Mitten in Oberhaching:Ärgern für Fortgeschrittene

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An der Volkshochschule Oberhaching kann man jetzt lernen, wie man sich intelligent aufregt. Das soll gut für das Wohlbefinden sein - und vielleicht macht es auch schön.

Kolumne von Iris Hilberth, Oberhaching

Es gibt Großmutter-Sprüche, an die erinnert man sich sein Leben lang. "Nicht ärgern, das macht hässlich!" ist so einer. Wann immer man mal wieder an seinen Mitmenschen verzweifelt und am liebsten laut aufschreien oder besser noch den Verursacher des Ärgers anbrüllen würde, das aber gerade nicht angebracht ist, kommt es einem vor, als erscheine die längst verstorbene Oma plötzlich vor einem mit ihrer Warnung vor den Nebenwirkungen unnötiger Aufregung.

Dabei gibt es - Schönheit hin oder her - im Alltag ständig einen Grund, sich zu empören, verärgert zu sein bis hin zu Situationen, in denen es durchaus verständlich ist, richtig aufgebracht zu sein. Oft reicht es, wenn einem mal wieder jemand die Vorfahrt nimmt, einfach mit einer Selbstverständlichkeit in den Kreisverkehr reinfährt, als sei man gar nicht da. Oder ohne zu blinken wieder rausfährt. Man ärgert sich weil der Supermarkt die "Knödel halb und halb" ausgelistet hat, weil der Kollege eine flapsige Bemerkung über die neue Frisur oder ein Hund direkt vor die Gartentür macht.

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Wenn man nicht aufpasst oder gerade nicht an die Oma mit ihren praktischen Weisheiten denkt, kann es vorkommen, das man sich den ganzen Tag hindurch ärgert. Und zwar nicht nur über andere, sondern durchaus auch über sich selbst. Weil man den Schirm liegen gelassen hat, weil man zu spät dran ist oder weil man vergessen hat, die Wäsche in den Trockner zu räumen und nie im Lotto gewinnt.

Da es ja bekanntlich für alle Probleme Ratgeber gibt, ist natürlich auch das Ärgern längst ein Thema für Coaches und Persönlichkeitstrainer geworden. In Buchhandlungen wird man da schnell fündig. Die Angebote reichen von "Clever ärgern" bis hin zu "Jeden Tag weniger ärgern". Man kann auch einfach bei Komiker Otto Walkes nachschlagen, um sich dem Thema mal etwas medizinischer zu nähern. Der hat den Ablauf des Ärgerns im menschlichen Körper einst so beschrieben: "Großhirn an Auge, wer hat da eben ,Saufkopf' gesagt?" "Auge an Großhirn, der Typ der uns gegenüber steht, 1,95 groß, breite Schultern und Schläger-Visage." "Großhirn an alle, fertig machen zum Ärgern."

Oder man geht gleich zur Volkshochschule, die ja bekanntlich für alle Lebenslagen und Situationen Seminare anbietet. Auch für Verärgerte. Bei der VHS Oberhaching gibt es jetzt ein Kurs-Angebot mit dem smarten Titel "Die Kunst des intelligenten Ärgerns". Das klingt vielversprechend, vor allem ziemlich gebildet und geht ganz bestimmt über die großmütterlichen Ratschläge und natürlich auch über die Aufklärung von Otto hinaus. Ärger kann man durch Wohlbefinden ersetzen, verspricht die VHS in ihrer Ankündigung. Der Coach und Persönlichkeitstrainer Thomas Dosch erläutert an diesem Donnerstag, wie das funktioniert. Und wenn es nach dem Kurs im Alltag doch nicht klappt: Nicht ärgern!

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