Meine Woche:Von wegen desinteressiert

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(Foto: Claus Schunk)

In Pullach wird am 17. November das Jugendparlament gewählt

Von Anna-Maria Salmen, Pullach

"Die Jugend von heute interessiert sich überhaupt nicht mehr für Politik, ihr ist egal, was in ihrem Ort so alles passiert". Das ist ein Vorurteil, dem heutzutage viele junge Menschen begegnen. Auch Carl Stichweh () hat schon ähnliche Sätze gehört. Doch er selbst ist das beste Beispiel dafür, dass dieses Klischee nicht stimmt. Der Schüler aus Pullach ist Sprecher des Jugendparlaments des Ortes. Momentan sei das eher ein loser Zusammenschluss, doch am 17. November soll es nach längerer Abstinenz wieder offiziell gewählt werden. Alle Jugendlichen von 14 bis 22 Jahren können sich zur Wahl stellen, wählen dürfen bereits die Zwölfjährigen. Das Gremium hat Rederecht im Gemeinderat und kann dort Anträge stellen.

In Pullach hat das Jugendparlament eine lange Geschichte, viele der jetzigen Gemeinderäte haben dort ihre politischen Karrieren begonnen. "Aber leider ist es irgendwann ein bisschen eingeschlafen", erzählt Stichweh. Oft gab es Versuche, das Parlament neu zu beleben, doch erst im vergangenen Jahr fanden sich einige Interessenten. Ihr Hauptziel ist es, "ein Sprachrohr für die Jugend zu sein und ihre Belange im Gemeinderat zu vertreten", sagt Stichweh. Das ist auch seine Motivation: "Ich möchte die Pullacher Jugend darauf aufmerksam machen, dass man sich an der Politik im Ort beteiligen kann. Wir haben dafür gute Möglichkeiten, und die sollten wir nutzen". Er selbst arbeitet in seiner Freizeit im Jugendzentrum mit, dort hilft er einmal pro Woche bei der Betreuung einer Gruppe von Acht- bis Zwölfjährigen. Für Politik hat sich Stichweh nach eigenen Worten schon immer interessiert.

Ein wichtiges Anliegen des Jugendparlaments ist ganz konkret die Erweiterung der Freizeitstätten für Jugendliche. Momentan gibt es in Pullach zwar schon Angebote wie ein Schwimmbad oder das Jugendzentrum, "aber ansonsten sieht es eher schlecht aus", sagt Stichweh. Das liegt zum Beispiel auch daran, dass der neu gebaute Skatepark kurz vor der Schließung steht. Stichweh erzählt, dass viele Jugendliche im Ort aus diesem Grund anfingen, sich politisch zu engagieren. Die Idee, das Jugendparlament wieder einzuführen, "trifft bei den Jugendlichen also durchaus auf fruchtbaren Boden", so Stichweh. "Der Gemeinderat war natürlich von Anfang an begeistert, dass es jetzt wieder ins Leben gerufen wird".

Carl Stichweh möchte nach seinem Abitur im nächsten Jahr am liebsten im sozialen Bereich arbeiten. Also nichts Politisches? "Wer weiß", sagt er lachend. Seine Mitschüler trauen ihm jedenfalls eine große politische Karriere zu: In der Abiturzeitung schlagen sie ihm den Beruf "Bundeskanzler" vor.

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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