Meine Woche:Festrede in eigener Sache

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Marion Giebel. (Foto: Claus Schunk)

Altphilologin Marion Giebel erhält die Pegasus-Nadel

Von Michael Morosow, Pullach

Im Kreise antiker Dichter und Philosophen fühlt sich Marion Giebel wohl. Und so nimmt es nicht Wunder, wenn die Herren Cicero, Plutarch, Vergil, Seneca, Ovid und viele andere Helden der Klassik feste Plätze bei ihr Zuhause in Pullach haben, in Bücherregalen, wohlgemerkt. Damit unterscheidet sie sich zwar nicht wesentlich von vielen anderen, die ihr Faible für die antike Geschichte teilen. Das Besondere an dem Fundus gesammelter Schriften aus der frühen Epoche aber ist: Giebel hat sie selbst geschrieben oder ins Deutsche übertragen. So etwa das Werk "Plutarch - Glücklichsein", in dem sie Denkanstöße aus der Antike aus dem Griechischen übersetzt hat.

An diesem Dienstag hat Marion Giebel gleich zwei Gründe, selbst glücklich zu sein. Zum einen feiert sie an diesem Tag ihren 80. Geburtstag, zum anderen wird sie in der Charlotte-Dessecker-Bücherei vom Deutschen Altphilologenverband, Landesverband Bayern, mit der Pegasus-Nadel für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Beginn der Feier ist um 19.30 Uhr, die Festrede wird die promovierte Altphilologin und Germanistin selbst halten und dabei aus ihrem aktuellsten Werk lesen, in dem sie sich Plutarch und der Frage nach dem "Arbeiten im Alter" annimmt.

Wer rastet, der rostet, das wusste Plutarch schon vor 2000 Jahren, und nachdem Marion Giebel ohnehin große Stücke auf den alten Griechen hält, beherzigt gerade sie dessen Ratschläge für Glück und Zufriedenheit auch im Herbst des Lebens. Es sei ungesund, wenn man nach einem langen Arbeitsleben sich zurückzieht und sich hinter den warmen Ofen setzt. Wer sich nützlich mache, der fühle sich besser, weiß die Altphilologin, die seit knapp 50 Jahren im Reclam-Verlag veröffentlicht, über viele Jahre Sendungen für den Bayerischen Rundfunk gestaltete, aber auch im kleinen Kreis, wie etwa bei VHS-Vorträgen, die Gelegenheit nutzt, "die Antike unter die Leute zu bringen", wie sie sagt.

Marion Giebel studierte an der Universität Frankfurt Altphilologie, Archäologie, Geschichte und Neuere Deutsche Literatur Nach ihrem Studium volontierte sie zunächst im Goldmann-Verlag in München. Als ihr Mann Anfang der Siebziger beruflich nach Pullach versetzt wurde, zog sie kurz darauf mit den beiden Kindern nach. Giebel habe in den vergangenen 50 Jahren ein Werk geschaffen, vor dem man nur bewundernd den Hut ziehen kann", würdigt Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund das Lebenswerk des Geburtstagskindes - das bisherige, wie man sagen muss. Denn die Frau denkt noch nicht ans Aufhören. "Wenn man selber für etwas brennt, kann man die anderen auch motivieren", so lautet ihr Leitspruch.

© SZ vom 25.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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