Energiekrise:Gerüstet für einen möglichen Blackout

Lesezeit: 2 min

Kein Strom mehr, was dann? (Foto: Laurent Cipriani/dpa)

Planegg stellt eine halbe Million Euro für Vorsorgemaßnahmen bereit und richtet einen Krisenstab ein.

Von Rainer Rutz, Planegg

Kein Strom, kein Gas, keine Heizung, kein Telefon, kein MVV, eingeschränkte Hilfsdienste und geschlossene Läden: Dieses Horrorszenario könnte angesichts der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise durchaus eintreten - sagt die Politik und fordert Vorsorgemaßnahmen. In Planegg nimmt man die Warnungen sehr ernst und ergreift eine Fülle von Maßnahmen, die bei einem totalen oder teilweisen Blackout greifen sollen. Das kostet viel Geld. Der Hauptausschuss des Gemeinderats genehmigte jetzt erst einmal rund eine halbe Million Euro für den Ernstfall.

Der frühere Kreisbrandmeister Walter Probst und Mitglieder der Planegger Feuerwehr haben zusammen mit Polizei und Hilfsdiensten sowie dem Würmtal-Zweckverband in den vergangenen Monaten zusammengetragen, was für den Notfall geplant werden muss. Vieles, sagte Probst den Gemeinderäten, sei schon organisiert, man baue auf den Erfahrungen anderer Kommunen und der Vergangenheit auf: "Ein Grundstock ist bereits vorhanden." Dazu gehören eine Fülle von technischen Geräten wie Heizgebläse, Funkgeräte, rund 20 000 Liter Benzin und Diesel, etliche Stromerzeuger unterschiedlicher Stärke, Satellitentelefone, Lebensmittelvorrat, Container und vieles mehr. Es wird von einem Krisenstab verwaltet, dem Mitglieder des Gemeinderats, Feuerwehr, Polizei und Techniker angehören.

Zentrale Anlaufstellen für die Bevölkerung sind so genannte Kat-Leuchttürme. Drei von ihnen werden in Form von Informations-und Hilfszentralen in Planegg und Martinsried installiert: An der evangelischen Waldkirche, der Grundschule Planegg und der Grundschule Martinsried; alle sind zu Fuß binnen 30 Minuten erreichbar. Die Zentren sind mit Personal ausgestattet und organisieren die Notversorgung. Sie sind auch zuständig für Notrufe, falls die Telefone nicht mehr funktionieren. Es gibt zudem zeitliche Vorgaben: So muss die Gemeinde zum Beispiel 72 Stunden gegen einen Stromausfall gewappnet sein, beim Mobilfunk sind es nur 24 Stunden. Ein Zusammenbruch jeglicher Infrastruktur über einen Zeitraum von mindestens 96 Stunden, sagte Probst, hätte sozusagen rechnerisch fatale Folgen: "Wir müssten mit 315 Toten rechnen und einem materiellen Schaden von einer Milliarde Euro" Die Planegger sollen Anfang Januar mit einer Broschüre über alle denkbaren Fälle und Maßnahmen informiert werden. Im Notfall soll es ständige Informationen geben, auch durch die Medien.

Auf eine Frage von Gemeinderat Peter von Schall-Riaucour (PPM), wie ernst man denn derartige Szenarien nehmen müsse, meinte Probst, er glaube nicht an einem Komplettausfall der Gasversorgung, da die Speicher zumindest bis März bundesweit voll seien. Auch einen Blackout durch einen Ausfall der Stromversorgung über einen längeren Zeitraum hält der Fachmann für "unrealistisch". Denkbar sei allerdings ein angekündigter Stromausfall wegen Überlastung der Kapazitäten. Die von Probst genannte Vorlaufzeit von drei bis vier Stunden, bevor Maßnahmen greifen, hält von Schall für "viel zu lange: Da entsteht Panik". Dies wie Probst zurück. In anderen Kommunen, auch Großstädten, habe man eine viel längere Vorlaufzeit. Schließlich gebe es öfter mal Stromausfälle, eine Panikstimmung habe er dabei noch nie beobachtet. Man sei seit Jahrzehnten auf Notlagen vorbereitet. Deutlich wurde auch: Die Institute auf dem Campus in Martinsried müssen für sich selbst sorgen. Dies gelte auch für private Unternehmen und Einkaufszentren, sagte Probst. Sie seien allerdings in den meisten Fällen mit Notstromaggregaten" ausgestattet. Anders verhalte es sich mit Krankenhäusern. In Planegg gibt es die Urologische Klinik, deren Versorgung eine große Rolle spiele.

In den nächsten Monaten wollen Gemeinde und Krisenstab die Vorsorgemaßnahmen ausweiten. Ein Problem dabei sei, sagte Probst, dass es Lieferengpässe für etliche Geräte gebe - etwa die wichtigen Notstromaggregate.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: