Ottobrunn:Kranke Erzieherinnen - Kita muss schließen

Lesezeit: 3 min

Die Villa Kunterbunt in Ottobrunn ist derzeit geschlossen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Weil fünf Mitarbeiterinnen krank sind, kann der Betrieb der Kita "Villa Kunterbunt" in Ottobrunn derzeit nicht aufrechterhalten werden. Nur für einen Teil der Kinder ist bisher eine Notlösung gefunden.

Von Daniela Bode, Ottobrunn

Weil sich fünf Mitarbeiterinnen krank gemeldet haben, können im Kinderhaus Villa Kunterbunt in Ottobrunn seit mehr als einer Woche keine Kinder betreut werden. Am Freitag, 6. Mai, erfuhren die Eltern, dass die von der gemeindlichen Kita Ottobrunn GmbH betriebene Einrichtung vom Montag darauf an wegen des hohen Krankenstands erst einmal geschlossen bleiben müsse. Kita-GmbH-Geschäftsführerin Kerstin Patel und die Gemeinde als Gesellschafterin haben zwar inzwischen eine Notlösung für die meisten Kinder auf die Beine gestellt; der Vater eines Hortkinds, der nicht namentlich genannt werden will, spricht dennoch von einem "satten Problem" für viele Familien, zumal es für einige Hortkinder noch keine Lösung gibt. Inwiefern die massiven Unstimmigkeiten, die offenbar zwischen der Geschäftsführerin und einem Teil des Personals herrschen, eine Rolle spielen, lässt sich nicht beurteilen. Den Eltern jedenfalls wird es allmählich zu bunt.

Unter dem Dach der Villa Kunterbunt sind eine Kindergartengruppe und zwei Hortgruppen untergebracht. Normalerweise arbeiten dort neun Mitarbeiterinnen, von denen nun fünf im Krankenstand sind. Da vier der Krankgemeldeten Fachkräfte sind und jene vier, die noch zur Arbeit kommen, vor allem Ergänzungskräfte, ist die gesetzlich vorgeschriebene Quote nicht eingehalten. "Außerdem können die vier nicht so viele Kinder betreuen", sagt Patel. Daher kann der Betrieb momentan nicht aufrecht erhalten werden. Von Montag bis Mittwoch vergangener Woche waren alle Eltern gezwungen, ihre Kinder selbst zu betreuen. Am vergangenen Dienstag fand im Wolf-Ferrari-Haus ein Informationsabend unter anderem mit Bürgermeister Thomas Loderer (CSU), Hauptamtsleiter Wolfgang Walter, Geschäftsführerin Patel und Eltern statt.

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Dort erfuhren die Eltern, wie die Situation vorübergehend gelöst werden soll: Am vergangenen Donnerstag wurde die Kindergartengruppe samt den anwesenden Kräften aus der Villa Kunterbunt zu der Kita-GmbH-Einrichtung "Die Strolche" verlagert, wo derzeit Platz ist. Von diesem Montag an können 15 Hortkinder ebenfalls dort betreut werden. Für die anderen 30 Hortkinder wird noch "händeringend" nach einer Lösung gesucht, wie Patel sagt. Angedacht ist eine Art Mittagsbetreuung in den Räumen der Villa Kunterbunt, bei der auch nicht pädagogische Kräfte tätig sein können. "Wir suchen momentan berufsähnliche Personen, ich habe gerade mit einer Studentin gesprochen, die voraussichtlich anfangen wird", sagt Patel. Für die Hortkinder wird ein Fahrdienst angeboten.

"Der Frust der Eltern ist mehr als verständlich", sagt Bürgermeister Loderer

"Der Frust der Eltern ist mehr als verständlich", sagt Loderer. Auch Patel bedauert, dass die Kinder unter der Situation leiden müssen. Sowohl der Bürgermeister als auch die Kita-GmbH-Geschäftsführerin betonen, dass ihr Ziel natürlich sei, wieder einen Normalbetrieb zu ermöglichen. Zur Kritik mancher Eltern, die Nachricht von der Schließung der Einrichtung sei am vorvergangenen Freitag zu kurzfristig gekommen, sagt Patel: "Ich habe mich so schnell gemeldet, wie ich konnte." Die interne Abstimmung sei aber erst am Donnerstagabend beendet gewesen. Die Geschäftsführerin bedauert, dass diese Notlösung erforderlich sei. Ihrer Ansicht nach wäre die Politik gefordert, angesichts des Fachkräftemangels den Personalschlüssel weniger strikt zu handhaben und zu erlauben, dass in Notsituationen auch Hilfskräfte aushelfen dürfen.

Die verkürzten Betreuungszeiten für die ausgelagerten Kindergartenkinder von nun 7.30 bis 14 Uhr und im Hort bis 15 Uhr statt bis 17 Uhr bedeuten für die Eltern freilich eine große Herausforderung. Der Vater, der seinen Namen nicht nennen will, muss sein Hortkind derzeit selbst betreuen. Die Eltern, für deren Kinder bisher keine Lösung gefunden wurde, helfen sich gegenseitig. "Natürlich kann man kein Personal herzaubern", räumt der Ottobrunner Familienvater ein. Die Last aber trügen die Eltern, die Leistung sei schlechter und trotzdem müssten sie wie schon in den vergangenen Monaten die volle Gebühr zahlen. "Es ist eine Vollkatastrophe für alle." Mit Blick auf die Gebühren versprach Bürgermeister Loderer bei dem Informationsabend Abhilfe und sagte kulante Lösungen zu.

Wegen des Fachkräftemangels ist auch in vielen anderen Kinderbetreuungseinrichtungen immer wieder das Personal knapp. Das war auch in der Villa Kunterbunt in der Vergangenheit immer wieder mal so. Man behalf sich aber bisher unter anderem mit Kräften aus anderen Einrichtungen der Kita Ottobrunn GmbH, unter deren Dach insgesamt acht Einrichtungen in der Gemeinde stehen.

Zwischen der Leitung der Einrichtung und der Geschäftsführung der Kita-GmbH gibt es schon länger Unstimmigkeiten

Dass nun fünf Mitarbeiterinnen gleichzeitig krank sind, ist freilich auffällig. Manch einer legt es als "Hilfeschrei" aus. "Es ist bekannt, dass es zwischen der Geschäftsführung und den beiden Einrichtungsleiterinnen Unstimmigkeiten gibt", bestätigt Loderer auf Nachfrage. Wie zu hören ist, sind die Unstimmigkeiten bereits Gegenstand von Gerichtsverfahren. Patel möchte sich dazu nicht öffentlich äußern, die Leiterin der Einrichtung war nicht zu erreichen. Dem Vernehmen nach soll es unter anderem um unterschiedliche Arbeitsauffassungen gehen. Der Vater, der nicht genannt werden will, will für keine Seite Partei ergreifen und ist der Meinung, die Eltern hätten nicht genug Einblick in die Interna. Wegen Corona habe vieles in jüngster Zeit nicht stattgefunden und es sei viel weniger kommuniziert worden. Er verweist aber darauf, dass sieben der acht Häuser der Kita Ottobrunn GmbH offenbar gut laufen.

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