Meine Woche:Nah dran

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(Foto: Privat)

Fastenprediger Jürgen Kirner kennt die Haarer Herrschaften. Sein Thema beim Starkbierfest wird unter anderem die "gelebte Egomanie" in Haar sein, verrät er

Von Anna-Maria Salmen, Haar

Wenn der Allgäuer Kabarettist Maxi Schafroth beim Starkbieranstich auf dem Münchner Nockherberg die Politiker aufs Korn nimmt, werden Millionen Augen auf ihn gerichtet sein. Ganz so viele sind es in Haar zwar nicht, doch Jürgen Kirner () genießt seine Auftritte als Fastenprediger dennoch: "Das ist ein tolles Gefühl, wenn man Menschen vor sich hat und reden darf, und alle müssen zuhören." Seit drei Jahren unterhält der 58-Jährige als Pater Kirner die Gäste beim Haarer Starkbierfest, das heuer am kommenden Sonntag um 18 Uhr im Kleinen Theater stattfindet. "Es gibt eine musikalische Umrahmung und zusätzliche Künstler, aber der Kernpunkt des Abends ist meine Fastenpredigt", so der Satiriker. Und diese will gut vorbereitet sein.

Kirner beobachtet, recherchiert und unterhält sich dabei mit Haarer Bürgern über deren Eindrücke von aktuellen Geschehnissen. Denn die Rede beschäftige sich zwar auch mit der Landes- und Bundespolitik, habe aber vor allem einen lokalen Hintergrund. "Es gibt ja momentan irrsinnig viel Stoff", sagt Kirner im Hinblick auf mögliche Themen. Wen er sich besonders zur Brust nehmen wird, verrät der Pater allerdings noch nicht. "Diejenigen Personen sollen ja nicht vorgewarnt werden, damit der Überraschungseffekt greift." Nur so viel: Eine "gelebte Egomanie" greife um sich, auch in der Kommunalpolitik. In Haar herrsche zudem eine "stark festgefahrene Situation", durch Blockbildung im Gemeinderat könne nichts erreicht werden.

"Ich bin ein zutiefst politischer Mensch", sagt Kirner. Dass er die Mechanismen der Kommunalpolitik als Außenstehender beobachte, erleichtere ihm seine Rolle als Fastenprediger. Die "Herrschaften", die in seinen Reden zur Sprache kommen, kennt Kirner nach eigener Aussage gut. Ein Vorteil gegenüber seinen Kollegen am Nockherberg, wie er meint. "Ich beneide keinen, der da eine Rede machen muss." Wenn man die großen Politiker "derblecken" möchte, könne man sich zwar - anders als bei lokalen Ereignissen - mithilfe von Medienberichten auf seine Rede vorbereiten. Auf der anderen Seite sei man aber auch "nicht so nah dran", wie Kirner betont. "Man tut sich einfach leichter, wenn man die persönlichen Animositäten kennt." Er selbst habe eine andere Herangehensweise als die Redner am Nockherberg. "Ich setze auf eine stärkere Pointierung, außerdem respektiere ich die erwähnten Persönlichkeiten sehr", sagt der Satiriker.

Als Fastenprediger hat Kirner auch in Fürstenfeldbruck Erfahrungen gesammelt, wo er seit elf Jahren als Pater auftritt. In Haar fühlt er sich nach eigener Aussage sehr wohl. "Die Kartennachfrage ist enorm. Ich bin positiv überrascht, dass die Haarer sich so damit identifizieren." Kirner kann sich durchaus vorstellen, auch in Zukunft Reden auf dem Starkbierfest zu halten - jedoch nicht mehr unbedingt als Pater. "Die Figur hat sich mittlerweile verändert und ist nicht mehr zeitgemäß."

© SZ vom 11.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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