Wenn in Haar vom "Filetstück" die Rede ist, geht es nicht zwangsläufig ums Essen. Der sogenannten Finckwiese im Osten der Gemeinde wird gerne das Premium-Prädikat angehängt, weil sie die letzte große freie Fläche am Ort ist, auf der wirklich Großes entstehen könnte. Nun beflügelt wieder einmal dieses 15 Hektar große Areal die Fantasie. Denn der Eigentümer hat ein Konzept entwickelt, wie es künftig genutzt werden könnte.
Vertreter der Dibag Industriebau AG, hinter welcher der Bauunternehmer Alfons Doblinger steht, stellen am kommenden Dienstag in einer Sondersitzung dem Gemeinderat ihre Pläne vor. Diese dürften an das herankommen, was Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) als eine Art "Öko-Gewerbegebiet" skizziert hat.
Sorge vor mehr Verkehr
In regelmäßigen Abständen wird die Finckwiese in Haar zum Thema, die sich südlich der Wasserburger Straße und östlich der Grasbrunner Straße erstreckt. Und dann geht es nicht immer nur um Hoffnungen auf lukrative Gewerbesteuerzahler. Es sind dann auch die Anwohner im weiteren Umfeld alarmiert. So wie zuletzt im Jahr 2016 und 2017, als das Areal in einer engeren Auswahl für eine Ansiedlung des Forschungszentrums von BMW war, an dem ein autonom und natürlich auch voll elektrisch fahrender Fahrzeugtyp entwickelt werden sollte.
Damals ging der Zuschlag an Unterschleißheim. Haar hatte davor aber aufregende Wochen und Monate erlebt, in denen in Zusammenarbeit mit der Dibag in kürzester Zeit ein Konzept für eine Bebauung erstellt wurde, um BMW den Standort schmackhaft zu machen und möglichst auch Haarer Interessen zu wahren. Das Gelände sollte, soweit wie möglich, zugänglich bleiben. Und der Verkehr für die Anwohner sollte begrenzt sein. Dennoch gab es Befürchtungen, und in Bürgerversammlungen wurden Proteste laut.
Bürgermeister Andreas Bukowski ist rückblickend nicht unglücklich darüber, wie es vor seiner Amtszeit gelaufen ist. Er glaubt im Nachhinein, dass die BMW-Ansiedlung Haar zum "großen Schaden" hätte gereichen können. Es wäre wohl ein "erratischer Block", also ein "abgeschottetes Gebiet" im Gemeindegebiet geworden. Die Menschen, die nicht dort arbeiteten, hätten womöglich nicht viel Positives davon gehabt.
Nun hofft Bukowski, der naturgemäß zumindest eine Ahnung hat, was kommt, auf "einige spannende Ideen" des Grundstückseigentümers. Die Dibag will erst in der Sondersitzung ihre Vorstellungen publik machen. Dem Bürgermeister schwebt ein nachhaltiges Gewerbegebiet auf der Finckwiese vor. So wie Bukowski das zuletzt beschrieben hat, soll dort tagsüber wie auch nachts Leben herrschen. Es soll ein Gebiet sein, in dem Wohnen und Arbeiten zusammengehen und fest definierte Flächen auch als ökologisch hochwertiger Raum festgelegt sind. Aktuell ist dort Acker.