Nachwuchs-Wettbewerb:Sozialkritische Newcomer

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Die Neubiberger Band "Sore Minds Shift" gewinnt den Bandwettbewerb "Running for the Best" des Kreisjugendrings im Feierwerk. Als Lohn dürfen die jungen Musiker auf dem Marienplatz auftreten

Von Anna-Maria Salmen, München

Scheinwerfer tauchen die Bühne in ein tiefes Blau, im Takt der Musik blitzen Lichter auf. Das Publikum schwenkt die Hände durch die Luft, klatscht im Rhythmus. Immer weiter füllt sich der kleine Raum, die Stimmung steigert sich. Im Mittelpunkt stehen vier junge Bands aus München und Umgebung, die ein Ziel teilen: die Gelegenheit, ihre Musik vor Hunderten von Menschen zu präsentieren. Denn der Sieger des Wettbewerbs "Running for the Best" darf im Frühjahr beim "Laut.Stark-Festival" auf dem Münchner Marienplatz auftreten.

Seit 1991 organisiert der Kreisjugendring München-Land jedes Jahr den Wettbewerb für junge Bands. Beim Vorentscheid im Herbst konnten Since April aus München, Neon Black aus Unterhaching, Sore Minds Shift aus Neubiberg und die Münchner Band Vanillja Ribbon das Publikum und eine Jury aus Musikexperten von sich überzeugen. Im Finale in der Feierwerk-Kranhalle spielte jede Band mehrere Lieder. Und das mit viel Leidenschaft.

Erfolgreiches Cross-over-Projekt: die Siegerband Sore Minds Shift beim Nachwuchswettbewerb im Feierwerk. (Foto: Stephan Rumpf)

Alle Konkurrenten überragte die Band Sore Minds Shift, die im Finale von Running for the Best den ersten Platz belegte. Luis Schneidewind, Niklas Bannwarth, Niklas Halm, Raphael Hohl und Robert Marksteiner kommen aus Neubiberg und Ottobrunn, einige der jungen Musiker wohnen in der gleichen Siedlung. Erst vor einem halben Jahr ist die Band in ihrer heutigen Konstellation entstanden. Schneidewind sagt: "Ich hatte zuvor eine Band mit anderen Mitgliedern, das hat aber nicht funktioniert. Deswegen habe ich eine neue Gruppe gesucht." Über den Freundeskreis und die Universität fanden sich die insgesamt sechs Künstler. Der Name Sore Minds Shift bedeutet übersetzt etwa "Wunde Gedanken verschieben sich". Laut Aussage der Künstler bezieht sich dies auf die Texte der Band, die mitunter sozialkritisch sind.

Musikalisch ist die Band ein Cross-over-Projekt: Niklas Halm untermalt die Musik von E-Gitarre, Bass und Schlagzeug mit Rap- und Gesangseinlagen, während Frontmann Luis Schneidewind abwechselnd mit Saxofon und Gesang Akzente setzt. Ihre Songs schreiben Sore Minds Shift selbst, dabei übernimmt jeder der Musiker eine Aufgabe, von den Texten bis zur Melodie. Etwa einmal pro Woche probt die Band laut Raphael Hohl. "Zu wenig", wie Luis Schneidewind lachend hinzufügt. Diese Ansicht teilten Jury und Publikum beim Finale von Running for the Best allerdings nicht. Sie kürten die Band zum Gewinner des Wettbewerbs und belohnten damit den facettenreichen Auftritt der sechs Musiker, die trotz Nervosität die Zuhörer überzeugten. "Die ersten fünf Minuten war ich noch sehr aufgeregt, dann ist es besser geworden", sagt Hohl. Und auch auf ihren Gewinn freuen sich die Künstler: Sie dürfen sich im Mai auf dem Marienplatz einem großen Publikum präsentieren.

Eine von zwei Münchner Bands bei dem Wettbewerb: Since April, die gegen zwei Bands aus dem Landkreis antraten. (Foto: Stephan Rumpf)

Dass sie ihre Musik mit Begeisterung spielen, das merkt auch man den Mitgliedern von Vanillja Ribbon auf den ersten Blick an. Die Schüler Julia, Nina, Karlo, Aileen, Angel und Valentin waren die jüngsten Teilnehmer bei Running for the Best. Doch trotz ihrer gerade einmal 15, 16 und 17 Jahre verkauften sich die Künstler auf der Bühne souverän. Anfangs sah das allerdings noch etwas anders aus. Denn gegründet wurde Vanillja Ribbon vor eineinhalb Jahren bei einem Wahlkurs in der Schule. Bei den ersten Auftritten herrschte noch Unsicherheit: "Zuerst sind wir nur auf Stühlen gesessen, bis uns gesagt wurde, wir sollten doch mal aufstehen. Da sind wir aber auch noch ziemlich unbeweglich auf der Bühne gestanden", erinnert sich Nina.

Kein Vergleich zu ihrer energiegeladenen Performance beim Finale von Running for the Best. Selbstsicher moderierten Julia und Aileen ihre selbst geschriebenen Lieder an, bevor die Mitglieder der Band über die Bühne tanzten und ihre Köpfe im Takt der Musik wiegten. Sie präsentierten eine bunte Mischung aus Alternative-, Indie-, Pop- und Rockmusik. "Unsere Bühnenpräsenz hat sich stark verändert", meint Julia. Lampenfieber haben die Schüler trotzdem: "Die Aufregung ist immer da, aber sobald man anfängt, zu spielen, macht es nur noch Spaß", sagt Aileen. Ihre Fähigkeiten können sie bald bei einem Workshop verbessern, den jede der vier Bands im Finale gewann. Der Plan der Musiker von Vanillja Ribbon: einfach weiter machen und Spaß haben. Denn für die Schüler ist die Band "wie eine Familie", sagt Aileen. Alle Bandmitglieder sehen ihre Musik auch als Ausgleich für den zum Teil stressigen Schulalltag.

© SZ vom 28.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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