Nockherberg-Autor Biedermann:"Es kommen täglich neue gute Gags rein"

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Eine Preisverleihung auf dem Nockherberg: Singspiel-Autor Alfons Biedermann über den Politikerzwist rund um den "Ude 2011".

A. Becker und W. Görl

Manchmal ziert sich Alfons Biedermann noch. Zum Beispiel, wenn man den Autor und Regisseur des Nockherberg-Singspiels nach seinem Alter fragt, antwortet er meist: "Ungefähr 40". Oder wenn man von ihm wissen will, welchen Fußballverein er präferiere, spricht er vom Fluch, der auf einem bestimmten Münchner Verein laste: "Schaue ich ein Spiel dieser Mannschaft im Fernsehen an, verliert sie." Geht es hingegen, wie beim Gespräch mit der SZ, um das Politiker-Derblecken, findet er sehr klare Worte.

Dem Autor des Nockerberg-Singspiels Alfons Biedermann mangelte es in diesem jahr nicht an politischen Vorlagen. (Foto: Stephan Rumpf)

SZ: Heuer haben Sie sich als Thema also eine Oscar-Verleihung ausgesucht?

Alfons Biedermann: Na ja, man hätte ja auch ein Fußballspiel draus machen können... (lacht) Nein, im Ernst, den Oscar verleihen wir natürlich nicht, das machen ja schon die Amerikaner. Aber eine Preisverleihung - das geht schon. Bei uns haben sich die Politiker in diesem Jahr entschieden, sich beim Volk mit einem Preis zu bedanken. Sie wollen sich ausnahmsweise mal nicht selbst in den Vordergrund spielen, sondern die Menschen würdigen. Natürlich sind in einigen Kategorien auch Leute nominiert, die man kennt, wie zum Beispiel in einer Kategorie, in der drei wichtige Frauen aufgestellt sind: Michelle Obama, Carla Bruni und Stephanie zu Guttenberg.

SZ: Und Stephanie zu Guttenberg bekommt den Preis dann auch?

Biedermann: Das steht doch noch gar nicht fest. Das Ganze ist doch eine Preisverleihung, bei der OB Ude als Host bis zur Sendung nicht weiß, wer nun bedacht wird. Er bekommt einen versiegelten Briefumschlag und muss dann verkünden, wer gewonnen hat. Und davor wird es auf der Bühne noch viele Meinungsverschiedenheiten unter den Politikern geben.

SZ: Wer sitzt denn in der Jury?

Biedermann: Die trifft ihre Entscheidungen ganz im Hintergrund, ganz geheim. Im Moment habe ich sie schon in den Salvatorkeller verfrachtet und dann fest zugesperrt.

SZ: Welchen Politikern haben Sie denn diesmal eine Rolle zugedacht?

Biedermann: Allen, die in der Bundesrepublik am wichtigsten sind: Merkel, Guttenberg, Seehofer und natürlich der OB als Schirmherr des Preises "Ude 2011". Im vergangenen Jahr hatte er ja nur einen kurzen Werbespot, weil er ja in der großen Politik nicht so mitmischt. Diesmal hat sein Darsteller André Hartmann jedoch einen großen Auftritt, er muss versuchen, die zunehmend aus dem Ruder laufende Sendung wieder in den Griff zu kriegen.

SZ: Was ist mit Markus Söder? Der spielt doch auch gern mit...

Biedermann: Das war ein super Auftritt im vergangenen Jahr. Am Anfang hatte ich große Bedenken, ob Techno auf dem Nockherberg überhaupt geht. Aber dann: Stephan Zinner kann ja wunderbar aus sich herausgehen. Dieses Mal will Söder beweisen, zu was für einem seriösen Staatsmann er geworden ist.

SZ: Gibt's auch neue Figuren?

Biedermann: Oh ja, die Christine Haderthauer hätte ich sehr gern dabei. Sie hat ja wirklich viel versucht, um ins Singspiel zu kommen. Diese Anstrengungen muss man einfach belohnen. Allerdings weiß ich noch nicht, wer sie spielen wird. Viele Künstler sind ja so vielbeschäftigt, da müssen wir noch schauen, wie wir das terminlich hinbekommen. Ich verrate aber noch nicht, wen wir da im Auge haben. Das wäre wohl ziemlich verkehrt.

SZ: Inwieweit kann man überhaupt auf die aktuelle politische Situation reagieren?

Biedermann: Es kommen doch täglich neue gute Gags rein, da muss man nur die Zeitung aufschlagen! Die Politiker bemühen sich alle, man denke nur mal ans Verteidigungsministerium. Wir bauen natürlich bis zum letzten Tag neue Gags ein.

SZ: Haben Sie denn schon Anrufe von Politikern bekommen, die darum bitten, mit einer Rolle bedacht zu werden?

Biedermann: Nein, aber von Schauspielern. Da gibt es viele, die gerne mitmachen würden. Aber besetzungsmäßig sieht es bereits ganz gut aus: Wolfgang Krebs als Seehofer, Corinna Duhr als Angela Merkel, Stephan Zinner als Söder. Als Guttenberg steht für mich Stefan Murr fest, das war mir schon vergangenes Jahr klar. Natürlich sind die Preisträger auch nur Parodien, wie viele es genau werden, sehe ich noch. Vier bis fünf werden aber reichen, um die Politiker, um die es ja eigentlich geht, in herbe Meinungsverschiedenheiten zu verstricken.

SZ: Zwei Stars des vergangenen Jahres - Luise Kinseher und Helmut Schleich - werden Ihnen heuer fehlen...

Biedermann: Was mich an Helmut Schleich als Franz Josef Strauß so beeindruckt hat, ist, wie sehr sich das Publikum solche Figuren wünscht. Ich bedanke mich bei ihm für diese grandiose Rolle, die dem letzten Singspiel erst den Stempel aufgedrückt hat. Ich möchte aber Wiederholungen vermeiden - "Strauß reloaded", das ist für mich keine gute Idee - ich denke, das sieht der Helmut genauso. Und dass die Luise Kinseher die Rede hält, gefällt mir! Schließlich habe ich sie erfunden - so wie Seehofer den Guttenberg.

SZ: Was planen Sie denn in Sachen Musik?

Biedermann: Ich bin heuer bei vielen Nummer-eins-Hits fündig geworden, aus denen man echte Knaller machen kann. Nur mal so als Vorstellung: Angela Merkel singt Rihanna - das ist doch witzig! Diesmal wird es also nur Cover-Songs geben, die unser Komponist Martin Lingnau umsetzen wird. Zu den Playbacks hätte ich gern Live-Instrumente, kombiniert mit einem echten DJ auf der Bühne.

SZ: Einzige Kritikpunkte im vergangenen Jahr waren die zu wenigen Dialoge.

Biedermann: Na ja, das hat sich aus dem Ablauf so ergeben. Mehr Dialoge unter den Politikern sind heuer bei dem Thema einfacher umzusetzen. Es soll ja vieles aus dem Ruder laufen in dieser Sendung.

SZ: Apropos Sendung: Halten Sie sich in der Form an Fernsehshows fest?

Biedermann: Wir haben im letzten Jahr die unfassbare Quote von bis zu drei Millionen Zuschauern erzielt - eine Million mehr als im Vorjahr! Es ist nun mal so: Wir haben TV-Zuschauer, die bedient werden wollen. Unsere Aufgabe ist es aber auch, im Saal für Stimmung zu sorgen. Das ist uns offenbar gelungen. Zum Glück. Seehofer kam anschließend zu mir und sagte: "Biedermann, das war eine Sternstunde."

© SZ vom 03.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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