Kinderbetreuung:Teurer Nachwuchs

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Erzieherinnen sind rar, auch im Landkreis Ebersberg. Dabei bräuchten Träger und Kommunen im Herbst noch viel mehr Betreuungspersonal für Krippen und Kindergärten. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Oberhaching erhöht wegen einer enormen Personalkostensteigerung seit 2015 die Gebühren für Kindergärten und Horte.

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Die Gemeinde Oberhaching hat weiterhin sehr viel Zuzug mit Kindern. Vor allem aus München siedeln Familien gerne über in die Gemeinde im Hachinger Tal. Meist sind die Betreuungsplätze für den Nachwuchs mit ein Grund, warum der Ort so viele Sympathiepunkte bei Müttern und Vätern bekommt. Die Anzahl der betreuten Kinder ist in Oberhaching in den vergangenen 20 Jahren auch deshalb enorm gestiegen. Im Jahr 2000 waren es etwa 450, heuer sind es 780. Damals gab es 34 Beschäftigte in den gemeindlichen Betreuungseinrichtungen, inzwischen sind es 123. Heutzutage werden auch wesentlich mehr Kinder länger betreut als das damals der Fall war. Weil dadurch auch die Kosten für die Gemeinde stark gestiegen sind, hat sich der Gemeinderat nun durchgerungen, die Gebühren zu erhöhen und die Staffelung neu zu gestalten.

Gerne scherzt Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) bei Haushaltsberatungen mit Blick auf die Kosten für Krippen, Kindergärten, Horte und Mittagsbetreuung: "Wir sind eine Kinderbetreuung mit angeschlossenem Rathaus." Das gilt im Jahr 2022 noch mehr als je zuvor. 2015 gab Oberhaching knapp vier Millionen Euro für das Personal aus diesem Bereiche aus, fünf Jahre später waren bereits zwei Millionen mehr, und 2022 werden sich die Kosten für Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen etwa bei sechs Millionen Euro einpendeln. Grund dafür ist nicht nur der erhöhte Personalbedarf, auch Tariferhöhungen, die Umwidmung von Ergänzungskräften auf Fachkräftestellen, die Großraum-München-Zulage und die Arbeitsmarktzulage haben die Kosten für die Gemeinde in die Höhe getrieben.

Der Beitrag steigt von 80 auf 150 Euro

Zu den Personalkosten kommt für die Gemeinde der laufende Aufwand wie etwa für Reinigung, Heizung, Strom, Hausmeisterdienste und Ähnliches. 40 Prozent fördert der Freistaat Bayern, durch die Elternbeiträge werden etwa 20 Prozent abgedeckt. So trug die Gemeinde 2019 ein Defizit in Höhe von 560 000 Euro, für 2022 geht man ihm Rathaus von 990 000 Euro aus. Mit der Gebührenerhöhung von September an werden in diesem Jahr etwa 80 000 Euro mehr in die Kasse kommen, im kommenden Jahr etwa 240 000. Die Verwaltung betont, dass dadurch der Elternbeitrag einen Anteil von weniger als 20 Prozent der prognostizierten Kostensteigerung decke.

Für den Einzelnen macht sich die Erhöhung gleichwohl stark bemerkbar. Zahlt man aktuell noch 80 Euro im Monat für einen Kindergartenplatz von vier Stunden am Tag, werden ab Herbst 150 Euro fällig. Bei acht bis neun Stunden Betreuung erhöht sich die Gebühr von jetzt 203 auf 251 Euro. Für Geschwister gibt es zwar weiterhin eine Ermäßigung, aber auch für sie steigen die Gebühren. "Geschwisterrabatt ist dringend nötig", sagte Valentina Eckel, Gemeinderätin der Grünen, in der Haushaltssitzung. Denn rechne man bei mehreren Kindern die Kosten für die Kinderbetreuung zusammen, frage man sich, ob es sich überhaupt noch lohne zu arbeiten. Eckel findet, die Gebührenerhöhung komme zum falschen Zeitpunkt, es sei keine Anerkennung für die Eltern dafür, was sie in den vergangenen beiden Jahren wegen Corona durchgemacht hätten.

Eckel fand im Gremium allerdings keine Mitstreiter gegen die Gebührenerhöhung. "Corona hat uns alle hart getroffen", sagte Bürgermeister Schelle, es habe aber mit den Zahlen nichts zu tun. Um eine neue Gebührenordnung zu erstellen, hatte die Gemeinde sich am Jahr 2019 orientiert. Margit Markl (SPD) bezeichnet es zwar auch als "unglücklichen Zeitpunkt", die Gebühren zu erhöhen, meinte aber auch, "es ist ein gewisser Luxus, den wir anbieten. Der hat eben seinen Preis". Tatsächlich bieten die gemeindlichen Kinderbetreuungseinrichtungen in Oberhaching einen höheren Qualitätsstandard als durch das Gesetz BayKiBiG gefordert. So beträgt der Anstellungsschlüssel 1 zu 8,18, also eine Erzieherin oder ein Erzieher ist für etwas mehr als acht Kinder zuständig, möglich wären elf Kinder. Auch die Fachkraftquote ist wesentlich höher, die Öffnungszeiten sind länger.

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