München-OB Christian Ude:"Die SPD braucht ein Schwergewicht"

Lesezeit: 2 min

Christian Ude warnt vor einem Machtverlust, sollte die SPD den falschen OB-Kandidaten küren - und hat schon einen Bewerber im Blick.

P. Fahrenholz, D. Hutter, S. Lode

In ungewöhnlich deutlicher Form hat Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) seine Partei davor gewarnt, bei der Kommunalwahl 2014 durch eine falsche Auswahl des OB-Kandidaten die Macht in München zu verspielen. Sein Nachfolger müsse "auf jeden Fall ein Schwergewicht mit Bodenhaftung und hohem Ansehen weit über die SPD hinaus" sein, sagte Ude in einem Interview der Süddeutschen Zeitung. Der 62-jährige Ude kann 2014 nicht noch einmal antreten, weil die Altersgrenze für kommunale Wahlbeamte bei 65 Jahren liegt.

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude: Bei der Wahl 2014 tritt er nicht mehr an. Dann braucht die SPD einen neuen Spitzenkandidaten. (Foto: Robert Haas)

Beim OB-Kandidaten gehe es nicht darum, "bei welchem Bewerber die Befindlichkeiten der SPD-Funktionäre am besten aufgehoben sind", sagte Ude. Die SPD erreiche gegenwärtig bei Bundestagswahlen in München nur um die 30 Prozent. Bei der OB-Wahl müsse der Bewerber der SPD deshalb über diese Wählerschaft hinaus "mindestens 20 Prozent dazu gewinnen, "sonst ist ein Erfolg im ersten Wahlgang nicht vorstellbar".

Neben der Kandidaten-Auswahl sieht Ude auch im Termin der Kommunalwahl 2014 eine große Gefahr für seine Partei. "Vor 2014 kommt 2013, und in dem Jahr sind Bundestags- und Landtagswahlen", sagte Ude. Es sei "denkbar", dass sich dort die Reihenfolge der Parteien verkehre und die Grünen vor der SPD landeten. Bereits heute sei die SPD in einigen deutschen Städten nur noch die drittstärkste Kraft.

Ude nannte als Beispiel Stuttgart. Dort interessiere man sich bei OB-Wahlen "schon gar nicht mehr dafür, wen die SPD ins Rennen schickt". Wenn die SPD 2013 in München "keine Punkte gutmachen" könne und nur auf Platz drei lande "erscheint auch die Wahl des Oberbürgermeisters in einem anderen Licht", warnte Ude.

Der OB kündigte an, dass er sich an der Diskussion um seine Nachfolge "maßgeblich beteiligen" werde und ließ durchblicken, dass die SPD gut daran täte, seinen Rat auch zu beherzigen. Erstmals äußerste sich Ude auch zum Zeitplan der Kandidatenkür. Nach Udes Ansicht sollte die SPD seine Nachfolge zwei Jahre vor der Wahl im Jahr 2012 regeln. Natürlich habe er "potentielle Nachfolger im Hinterkopf", sagte Ude.

Zu Namen wollte er sich nicht äußern, ließ aber Sympathien für den ehemaligen Kulturreferenten und Bundesminister Julian Nida-Rümelin erkennen. Nida-Rümelin genieße in der SPD "sehr hohes Ansehen", sagte Ude. Nida-Rümelin hatte erst vor wenigen Wochen bei der Wahl zum Präsidenten der Universität München sang- und klanglos verloren. Dem Vernehmen nach hatte er seine Bewerbung mit niemandem in der SPD abgesprochen.

Die von Ude beschworene Gefahr, von den Grünen abgehängt zu werden, ist auch dort bereits ein Thema. "Natürlich reden wir davon, dass wir die Chance haben, bei der nächsten Wahl zur zweitstärksten Kraft zu werden", sagte Grünen-Stadtrat Florian Roth. Deshalb wolle man "einen ernsthaften Kandidaten mit aussichtsreichen Chancen aufstellen". Anders als Ude gibt sich Münchens SPD-Chef Hans-Ulrich Pfaffmann betont optimistisch.

Wahlziel der SPD sei, "wieder stärkste Fraktion im Rathaus zu werden". Bei der CSU sieht im Moment nach einer erneuten OB-Kandidatur ihres Fraktionschefs Josef Schmid aus. Schmid macht kein Hehl aus seinen Ambitionen und geht davon aus, "dass das Angebot, das ich an die Partei richte, auch angenommen wird".

© SZ vom 03.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: