Ortsentwicklung in Planegg:"Im Wachstum liegt halt auch eine große Chance"

Lesezeit: 2 min

Nach dem Abriss der Gaststätte Heide-Volm und dem Erwerb des Grundstücks steht die Gemeinde Planegg vor einer großen städtebaulichen Herausforderung. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Bürgermeister Hermann Nafziger erläutert im SZ-Interview die Pläne der Gemeinde für das Heide-Volm-Grundstück und verteidigt die umstrittene Vergrößerung des Gewerbegebiets Steinkirchen.

Von Rainer Rutz, Planegg

Einmal im Jahr zieht sich der Planegger Gemeinderat zu einer zweitägigen Klausur zurück, meist in ein Hotel oder eine Unterkunft im bayerischen Oberland. Hier werden in lockerer Runde die Themen besprochen, die im laufenden Etat-Jahr angegangen werden sollen und es werden erste Vorentscheidungen getroffen. Im Interview erzählt Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU), wo die Reise hingeht.

SZ: Herr Nafziger, welche Themen standen bei der Klausur im Oktober im Fokus?

Nafziger: Die große und alles umspannende Frage lautet: Wo wollen wir hin? Es gibt einen Zwiespalt: Wir können es nicht jedem recht machen. Gerade in Planegg stehen wir vor großen Herausforderungen: 2023 wird mit großer Wahrscheinlichkeit ein Jahr, in dem wir nach langer Zeit uns wieder verschulden müssen. Es gibt große Projekte, die wir angehen wollen und müssen.

Das größte dürfte wohl der geplante Erwerb des Heide-Volm-Grundstücks sein. Die Rede ist von einer Summe über 20 Millionen Euro für rund 14 000 Quadratmeter in bester Lage. Kann die Gemeinde überhaupt derartige Summen stemmen oder wäre es nicht besser, das Ganze einem Investor zu überlassen?

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Wir sind eine gesunde Gemeinde und stehen finanziell gut da. Dieses Grundstück ist in jeder Hinsicht ein Gewinn und eine Herausforderung. Es gut zu bebauen, ist die größte Herausforderung der letzten Jahrzehnte für Planegg.

Es zu kaufen, würde eine hohe Verschuldung mit sich bringen...

Das ist ein Filetgrundstück, ich sehe da überhaupt kein Risiko. Wir lassen gerade durch ein Gutachten den marktgerechten Wert ermitteln. Und vergessen Sie nicht: Wir haben die Trümpfe in der Hand. Denn die Gemeinde bestimmt das Baurecht. Der Wert dieses Grundstücks bleibt und er wird weiter steigen.

Wie laufen die Verhandlungen?

Ich kann hier natürlich nicht ins Detail gehen. Aber man beginnt sich anzunähern. Ich will einen Konsens und ich will, dass man sich in den nächsten Monaten einigt.

Die Planegger und Planeggerinnen müssen also nicht jahrelang mit einer riesigen Baugrube und Bauschutt am Bahnhof leben?

Nein, davon gehe ich aus. Wir wollen endlich loslegen.

Was ist mit den Ergebnissen der diversen Architektenwettbewerbe, die es ja schließlich schon gibt?

Natürlich müssen wir noch einmal überplanen. Es gibt ja auch so viele Ideen: Wohnungsbau, Läden, Infrastruktureinrichtungen, ein Supermarkt, Tiefgaragen. Und noch nicht entschieden ist, ob unsere Polizeiinspektion an den Bahnhof will, wie wir das angeboten haben. Wir wollen die Polizei unbedingt im Ort halten. Auf diese Entscheidung warten wir gespannt, davon hängt vieles ab. Alles ist im Fluss.

Welche Projekte stehen noch im Vordergrund?

Mit dem U-Bahnbau geht es jetzt richtig los - eine Riesenchance für Planegg und Martinsried. Die infrastrukturellen Vorteile durch das Massenverkehrsmittel sind riesengroß, übrigens auch für den benachbarten Wissenschafts-Campus. Außerdem müssen wir unsere Versorgung für Kinder ausbauen, da stehen zweistellige Millionenbeträge an. Der Wertstoffhof muss saniert werden. Allein die Sanierungen der Wohnungen in der Münchner Straße kosten uns fünf Millionen Euro, und wir brauchen weiteren sozialen Wohnraum.

Sieht so aus, als hätten Sie ein geheimes Füllhorn?

Ich bin sicher: Auch 2021 wird finanziell ein gutes Jahr - trotz Corona. Planegg ist eine super Gemeinde.

Verliert die Gemeinde nicht ihr Gesicht, wenn es nur um Vergrößerung oder Verstädterung geht? Beispielsweise auch um die Vergrößerung des Gewerbegebiets in Steinkirchen?

Wir werden Planegg nicht den Grundcharakter nehmen, wir bleiben eine grüne Gemeinde. Aber im Wachstum liegt halt auch eine große Chance für soziale Einrichtungen oder neue Wohnungen, für mehr Klimaschutz. Wir können es uns definitiv nicht leisten, unsere großen Firmen und Gewerbesteuerzahler gehen zu lassen. Die Erweiterung in Steinkirchen wird umweltverträglich sein. Wir müssen auch sonst in die Umwelt und in den Klimaschutz investieren. Die Ökologie-Ökonomie-Bilanz muss stimmen. Meine Devise lautet: Beschaff dir erst die Mittel und dann tu es.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Wirtschaftsförderung
:Gräfelfing und Planegg setzen auf eine Karte

Mit der neuen Würmtalcard kann man in Läden, Lokalen und bei Dienstleistern in beiden Gemeinden bezahlen und sparen

Von Rainer Rutz

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: