Pullach:CSU und WIP kippen Schwimmbad-Pläne

Lesezeit: 2 min

Obwohl das Konzept für die Kuhwiese bereits weit gediehen ist, soll der Neubau jetzt am alten Standort errichtet werden.

Von Michael Morosow, Pullach

"Wir haben jetzt ein Ergebnis und können weiterarbeiten", sagte Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) im Juli 2017 zufrieden, nachdem der Gemeinderat mehrheitlich für einen Neubau des Freizeitbades auf der Kuhwiese westlich des Otfried-Preußler-Gymnasiums gestimmt hatte.

Seit Dienstag gilt die Parole: "Alles zurück auf Null." Mit elf zu sieben beziehungsweise zehn zu acht Stimmen hat der Gemeinderat am Dienstagabend in getrennten Abstimmungen beschlossen, seinen alten Beschluss aufzuheben, gleichzeitig die Planungen für den Schwimmbadneubau auf der Kuhwiese einzustellen und stattdessen für einen Neubau auf dem bisherigen Standort an der Hans-Keis-Straße aufzunehmen.

Damit entsprach die Ratsmehrheit aus Vertretern der CSU, der Wählergruppe Wir in Pullach (WIP) und teilweise der FDP dem Antrag der WIP. Zuvor war der Vorschlag von Holger Ptacek (SPD) abgeschmettert worden. Dieser sah vor, eine Abstimmung zum WIP-Antrag zurückzustellen, eine Machbarkeitsstudie auch für einen Neubau an alter Stelle erstellen zu lassen, am Ende beide Gutachten zu vergleichen und dann zu entscheiden. Seit er vor elf Jahren in den Gemeinderat eingezogen sei, werde über das Schwimmbad diskutiert, sagte Alexander Betz (FDP): "Bitte nicht noch mehr Studien!"

Wie auch andere Antragsgegner reagierte Ptacek mit Unverständnis und genervt auf den Vorstoß der WIP-Fraktion. Das sei ein Zeichen von "purer Verzweiflung über das Ausmaß der Unfähigkeit", bei einem beschlossenen Projekt zu bleiben und dieses durchzuziehen, sagt Ptacek an CSU-Fraktionschef Andreas Most gewandt, der ihm Polemik vorgehalten hatte. "Wir setzen alles auf Null, vielen Dank dafür", sagte nach der Abstimmung Fabian Müller-Klug (Grüne). Am deutlichsten äußerte Arnulf Mallach (SPD) sein Missfallen über den Vorstoß der WIP und einige Wortmeldungen zur Sache. "Ich kann das nicht verstehen, aber in Pullach gibt es einen gewissen Dilettantismus, da weiß jeder alles besser als die Fachleute."

Eine neue Idee, oder doch nur alt Bekanntes?

Johannes Schuster von der WIP hatte kurz zuvor eine weitere, nach seinen Angaben am Vortag erst entwickelte Idee vorgetragen: ein Neubau des Freizeitbades auf der Liegewiese am alten Standort bei gleichzeitigem Betrieb des alten Bades, danach ein Abriss des alten Bades und eine Liegewiese an seine Stelle. "Das sind Fragen, die alle schon beantwortet wurden", sagte Tausendfreund verärgert, und der Leiter der Bautechnik im Rathaus, Peter Kotzur, ergänzte: "Diese Option ist nur theoretisch, das haben wir bereits festgestellt."

Auch das von der WIP vorgetragene Argument, die Anwohner der Kuhwiese hätten bereits mit rechtlichen Schritten gedroht, weshalb von höheren Gesamtkosten und einer Gesamtdauer bis zur Fertigstellung von bis zu neun Jahren ausgegangen werden müsse, während an der Hans-Keis-Straße keine erheblichen Ausgaben für Gutachter, Anwalt und Gerichtskosten anfielen, missfiel einigen Antragsgegnern. Warum könne man davon ausgehen, dass bei einem Neubau auf der Liegewiese keine Proteste der Anwohner zu erwarten seien, fragte Sabine Horak (SPD).

Nach dem Beschluss für eine Kehrtwende wussten mindestens zwei Gäste im Sitzungssaal, dass auf ihr Kommen eigentlich hätte verzichtet werden können: die Architektin Christine Jeschke und der Schallschutztechniker Thomas Maly. Beide hatten zu Beginn dem Gremium vom Ergebnis ihrer Arbeiten berichtet, die sie im Auftrag der Gemeinde geleistet hatten. Beide nahmen das Abstimmungsergebnis gelassen zur Kenntnis. "Sie dürfen sich gerne wieder melden, wenn Sie Probleme haben", sagte die Architektin in die Runde, bevor sie den Saal verließ.

Während der Diskussionsrunde hatte sie unter anderem den Gedanken der WIP verworfen, bei laufendem Betrieb des bestehenden Bades daneben ein neues hochzuziehen. Allein der Abriss dauere ein Dreivierteljahr und sei mit viel Lärm und Staub verbunden. "Das wäre schön, aber unrealistisch", sagte Jeschke. Ihr Kollege Thomas Maly erklärte dem Gremium, das größte Problem sei der Lärmschutz nach 22 Uhr bei laufendem Saunabetrieb. Schallschutztechnisch sieht Maly allerdings keinen Unterschied zwischen beiden Standorten.

© SZ vom 11.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: