Planegg:Hitzige Diskussion ums Eisstadion

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Buntes Treiben: Der Eiswunder in Planegg vor der Schließung. (Foto: Robert Haas)

Der Gemeinderat streitet darüber, ob sich die Gemeinde vor dem Hintergrund von Klimawandel und steigenden Energiekosten eine Wintersportstätte leisten soll.

Von Rainer Rutz, Planegg

Das Planegger "Eiswunder", die beliebte Eissportfläche am Feodor-Lynen-Gymnasium, wird vorerst nicht wiederbelebt. Nach vier Stunden hitziger Diskussion hat der Gemeinderat am späten Donnerstagabend entschieden, das Thema erst einmal zurückzustellen und in kleinen Gremien weiter zu verhandeln. Konkret geht es um die Frage, ob die seit fast zwei Jahren stillgelegte Fläche mit einem neuen Energiekonzept wiedereröffnet werden soll. Diskutiert wird, neben dem Winterbetrieb auch Sommersport zuzulassen. Dazu müsste das Stadion aber umgebaut werden und sinnvollerweise auch ein Dach erhalten - Baukosten, die leicht die Zwei-Millionen-Euro-Marke überschreiten könnten, wie Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) erläuterte.

Die Gemeindeverwaltung hat ein aufwändiges Konzept erarbeiten lassen. Niki Warchola, der Chef eines Unternehmens für Kunsteisflächen, war dazu vom Gemeinderat zu einem Workshop eingeladen worden, am Donnerstag stellte er die Ergebnisse im Gemeinderat vor. Danach ist - so steht es auch im Beschlussvorschlag der Rathausverwaltung - eine kombinierte Kauf-Miet-Lösung für die Kühltechnik und die notwendige Kältemaschine denkbar. In Frage kommen soll laut dem Experten nur herausragende und vor allem nachhaltige Technik. Im Vergleich zu bisher würde dadurch rund ein Drittel an Energie eingespart, Winterbetrieb und Sommerbetrieb seien gleichermaßen denkbar. Das Ganze würde - ohne Dach - rund 450 000 Euro kosten.

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Bürgermeister Nafziger machte gleich zu Beginn der Debatte klar, dass er eigentlich gegen jedwede Form von Eisfläche sei, allerdings würde er sich der Gemeinderatsmehrheit beugen. "Bei solchen Anlagen muss man sich auch den Beipackzettel anschauen", sagte Nafziger. "Wir nehmen viel Geld in die Hand. Es geht aber um die Zukunftssicherheit der Gemeinde. Wir haben den Klimawandel, der Trinkwasserspiegel im Würmtal sinkt. Wir müssen Leitungen für Geothermie bauen, es fehlen Wohnungen. Das alles kostet viele Millionen." Er bezweifle, dass Wintersportanlagen überhaupt noch sinnvoll sind, so Nafziger. "Überall zieht sich der Winter zurück."

Die Gemeinderäte debattieren leidenschaftlich darüber, ob Eissport noch zeitgemäß ist

Die Aussagen des Bürgermeisters führten zu einer leidenschaftlichen Debatte quer durch die Fraktionen. Florian Großelfinger (CSU), Michael Book (CSU), Giovanni Samantaro (CSU), Peter von Schall-Riaucour (PPM), Fritz Haugg und Susanne Trenkle (beide FDP) sprachen sich vehement für eine neue Eisfläche aus. Immer wieder unterbrach der Bürgermeister ein und sprach von seiner "Verantwortung für das Wohl der Gemeinde". Unterstützt wurde er unter anderem von Jürgen Peters (Grüne) und Philipp Pollems (PPM). Der nannte es "Irrsinn", heutzutage ein Eisstadion zu bauen. "Die Zeiten sind vorbei, die Berge sind grün. Wir wollen doch keine rückwärtsgewandte Gemeinde sein."

Peters sprach von "einem Grundsatzentscheid zum Klimaschutz". Er verwies darauf, dass nur ein Prozent des Planegger Stroms aus erneuerbarer Energie stamme - "das ist der letzte Platz im Landkreis München". Die langwierige Debatte wurde zunehmend aggressiver. Schall-Riaucour warf dem Bürgermeister "fehlenden Mut" vor, Florian Großelfinger (CSU) sagte, nach der Schließung der Eisfläche habe er das Gefühl, "Planegg wolle die Welt retten". Er sprach von "vorgeschobenen Argumenten" und "einer unsäglichen Debatte". "Wir vergeben heute eine große Chance." Nafziger konterte: "Es ist nicht unsere Aufgabe, für alles zu sorgen. Ein Eiswunder sichert nicht unsere Zukunft. Wir überfordern uns".

Felix Kempf (SPD) beruhigte schließlich die Gemüter. Sein Vorschlag, das Thema ein weiteres Mal zu vertagen und intern zu diskutieren, wurde mit knapper Mehrheit angenommen. Das bedeutet aber, dass das Planegger Eiswunder - und auch ein möglicher Sommerbetrieb - zumindest im laufenden Jahr und in der nächsten Wintersaison keine Chance auf Verwirklichung hat.

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