Mitten in Neuried:Doppelt gewarnt wirkt besser

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Um einem Tempo-30-Schild Nachdruck zu verleihen, gibt es im Würmtal eine kreative Lösung.

Kolumne von Iris Hilberth, Neuried

Es gibt in Deutschland unglaublich viele Schilder für Autofahrer. Zählt man all die Verkehrs- , Gefahren-, Vorschrifts- und Richtzeichen zusammen, kommt man auf etwa 680 verschiedene. Ob wirklich mal jemand nachgezählt hat, wie viele Schilder insgesamt an den Straßen und Wegen herumstehen, ist fraglich. Es wird immer wieder die Zahl von 20 Millionen genannt, die 3,5 Millionen Wegweiser noch nicht mitgerechnet. Zu viele, sagen die meisten Autofahrer. Eine Studie der Sachverständigenorganisation Dekra hat mal ergeben, dass 85 Prozent der Befragten sich weniger Schilder wünschen. Knapp die Hälfte befand, die Verkehrszeichen seien oft irreführend oder widersprüchlich aufgestellt. Was die nicht wussten: Manchen Sinn erkennt man nur nicht gleich.

Möglicherweise ist das von diesen 50 Prozent auch nur eine billige Ausrede für falsches Parken oder zu schnelles Fahren. Nehmen wir mal die Tempo-30-Zonen. Die gibt es inzwischen in den meisten Wohngebieten im Landkreis. Führerscheinbesitzer wissen: Das weiße runde Schild mit dem roten Rand und der schwarzen 30 ist keine Empfehlung, sondern eine klare Ansage. Dennoch halten sich viele nicht daran, weil sie meinen, 50 Stundenkilometer ist langsam genug. Das ärgert diejenigen, die dort wohnen. Bei Bürgerversammlungen kann man darauf wetten, dass Temposünder ein Thema sind. "Die rasen durch unsere Straße" und "da hält sich keiner an Tempo 30", lauten die Klagen, verbunden mit der Aufforderung, der Bürgermeister möge etwas dagegen tun. Viele Gemeinden haben zwar in den vergangenen Jahren immer mehr Tempo-30- Schilder aufgestellt, um Sicherheit vor Schulen und Kindergärten oder Lärmschutz in der Nacht zu gewährleisten. Damit das klappt, setzt die Verwaltung meist auf Geschwindigkeitsanzeigetafeln. Wer langsam fährt, bekommt ein grünes Smiley, Raser werden mit einem bösen Blick des roten Emojis gestraft. Geblitzt wird selten.

Doppelt hält besser: das zweifache Tempolimit an der Staatsstraße 2344 in Neuried. (Foto: privat)

In Neuried hat man längst erkannt, dass solche Spielereien niemanden ausbremsen, der gerne Gas gibt. Auf der Staatsstraße 2344 sollen die Leute montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr nicht schneller als 30 fahren, daran lässt die Beschilderung keinen Zweifel. Wenige Meter hinter diesem Tempolimit haben die gewieften Würmtaler nun ein weiteres 30er-Schild aufgestellt, diesmal mit dem zusätzlichen Gefahrenzeichen Nummer 112. Das zeigt zwei schwarzen Wellen auf weißem Grund. Eine eindeutige Warnung: Achtung, jetzt wird es holprig! Das Zeichen steht für oder besser vor Schlaglöchern, Bodenwellen, Querrinnen oder gar Schienen. Ob es die wirklich gibt und ob die stets nach Feierabend oder am Wochenende verschwinden, sollte man besser nicht ausprobieren.

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