Energiekrise:Wenn Stromsparen Geld kostet

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Früher aus und später an? Aktuell leuchten die Straßenlaternen in Oberhaching 4170 Stunden im Jahr. (Foto: ADFC)

Das Oberhachinger Rathaus hat ausgerechnet, dass die Leuchtdauer von Straßenlaternen nur mit großem Aufwand verkürzt werden könnte.

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Einfach mal früher das Licht ausmachen. Auf der Suche nach Möglichkeiten des Energiesparens klingt das ganz unkompliziert. Ist es aber nicht, zumindest nicht, wenn es um die Leuchtdauer von Straßenlaternen geht. Das hat die Oberhachinger Rathausverwaltung jetzt festgestellt und dem Umwelt- und Verkehrsausschuss am Dienstagabend nach einer Überprüfung aller Energieeinsparungs- und Sicherheitsaspekte nahegelegt: Wir lassen das besser.

Beim Energieversorger Bayernwerk kann man als Gemeinde zwischen zwei Schaltzeitmodellen wählen. Im Angebot sind eine jährliche Leuchtdauer von 4050 Stunden oder wie in Oberhaching von 4170 Stunden. Diese 120 Stunden mehr Licht im Jahr verteilen sich auf jeweils etwa zehn Minuten jeden Morgen und Abend. Ungefähr 2000 Lampen gibt es im Gemeindegebiet. Derzeit werden sie in der Zeit zwischen dem 22. November und 10. Februar morgens zwischen 7.15 und 7.45 Uhr ausgeschaltet. Das erledigen insgesamt 65 Schalteinheiten, alle drei Tage werden so die Ein- und Ausschaltvorgänge automatisch geändert und der Verkürzung oder Verlängerung des Tageslichts angepasst. Eine kürzere Leuchtdauer würde bedeuten, dass schon zwischen 7.05 und 7.35 in Oberhachings Straßen die Lampen ausgehen.

Eine solche kürzere Einschaltdauer ließe sich allerdings nicht realisieren, indem schlichtweg jemand einen Schalter umlegt. Vielmehr müssten alle 65 Schalteinheiten angefahren und umprogrammiert werden. Man kann das machen, es kostet allerdings 10 000 Euro. Die Ersparnis liege laut Bayerwerk bei 2,88 Prozent des Stromverbrauchs, sagt die Verwaltung, also etwa 5200 Kilowattstunden pro Jahr. Finanziell spart das im Jahr 1400 Euro. Nach sieben Jahren hätte sich die Umstellung also amortisiert.

Die Verwaltung sieht eine kürzere Beleuchtungsdauer am Morgen ohnehin kritisch, weil gerade in dieser Zeit die Schüler und Schülerinnen unterwegs sind. Für deren Sicherheit wäre das zum Nachteil. Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) verweist auf den bayerische Innenminister Joachim Herrmann, der ausdrücklich von einem Abschalten abrät, wenn es um Verkehrssicherheit geht. Vielleicht könnte man ja auf die eine oder andere Lampe ganz gut verzichten, ohne dass gleich jemand irgendwo dagegen rennt oder von anderen übersehen wird. Das Problem bei der Straßenbeleuchtung in Oberhaching aus dem Jahr 1920 ist allerdings, dass sich einzelne Laternen gar nicht bedienen lassen. Alles hängt mit allem zusammen. Überwege mit Knotenpunkten und Straßenecken mit Plätzen. Man kann also ganze Beleuchtungsstränge entweder ein- oder ausschalten.

Würde man sich also doch für das Stromsparen und damit für die Dunkelheit entscheiden - etwa zwischen 1 und 5 Uhr nachts - wären auch alle Querungshilfen und Kreuzungen unbeleuchtet. Daher müssten alle Laternenmasten mit einem weiß-rot-weißen Band, dem sogenannten Richtzeichen 394 der Straßenverkehrsordnung, gekennzeichnet werden. Die Verwaltung gibt zudem zu bedenken, dass Rettungskräfte im Notfall die Straßenbeleuchtung nicht selbst einschalten könnten. Und wie das versicherungstechnisch aussieht ist auch ungeklärt. Schließlich hat die Gemeinde eine "Beleuchtungspflicht". Die Bauverwaltung findet die Idee daher "sehr bedenklich".

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