa von Pasing aus in Richtung Westen bis Fürstenfeldbruck und Starnberg, einen Radschnellweg von der Stadtmitte bis nach Dachau und insbesondere die Strecke im Norden von München-Neuherberg bis in die Universitätsstadt Garching im Landkreis München mit einer Abzweigung nach Unterschleißheim.

Diese Trasse will nun auch der Landkreis München vorantreiben und für den Korridor eine weitere Studie in Auftrag gegeben. Allerdings könnte deren Ausarbeitung bis zu zwölf Monate dauern, was unter anderem mit der Komplexität des Vorhabens und Zuständigkeiten zu tun hat. Letztere sind im Freistaat noch nicht klar definiert, kritisiert der Grüne Büchler: "Das müsste alles ganz neu geregelt werden, wie in Nordrhein-Westfalen." Das bevölkerungsreichste Bundesland habe Radschnellwege mittlerweile Landstraßen gleichgestellt und somit auch die Verantwortung für den Bau und Unterhalt übernommen. Eine sinnvolle Investition, sagt Büchler: "Eine Autobahn oder Landstraße wird ja auch nicht von den betroffenen Dörfern geplant, gebaut und betrieben."

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Diese klare Benennung von Kompetenzen würde die Planung deutlich erleichtern. Radschnellwege brauchen - anders als konventionelle Radwege - viel Platz. Mindestens vier Meter in der Breite empfiehlt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club bei zwei Spuren, drei Meter bei nur einer Fahrtrichtung. Das sei notwendig, um gefahrloses Überholen zu ermöglichen. So unterscheiden sich Radschnellwege kaum von normalen Straßen - mit Brücken und Unterführungen sollen zudem Kreuzungspunkte mit dem Kraftverkehr vermieden werden.

Ein Problem hat indes auch der Kreistag des Landkreises München erkannt: Grundstücksverhandlungen könnten den Bau von neuen Highways für Radler verzögern; aus diesem Grund sei es unerlässlich, die Kompetenzen in eine Hand - in diesem Fall des Freistaates Bayern - zu legen.

Der Wille bei vielen Bürgern, auf das Fahrrad umzusteigen, sei vorhanden, sagt Büchler: "Man muss ihnen nur die Möglichkeit dazu geben. Auch den Pendlern aus der Stadt." Mittlerweile hätten sich die Pendlerströme verändert: Es fahren morgens etwa mehr Menschen aus München in den Landkreis München in die Arbeit als in die entgegen gesetzte Richtung. Daher sei ein Radschnellweg von München zur Universität nach Garching oder zum wichtigen Wirtschaftsstandort Unterschleißheim prädestiniert als Pilotstrecke.

Fünf Kilometer ist der erste realisierte Teilabschnitt der Vision einer Autobahn für Radfahrer im Ruhrgebiet - mit zehn sogenannten Anschlussstellen, um zügig auf den Schnellweg zu kommen. Mitten in der einst qualmenden Industrieregion lässt sich der Wandel bestaunen, der bald auch die Landkreise rund um die Landeshauptstadt erfassen könnte.

© SZ vom 01.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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