Katastrophenschutz:Für die Feuerwehr ist es nie zu früh

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Bei der Eimerkette muss man zusammenarbeiten: Mitglieder der Kinderfeuerwehr bei einer spielerischen Übung. (Foto: Catherina Hess/)

Angesichts des Nachwuchsmangels haben die Feuerwehren Grundschulkinder als Zielgruppe entdeckt. In Oberschleißheim werden Sechs- bis Elfjährige jeden zweiten Samstag spielerisch an die Erste Hilfe und Brandbekämpfung herangeführt - in der Hoffnung, dass sie später tatsächlich zu Einsätzen ausrücken.

Von Celine Imensek, Oberschleißheim

Samstagmorgen, 9.30 Uhr. Um diese Uhrzeit stehen die meisten Familien wohl gerade erst auf, um gemächlich den Frühstückstisch zu decken. Doch Lisa Schnell ist mit ihrem Team bereits in der Wache der Freiwilligen Feuerwehr Oberschleißheim. Hütchen aufstellen, Parcours einrichten. Sie müssen alles vorbereiten, damit um 11.15 Uhr alles für die 40 Kinder fertig ist. Denn wie jeden zweiten Samstag findet auch heute das Training der Kinderfeuerwehr statt.

Seit Januar 2020 gibt es das Angebot für Sechs- bis Elfjährige bei der Oberschleißheimer Feuerwehr. Angesichts des Nachwuchsmangels war man zu der Erkenntnis gekommen, dass man bei der Rekrutierung noch jüngere Kinder ansprechen muss. "Wir haben gemerkt, dass es mit zwölf Jahren bei der Jugendfeuerwehr einfach zu spät ist. In der Schule geht es da schon oft um alles oder die Kinder sind so mit anderen Hobbys eingespannt, dass für die Feuerwehr keine Zeit bleibt", sagt der stellvertretende Kommandant und ehemalige Jugendwart Michael Bayer.

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Die Initiative zeigt erste Erfolge. Ein paar der Kinder sind inzwischen alt genug für die Jugend und üben für ihren ersten Einsatz, bei dem sie mit 16 Jahren mit ausrücken dürfen. Im Kindesalter sei man durch Fernsehsendungen wie "Paw Patrol" oder "Feuerwehrmann Sam" schnell für die Feuerwehr zu begeistern, erklärt Bayer. "Wenn die Kinder dann da sind, bleibt die Kunst, sie an die Feuerwehr zu binden und ein Zugehörigkeitsgefühl zu vermitteln."

Für diese Kunst ist Lisa Schnell verantwortlich. Die Leiterin der Kinderfeuerwehr kommt aus einer Familie von Feuerwehrleuten und ist selbst schon seit ihrem zwölften Lebensjahr dabei. Vor vier Jahren hat sie das Angebot auf die Beine gestellt und betreut auch heute noch die beiden Gruppen mit. "Es ist schon ein enormer Zeitaufwand, aber es ist einfach schön zu sehen, wie die Kinder das Wissen mit strahlenden Augen aufnehmen und dann auch wiedergeben können."

Diese strahlenden Augen sind dann später am Vormittag zu sehen, während Kevin Stangl, einer der freiwilligen Ausbilder, den Kindern von der Geschichte der Feuerwehr erzählt. Im Anschluss dürfen die Jüngsten das neue Wissen direkt in die Praxis umsetzen und bei einem Parcours ausprobieren, wie früher mithilfe von Eimerketten Feuer gelöscht wurden. Dabei merken sie schnell: Wer zusammenarbeitet, kommt am besten voran.

Kinder verarzten ihre Eltern

Wichtig ist in der Ausbildung neben dem spielerischen Heranführen an die Arbeit der Feuerwehr vor allem Erste Hilfe. Mit einem Übungstelefon, an dessen anderem Ende einer der Betreuer sitzt, lernen die Kinder den Notruf zu wählen und ruhig die Fragen der Zentrale zu beantworten. "Sogar viele Erwachsene haben Hemmungen, die 112 zu rufen. Wir wollen den Kindern schon frühestmöglich beibringen: Das ist nicht schlimm, ihr könnt das", sagt Schnell.

Anna ist eines der Kinder in der Gruppe für Sechs- bis Achtjährige. Da ihr Opa schon lang als Feuerwehrmann aktiv ist, wollte sie es ebenfalls versuchen. Auch bei ihr hat besonders die Erste-Hilfe-Ausbildung Eindruck gemacht: "Ich habe gelernt, wenn ich die Feuerwehr anrufe, werde ich auch gefragt, ob jemand verletzt ist. Dann muss ich nicht noch mal extra den Krankenwagen rufen." Die Zeit bei der Kinderfeuerwehr wirkt sich darüber hinaus auf den Alltag zu Hause aus. So erzählt eine Mutter: "Als ich mich zu Hause verletzt habe, hat mein Sohn direkt ein Pflaster zugeschnitten und einen Verband drumgewickelt."

Bisher gibt es im Landkreis München nur vier Kinderfeuerwehren. Doch der stellvertretende Kommandant Bayer sieht genau darin die Zukunft der Feuerwehren. "Viele haben Angst vor dem Neuen einer Kinderfeuerwehr. Deshalb bin ich froh, dass Lisa Schnell das bei uns macht", so Bayer.

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