Neubiberg:Kinder statt Kürbisse

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Fußballspielen ist auf der Fläche mit den Hochbeeten weder erlaubt noch möglich. (Foto: Angelika Bardehle)

Eine Anwohnerin stört sich an den Gemeinschaftshochbeeten auf dem Neubiberger Promenadenplatz. Sie verweist darauf, dass die Grünfläche einst ausdrücklich dem Spielen gewidmet war.

Von Daniela Bode, Neubiberg

Nicht jeder in Neubiberg ist glücklich über die Hochbeete zum gemeinschaftlichen Gärtnern, die seit ein paar Monaten auf dem Elsa-Brandström-Platz an der Promenadestraße aufgestellt sind. Anwohnerin Erika Preuss missfällt, dass die öffentliche Grünfläche, die für Kinder vorgesehen gewesen sei, immer kleiner geworden ist. "Ich halte dies für einen Umbau zu Lasten der Kinder", schreibt sie in einem Brief an Bürgermeister Thomas Pardeller (CSU), der der SZ vorliegt. Sie wünscht sich daher, dass die Hochbeete wieder abgebaut werden und am Besten auch das Schild am Ende des Platzes, das Fußballspielen verbietet. Bürgermeister Pardeller verweist indes darauf, dass der Platz weiterhin öffentliche Grünfläche ist und bereits seit etwa 20 Jahren so aufgeteilt ist, dass es einen abgetrennten Spielplatz und eine Freifläche gibt. An den Hochbeeten habe er bisher keine Kritik gehört.

Preuss bemängelt die Entwicklung des Platzes. Auf dem abgetrennten Spielplatz könnten nur Kinder bis 14 Jahre spielen, ältere Kinder hätten das Nachsehen, da auf der Wiese Fußballspielen verboten und dies auch räumlich gar nicht mehr möglich sei. "Meine drei Söhne, mittlerweile um die 50 Jahre alt, hatten damals noch das Glück, Ballspielen zu dürfen und hatten dies mit Freunden auch reichlich genutzt", schreibt sie. "Meine Enkel dürfen hier nicht mehr Ball spielen."

Preuss verweist auch darauf, dass die Fläche historisch für Kinder vorgesehen gewesen sei. Nach dem Ersten Weltkrieg habe sich die Baugenossenschaft Heimatland gegründet, um dort Grund zu erwerben und zu bauen. Auch ihr Vater habe zu den Käufern gehört. "Damals erwarb man noch Grundstücke mit circa 1000 Quadratmetern Größe - somit wurde auch das Grundstück für den Kinderspielplatz entsprechend groß, eine feine Sache", schreibt sie. Den Grund habe die Genossenschaft der Gemeinde Neubiberg übereignet mit der Auflage, ihn nur als Kinderspielplatz zu nutzen. Vermutlich sei das auch im Grundbuch verzeichnet.

Ärger regte sich laut Preuss schon bei ihren Eltern, als während oder nach dem Zweiten Weltkrieg der damalige Bürgermeister die Hälfte der Kinderspielplatzes für Siedlungszwecke verkauft habe. "Das hätte er nicht tun dürfen", sagt Preuss. Durch die Hochbeete ist die Fläche, die die Kinder nutzen können, nun erneut kleiner geworden. "Das Ganze ist mir jetzt aufgekocht, seit das letzte Fleckerl, das ausdrücklich für die Nutzung durch Kinder vorgesehen war, auch noch verbaut wurde", sagt sie. Sie habe sich mit dem Anliegen bereits an Dritten Bürgermeister Reiner Höcherl (Freie Wähler) und einen CSU-Gemeinderat gewandt, bisher aber keine Antwort bekommen. Daher informierte sie nun auch die Presse, wie sie sagt. Preuss ist offenbar nicht die einzige, die sich wieder mehr Raum für die Kinder am Elsa-Brandström-Platz wünscht. Sie habe zwar keine Unterschriften gesammelt, sagt sie, aber in Gesprächen äußerten sich auch andere so.

Die Aussichten für ihr Anliegen sind allerdings gering. "Der Bitte von Frau Preuss können wir aktuell nicht nachkommen", sagt Bürgermeister Pardeller. Er verweist unter anderem darauf, dass bei dem Gemeinschaftsprojekt Hochbeete auch eine Schulklasse der Emile-Montessori-Schule miteingebunden ist. "Das gemeinsame Bepflanzen, Pflegen und Ernten bereichert den Schulalltag mehrerer Kinder", sagt der Rathauschef. Seit dem Bestehen der Hochbeete seien in der Verwaltung keine weiteren Beschwerden von Bürgern eingegangen. Laut Pardeller besteht nach Aussage der Organisatorin Ute Senft von der Agenda 21 vielmehr großes Interesse an dem Projekt. Fußballspielen könnten die Kinder auf dem etwa 300 Meter entfernten Bolzplatz an der Kaiserstraße. Die historische Nutzung der Fläche soll laut Pardeller verwaltungsintern geprüft werden. Zum jetzigen Zeitpunkt könne er dazu leider keine Angaben machen.

© SZ vom 30.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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