Pullach:Eine Rikscha erfüllt Herzenswünsche

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Thomas Hirschi auf der Rikscha mit Bewohnerin Else Leidner und dem Leiter des Hauses am Wiesenweg Markus Stroh. (Foto: Gemeinde Pullach)

Thomas Hirschi macht Rikscha-Ausflüge mit den Bewohnern des Pflegeheims Haus am Wiesenweg. Weil die Nachfrage so riesig ist, sucht er jetzt weitere ehrenamtliche Fahrer.

Von Lisa Marie Wimmer, Pullach

Else Leidner ist Stammgast auf der Rikscha von Thomas Hirschi. Seit zwei Jahren macht die 94-Jährige regelmäßig Ausflüge mit Hirschi auf seinem elektrisierten Dreirad mit Sitzbank. "Ich durfte bei den ersten Fahrten gleich mitkommen", sagt die Seniorin: "Das hat mir auf Anhieb viel Freude gemacht." Vor allem bei den Fahrten nach München seien "viele schöne Erinnerungen wieder wach geworden", berichtet die 94-Jährige.

Im Mai 2022 kaufte das Pullacher Pflegeheim Haus am Wiesenweg, in dem Thomas Hirschi Leiter der Sozialen Betreuung ist, mit Spenden die besagte Rikscha. Auf die Idee zu den Rikscha-Ausflügen hatte Thomas Hirschi ein Freund gebracht, der solch ein Projekt aus Dänemark kannte. Seither radelt Hirschi mit den Senioren durch das Pullacher Umland und erfüllt, wie er sagt, "Herzenswünsche" der Bewohnerinnen und Bewohner.

Weil die Nachfrage der Pullacher Senioren nach solchen Ausflügen so groß ist, fährt der 52-Jährige teilweise sogar in seiner Freizeit am Wochenende. "Es macht eben auch unheimlich viel Spaß zu fahren", sagt er. Auch bekomme man ganz viel von den Fahrgästen zurück und lerne noch einiges über München und die Gegend, sagt der Pullacher. "Herr Hirschi investiert wirklich sehr viel Zeit für die Leute hier", lobt ihn sein treuer Fahrgast Else Leidner: "Ich habe schon viele herrliche Fahrten mit ihm gemacht. Eine größere Freude könnte er mir gar nicht machen."

Dank Elektromotor sind auch längere Strecken kein Hindernis für den Chauffeur Hirschi. Die längste Tour, die er bisher mit Bewohnern gemacht hat, war zum Seehaus im Englischen Garten mitten in München. Über 35 Kilometer legten sie an dem Tag zurück. Aber auch zum Schloss Nymphenburg ist der Pullacher schon geradelt. Dabei seien es oft die ganz individuellen Wünsche der Bewohner, die Hirschi erfüllt. Eine Bewohnerin wollte zum Beispiel gerne noch mal an ihre ehemalige Arbeitsstätte, eine Kirche in Baierbrunn. Eine andere wünschte sich eine Fahrt nach Maria Eich in Planegg, wo sie früher mit ihrer Mutter immer die Gottesdienste besucht hatte. "Es sind aber auch die kleinen Runden, die große Freude bereiten", sagt der 52-Jährige: "Das Ziel ist es, einfach den Aktionsradius zu erweitern." Dazu zählen auch alltägliche Dinge wie die Einkaufsfahrten zum Supermarkt oder ins Schuhgeschäft, die im Haus am Wiesenweg nach Möglichkeit nicht mit dem Auto, sondern eben mit der Rikscha gemacht werden.

Thomas Hirschi und zwei Heim-Bewohnerinnen bei einem Ausflug bei bestem Wetter mit der Rikscha zur Baierbrunner Pfarrkirche St. Peter und Paul. (Foto: privat)

Besonders beliebt sind die Fahrten zur Isar und am Kanal entlang bis nach Thalkirchen. "Gerade an schönen Tagen sind unten an der Isar ja auch immer viele Menschen unterwegs. Die schauen nach uns und winken uns zu", freut sich die 94-jährige Else Leidner. Zu übersehen ist das Pullacher Gefährt in keinem Fall - und zu überhören auch nicht, denn "wir haben immer Musik dabei", sagt Thomas Hirschi: "Die Senioren hören aus dem Lautsprecher am liebsten Schlager. Sie genießen das doch sehr."

Um die immer länger werdende Liste der Anfragen "abradeln" zu können, benötigt Thomas Hirschi allerdings Hilfe. Und so hofft er nun auf Ehrenamtliche, die genauso viel Freude auf dem Rad haben wie er und Lust auf kurze und ebenso lange Spritztouren mit den Senioren. "Selbst eine Stunde in der Woche wäre für uns schon ein Zugewinn", sagt Hirschi. "Das ist eine Stunde mehr, in der die Rikscha bewegt wird und unsere Bewohnerinnen und Bewohner eine schöne Zeit haben."

Interessenten können sich direkt bei Thomas Hirschi per E-Mail unter thomas.hirschi@paritaet-bayern.de oder per Telefon unter 089/74 41 52 30 10 melden.

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