Meine Woche:Schlaflos in Oberbiberg

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Lucas Schmid. (Foto: Claus Schunk)

Lucas Schmid hält Wache am Maibaum des Burschenvereins

Von Valérie Nowak, Oberbiberg

Egal ob "Goaßnwach", "Madlwach" oder "Bierpongwach" - Mottowachen rund um den Maibaum sind gerade groß im Kommen, nicht nur beim Burschenverein Oberbiberg. Sein heiliger Gral, der Maibaum, liegt bereits gut behütet bei der Wachhütte zwischen Deisenhofen und Gerblinghausen. Bis es soweit ist, und der Maibaum aufgestellt wird, heißt es daher: wachsam sein!

"Die Verantwortung liegt bei der Wache, aber man ist trotzdem sehr nervös, gerade, wenn unterm Tag jemand gesichtet wird", erzählt Lucas Schmid, der Vorsitzende der Oberbiberger Burschen. Es ist sein erster Maibaum als Vorsitzender und der 22-Jährige hat schon die ein oder andere schlaflose Nacht hinter sich. Eines haben die Oberbiberger aber verstanden: Eine Wache darf auch Spaß machen. Diese Woche etwa steht am Freitag die "Spindlerwach" an, zu der sich auf Facebook schon rund 370 Leute angemeldet haben.

"Spindler ist bei uns ein interner Gag, weil in unserem Ort so viele Spindler heißen", erklärt Schmid schmunzelnd das Motto der Wache. Am Freitag, 20. April, steigt dann die "Voll Normaaal Wache". "Wir wollen das Dorfgefühl in einen Abend reinpacken, bei der Wache promoten wir zugleich unsere große Party im Sommer", kündigt der Burschenvereinschef an.

Der Weg zur Hütte ist übersichtlich ausgeschildert, und das wollen die Oberbiberger auch so: Zu den Mottowachen sind alle eingeladen. Aufgepasst wird natürlich trotzdem. "Wenn man Wache hat, dann schaut man: Wer kundschaftet vielleicht den Weg aus, um den Baum rauszubringen", sagt Schmid. Auch der Burschenverein geht selbst auf kleine Maibaumtour durch die umliegenden Orte. "Aber wir haben nicht vor, irgendwo was zu klauen, weil wir selber viel zu beschäftigt sind mit Hobeln und Schleifen."

Der Verein mit seinen 42 aktiven Mitgliedern will die Dorfkultur unterstützen und dazu beitragen, dass die bayerischen Traditionen weiterhin ihren Platz finden. In den sozialen Netzwerken gelingt ihnen das bisher bestens: Das Layout der Mottowachen ist mit Aquarell handgemalt und definitiv ein Hingucker. Auf Instagram sammelt der Verein fleißig Follower, um sich dort über die Schulter schauen lassen.

Am Wochenende haben die Oberbiberger den Baum bereits weiß grundiert, das Einzige, was noch fehlt, ist die charakteristische blaue Farbe. Dafür schnüren sie den Baum ein, um an dem Muster entlang zu malen. Das ist für die Oberbiberger schon Routine, alle zwei bis drei Jahre stellen sie einen neuen Maibaum auf. Spendiert hat den Baum in diesem Jahr ein Landwirt aus den umliegenden Dörfern, an Weihnachten wird er traditionsgemäß geschnitten und einen Monat vor dem 1. Mai dann abgeholt.

© SZ vom 15.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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