Mieträder:Ottobrunner Eigensinn

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In der dicht besiedelten Gemeinde würde ein MVG-Rad-Angebot wohl viel genutzt. Bürgermeister Loderer wehrt sich aber unbeugsam dagegen

Von Lars Brunckhorst

Ganz München-Land ist von Mieträdern besetzt. Ganz München-Land? Nein! Ein von einem unbeugsamen Bürgermeister regiertes Dorf hört nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten. Auch ein neuerlicher Anlauf von SPD und Grünen im Ottobrunner Gemeinderat, vielleicht doch noch ein Hintertürchen für die Leihräder der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) aufzustoßen, ist gescheitert. Es ist nicht leicht für die Kommunalpolitiker im rot-grünen Lager.

Nun ist es grundsätzlich einmal nicht verkehrt, nicht jede neue Errungenschaft, die angeblich der Umwelt helfen soll, gleich laut zu bejubeln, ohne sich vorher zumindest ein wenig mit den Vorzügen und Nachteilen zu befassen. Das gilt für E-Autos und E-Scooter allemal, aber auch für etwas so Sympathisches wie das Angebot von Mieträdern am Straßenrand, mit denen Autohocker dazu verleitet werden sollen, ihre stinkende Blechkutsche stehen zu lassen. Tatsache ist nämlich, dass diese Räder - jedenfalls außerhalb der Stadt - den größten Teil ihrer Zeit ungenutzt herum stehen. Im vergangenen Jahr wurde, wie das Landratsamt unlängst mitteilte, jedes Rad im Schnitt nur alle fünf Tage ausgeliehen. Da ist noch Luft nach oben.

Andererseits hängt die Attraktivität des Angebots auch ganz entscheidend von der Dichte des Netzes ab. Nur wenn man sicher sein kann, bei Bedarf auch ein Rad ausleihen zu können und dieses hinterher auch fast überall zurückgeben kann, werden mehr Menschen umsteigen. Gerade in einer Gemeinde wie Ottobrunn - im Landkreis München die mit Abstand am dichtesten bebaute und bewohnte Kommune - dürften sich Mieträder ähnlicher Beliebtheit erfreuen wie in der Stadt. Erst recht, wenn die U-Bahn hinaus verlängert wird und sich Ottobrunn zusammen mit Taufkirchen weiter zu einem Wissenschafts- und Universitätsstandort entwickelt. Vor allem Studenten wissen die MVG-Räder zu schätzen, das zeigt das Beispiel Garching. In der Universitätsstadt wurden die silber-blauen Räder 2019 mit Abstand am häufigsten ausgeliehen.

© SZ vom 09.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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