Mitten in Ottobrunn:Warten auf die Bahn

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An der Ottostraße wird der Übergang über die Gleise saniert - wenn's wahr ist. In Sauerlach können sie ein Lied davon singen.

Kolumne von Martin Mühlfenzl

In Ottobrunn ist derzeit kaum ein Durchkommen. Vorsorglich hat sich Bürgermeister Thomas Loderer schon vor Wochen via Gemeindeblatt bei den Bürgerinnen und Bürgern entschuldigt und um Verständnis gebeten. Denn in der Gemeinde wird an allen Ecken und Enden gebaut, gebuddelt, gebaggert - vor allem Wasser-, Fernwärmeleitungen und Glasfaserkabel werden unter die Erde gebracht, damit in nicht allzu ferner Zukunft Daten, Heiß- und Grundwasser durch die Rohre fließen wie einst Milch und Honig in Kanaan. Doch nun soll im kommenden Jahr noch eine weitere Baustelle hinzukommen, die eine der wichtigsten Verkehrsadern Ottobrunn einige Zeit lahm legen dürfte; über die man sich andernorts im Landkreis München aber freuen würde wie über ein Geschenk Gottes.

Tatsächlich aber ist es nur die Deutsche Bahn, die Ottobrunn zugesichert hat, von August 2024 an am Bahnübergang Ottostraße das Gleisbett und die Sicherheitstechnik zu erneuern. Wobei das fast auf das Gleiche hinausläuft, denn ob, wann und wie der Konzern etwas baut, ist für Normalsterbliche unergründlich. Davon können sie etwas weiter südlich in Sauerlach ein Lied singen, wo seit mehreren Monaten eine Posse der ganz anderen Art aufgeführt wird.

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Nachdem die Bahn nach offensichtlich intensiver, interner Recherche draufgekommen ist, dass die Signaltechnik an mehreren Bahnübergängen entlang der S 3 sein Verfallsdatum überschritten hat und erneuert werden muss, regeln seitdem im 24-Stunden-Betrieb Schrankenwärter am Übergang in Lochhofen den Betrieb. Und das mindestens noch bis ins kommende Jahr hinein. Eigentlich wollte die Bahn den Bahnübergang an der Kleefeldstraße ja ganz schließen, musste nach Protesten vor allem der Sportler des SV Arget, deren Sportplatz auf der anderen Seite der Gleise liegt, zurückrudern und hat nun einen Plan zur Sanierung vorgelegt, der aber vom Gemeinderat wieder zurückgeschickt wurde, weil er fehlerhaft war.

Ohnehin herrscht in Sauerlach großes Misstrauen gegenüber der Bahn. Die Angst geht um, dass der Konzern von seinem Versprechen einer Sanierung und vor allem der Kostenübernahme doch noch abrücken könnte. Dann wäre auch hier kein Durchkommen mehr - und zwar auf immer und ewig. Das droht den Ottobrunnern in der Ottostraße zwar nicht. Aber ob die Sanierung des dortigen Bahnübergangs wirklich kommt, das weiß nur der liebe Gott oder möglicherweise die Bahn.

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