Geldsegen für Fiskus:Steuerhinterzieher stellen sich - ein Finanzbeamter ist dabei

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Nach dem Ankauf von CDs mit Daten mutmaßlicher Steuerhinterzieher beginnt auch im Raum München das Zittern. 1000 Steuerhinterzieher haben sich gestellt - dabei erlebten die Ermittler eine Überraschung.

Klaus Ott

Im Großraum München haben sich in den vergangenen Monaten fast 1000 zumeist gutbetuchte Menschen selber angezeigt.

Eine CD - 1000 Steuersünder: In den vergangenen Monaten haben sich im Großraum München zahlreiche Steuersünder gestellt. (Foto: dpa)

Sie räumten ein, dass sie Vermögen ins Ausland geschafft und dadurch Steuern in oftmals beträchtlicher Höhe hinterzogen haben. Experten rechnen damit, dass allein die Selbstanzeigen aus dem Großraum dem Fiskus Mehreinnahmen von mehr als 100 Millionen Euro einbringen könnten.

Nach Angaben aus Behördenkreisen handelt es sich bei denjenigen, die sich nun selber bei den Finanzämtern in München und der Region offenbart haben, vor allem um Unternehmer. Eine größere Zahl der Steuerhinterzieher kommt aus den wohlhabenden Stadtgebieten in München wie Bogenhausen und aus dem Süden der Stadt, insbesondere aus den Landkreisen München und Starnberg.

Bundesweit gab es in den vergangenen Monaten rund 20.000 Selbstanzeigen, in ganz Bayern sind es bislang 3000. Zahlen für den Großraum München nannte das bayerische Finanzministerium offiziell noch nicht.

Nach Angaben aus Behördenkreisen gibt es in der Landeshauptstadt und den umliegenden Landkreisen aber eine besonders hohe Zahl von Selbstanzeigen. Deren Zahl war in den vergangenen Monaten rapide angestiegen, nachdem der Fiskus mehrere CDs mit Bankdaten aufgekauft hatte. Seither mussten die Steuerflüchtlinge damit rechnen, dass sie gegen ihren Willen auffliegen und ihnen staatsanwaltschaftliche Ermittlungen sowie empfindliche Strafen drohen. Aus Angst davor wählten viele den Weg der Selbstanzeige.

Finanzbeamter erstattet Selbstanzeige

Und in der Tat tauchen die Namen etlicher Bürger aus dem Raum München, die sich selber angezeigt haben, auf den Steuer-CDs auf - so auch in den Datensätzen der schweizerischen Bank Credit Suisse, die der deutsche Fiskus im Frühjahr von einem Informanten erworben hat. Diejenigen, die sich selber offenbart haben, müssen ihre Steuern nachzahlen, aber nicht mit Ermittlungen rechnen.

70 Steuerhinterzieher, die auf der CD auftauchen, haben sich allerdings nicht freiwillig gemeldet. Sie haben nun jede Menge Ärger: Ihre Häuser und Büros wurden durchsucht, die Staatsanwaltschaft hat ein Strafverfahren eingeleitet - und das oftmals wegen geringer Summen. Bei denjenigen Fällen, die aufgrund der CD aufgeflogen sind , kommen laut Insidern oftmals nur 5000, 10.000 oder 15.000 Euro pro Jahr heraus, die an Steuern nachgezahlt werden müssen.

Ergiebiger für den Fiskus sind die Selbstanzeigen. Oftmals geht es dabei um ein Millionenvermögen, in einzelnen Fällen sollen vermögende Bürger aus München und dem Großraum dem Fiskus sogar jeweils mehrere zehn Millionen Euro verschwiegen haben.

Unter den Steuerhinterzieher sind nach Angaben von Insidern viele mittelständische Unternehmer anzutreffen, häufig aus der Immobilienbranche. Hinzu kommen Ärzte, die etwa in arabischen Ländern Ölscheichs betreut und operiert haben und die dort kassierten hohen Honorare dem Fiskus nicht gemeldet hatten.

Und dann hat sich noch jemand gemeldet, mit dem die Behörden überhaupt nicht gerechnet haben: Ein Finanzbeamter aus Bayern hat ebenfalls Selbstanzeige erstattet. Der Beamte hatte geerbtes Vermögen im Ausland verschwiegen. Erbfälle kommen nach Angaben des Münchner Steueranwalts Jan Olaf Leisner bei Selbstanzeigen öfters vor. "Teilweise haben die Eltern oder sogar Großeltern vor Jahrzehnten Geld im Ausland angelegt, und die Zinserträge wurden später nicht versteuert."

© SZ vom 15.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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