München:Kürzere Wege, bessere Taktungen

Lesezeit: 2 min

Der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur des Landkreises will mit einer Studie zur Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs beitragen.

Von Iris Hilberth, München

Dass es im Landkreis seit dem Amtsantritt Christoph Göbels (CSU) einen eigenen Ausschuss für Mobilität und öffentliche Infrastruktur gibt, zeugt schon davon, welchen Stellenwert der neue Landrat diesem Thema einräumt. Mehrere Studien laufen derzeit, um die Bedürfnisse einer weiterhin boomenden Region mit den Planungen für den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Einklang zu bringen.

Doch reicht es dem Landkreis allein nicht aus, einfach nur abzuwarten, bis etwa die Verbundgesellschaft die Ergebnisse ihrer "vertiefenden Untersuchung" zum Verkehrs- und Siedlungsraum im südöstlichen Bereich des Landkreises vorlegt oder der Freistaat sich zur Aufforderung äußert, die Taktzahl auf dem östlichen Ast der S-Bahn 7 zwischen dem Münchner Ostbahnhof und Höhenkirchen-Siegertsbrunn zu erhöhen. Mit Eigeninitiative will der neue Ausschuss die Mobilität im Landkreis verbessern. In der jüngsten Sitzung folgten die Mitglieder einstimmig dem Vorschlag des Landrats, eine landkreiseigene Projektstudie zur Verbesserung des schienengebundenen und tangentialen ÖPNV zu entwerfen. Dazu soll die Verwaltung fachliche Beratung in Anspruch nehmen.

"Wir wollen die Zeit nutzen und in diesem Ausschuss überlegen, wie ein Projekt verfolgt werden kann", sagte Göbel, dem vor allem auch wichtig ist, die Ideen und Impulse der Kommunalpolitiker von Anfang an fachlich prüfen zu lassen. "Vieles in dieser Diskussion läuft sehr emotional und fruchtet nicht dort, wo man Verträge schließen oder Ausschreibungen machen muss", so der Landrat. Er habe den Startschuss für diese Studie bewusst im Ausschuss geben wollen, "weil uns die Diskussion in den vergangenen Jahren stark beherrscht hat." Er sehe das Gremium als "Impulsgeber für den Schulterschluss zwischen Landkreis, Landeshauptstadt und Freistaat", sagte Göbel.

Während die Auswirkungen einer möglichen zweiten Stammstrecke in München auf die Linien im Landkreis bereits feststehen, sollen die Untersuchungsergebnisse der Verbundgesellschaft zu einer besseren Anbindung der Gemeinden Neubiberg, Ottobrunn, Hohenbrunn und Taufkirchen im Oktober vorliegen. Hierbei geht es vor allem um die Analyse einer möglichen Schienenanbindung der Universität der Bundeswehr, des Technologie- und Innovationsparks und des Ludwig-Bölkow-Campus. Sowohl eine Verlängerung der U 5 von Neuperlach-Süd als auch der Tram 17, Schwanseestraße und eine eigene Trambahn vom Ostbahnhof sowie mögliche "Ausschleifungen" der S 3 ab Unterhaching und der S 7 ab Ottobrunn stehen dafür auf dem Prüfstand.

Gleichwohl will sich der Landkreis nun der Sache selbst annehmen, "und sich nicht auf wenige Szenarien beschränken", wie Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) betonte. Vor allem dürfe man die Taktverdichtung nicht außer Acht lassen, sagte er. Die ist auch dem Neubiberger Bürgermeister Günter Heyland (Freie Wähler) sehr wichtig. "Wir sind die letzte Linie, die für Ausbau und Taktverdichtung vorgesehen sind", beklagte er. Frank Sommer von den Grünen bat darum, in der Studie "ein Auge darauf zu werfen, welche Varianten unter der eigenen Kompetenz laufen könnten." Auch ein Szenario ohne zweite Stammstrecke will er berücksichtigt wissen.

Die Sozialdemokraten forderten, die Bürger einzubeziehen. "Gerade in den Bürgerinitiativen ist viel Kompetenz vorhanden", sagte Annette Ganssmüller-Maluche. Göbel kann sich eine Bürgerbeteiligung "gut vorstellen". Er erhofft sich damit auch "Hinweise auf Probleme, die wir so gar nicht sehen."

Neben seinen eigenen Untersuchungen will sich der Landkreis mit 10 000 Euro auch an einem Forschungsvorhaben der TU München beteiligen, bei dem die Dynamik und die wechselseitige Abhängigkeit der Entscheidungen zu Wohnstandort, Arbeitsplatz und Mobilität privater Haushalte in der Metropolregion München untersucht werden soll. "Die Menschen wollen zentral wohnen, stellen dann aber fest, dass sie sich das nicht leisten können und gehen weiter raus", sagte Göbel. So müsse der Landkreis sehen, welche Möglichkeiten einer veränderten Entwicklung er wirklich habe. Er betonte:"Wir müssen regionaler denken, die Wege in diesen Raum müssen kürzer und attraktiver werden."

© SZ vom 08.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: