Katastrophenschutz:Neubiberg watet voran

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Bei Unterbiberg ist der Hachinger Bach in ein enges Korsett gezwängt und kann leicht über die Ufer treten. (Foto: Claus Schunk)

Weil sich die Stadt München dazu nicht mehr in der Lage sieht, übernimmt die Gemeinde die Federführung beim Hochwasserschutz am Hachinger Bach. Die Neuberechnung des Überschwemmungsgebiets soll auch durchgezogen werden, wenn nicht alle Anliegergemeinden mit im Boot sind.

Von Daniela Bode, Neubiberg

Seit Jahren bemühen sich die Anrainergemeinden des Hachinger Bachs und die Stadt München um einen gemeinsamen Hochwasserschutz. Es gibt Modelle und Gutachten, aber passiert ist kaum etwas. Nun übernimmt die Gemeinde Neubiberg an einigen Stellen die Federführung: Und zwar bei der Neuberechnung des Überschwemmungsgebiets am Hachinger Bach sowie bei der Erstellung des integralen Hochwasserschutzkonzepts. Man wolle versuchen, die Interessen abzuklopfen und die interkommunale Zusammenarbeit zu bündeln, "weil es ein sehr wichtiges Thema ist", sagte Bürgermeister Thomas Pardeller (CSU) im Gemeinderat.

Für beide Bereiche hat die Gemeindeverwaltung eine Zweckvereinbarung erarbeitet. Der Gemeinderat hat einstimmig beschlossen, beide Vereinbarungen abzuschließen. Diese sollen nun den Gemeinden Oberhaching, Unterhaching, Taufkirchen und der Landeshauptstadt München übermittelt werden. Ziel ist, dass auch die anderen Kommunen Beschlüsse zur Teilnahme fassen. Klar ist aber aus Sicht Neubibergs bereits jetzt: Sollten einzelne Gemeinden nicht an einer interkommunalen Zusammenarbeit interessiert sein, würde die Gemeinde die Neuberechnung des Überschwemmungsgebiets und ebenso die Erstellung des Hochwasserschutzkonzepts mit den verbleibenden Kommunen vorantreiben. Am liebsten wäre Pardeller dennoch, wenn alle an einem Strang ziehen würden. "Hoffen wir, dass möglichst viele Gemeinden dabei sind", sagte er. Je mehr sich beteiligten, desto effizientere und wirtschaftlichere Lösungen gebe es.

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Normalerweise plätschert der Hachinger Bach friedlich vor sich hin. Doch nicht nur das Pfingsthochwasser 2013 hat gezeigt, dass er bei Dauerregen stark anschwellen kann und mitunter auch Keller und Straßen überflutet werden. In Neubiberg sind in so einem Fall im Ortsteil Unterbiberg der alte Ortskern und die Siedlung Vivamus betroffen.

Doch die Berechnung des Überschwemmungsgebiets rund um den Bach ist veraltet. Sie basiert auf Daten von 2007 und entspricht trotz einer Aktualisierung von 2016 laut der Neubiberger Gemeindeverwaltung nicht mehr dem Stand der Technik. Deshalb empfahl das Wasserwirtschaftsamt München, das Überschwemmungsgebiet neu zu berechnen. Bisher hatte die Landeshauptstadt den Punkt federführend in der Hand. Wegen personeller Engpässe im Baureferat der Stadt München könne sie das aber nicht mehr, wie sie laut Neubiberger Rathaus im Oktober 2022 mitteilte.

Weil die Verwaltung in Neubiberg personell ausreichend ausgestattet ist, hat sich die Gemeinde nun bereit erklärt, die Aufgabe zu übernehmen. Dort wird sich eine Mitarbeiterin aus der Abteilung Umwelt- und Naturschutz federführend um das Thema kümmern. Zudem liegt mittlerweile das Grundwassermodell der Stadt München vor, das einige Gemeinden noch abwarten wollten. Aus Sicht Pardellers ist aber auch diese Studie veraltet, da sie auf einem Konzept von 2014 fuße, das nicht umgesetzt werden solle. Beim integralen Hochwasserschutzkonzept würden unter anderem Möglichkeiten eines natürlichen Rückhalts und technische Schutzmaßnahmen betrachtet.

Im Gremium kam viel Lob, dass die Gemeinde bei dem wichtigen Thema nun die Federführung übernimmt. "Aus Unterbiberger Sicht ist das Thema existenziell", sagte etwa Freie-Wähler-Fraktionsvorsitzender Reiner Höcherl aus Unterbiberg. "Ich finde es super, dass wir vorangehen. Ich hoffe, dass auch die anderen Gemeinden mitmachen", sagte SPD-Fraktionsvorsitzende Elisabeth Gerner.

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