Meine Woche:Es geht auch ohne

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Aline Pronnet verzichtet auf Plastik. (Foto: Privat)

Aline Pronnet macht vor, wie man Plastikmüll vermeiden kann

Von Christina Hertel, Taufkirchen

Ein Leben ohne Plastik hört sich für die meisten nach vielen Mühen und großem Aufwand an, für Aline Pronnet () begann es aus Faulheit. 2010, nach dem Abitur, zog die junge Frau zu Hause aus. Von da an war sie für sich selbst verantwortlich und auch für ihren Müll. Doch der nächste Wertstoffhof, um Plastik loszuwerden, wie es früher ihr Vater getan hatte, lag sechs Kilometer entfernt. Den Rucksack vollladen und sich aufs Fahrrad schwingen - schon bald sei sie dafür zu faul gewesen, sagt die 28-Jährige. Als ihr Shampoo leer war, kaufte sie daher kein neues, sondern ein Stück Seife. Inzwischen verwendet sie nicht einmal mehr Zahnpasta aus der Tube. Sie putzt ihre Zähne mit Tabletten, die sich im Mund auflösen und zu Schaum werden. Wie gut so ein Leben ohne Plastik funktioniert und wie man Müll vermeidet, erklärt Pronnet an diesem Donnerstag, 23. Januar, 19.30 Uhr in der Volkshochschule Taufkirchen unter dem Schlagwort "Zero Waste".

"Ich habe nicht den Eindruck, etwas zu verpassen", sagt sie. "Ich reiß mir halt keine Fertigpizza auf, aber selbst gekocht schmeckt eh besser." Die Zutaten kauft sie in ihrer Heimat Fürstenfeldbruck auf dem Bauernmarkt oder in einem Unverpackt-Laden, wo man Nudeln, Reis und Kaffee in eigene Dosen abfüllen kann. Als sie vor zehn Jahren damit begann, darauf zu achten, möglichst wenig Müll zu produzieren, gab es solche Läden noch nicht. Und wenn sie mit ihrem Thermosbecher beim Bäcker einen Kaffee zum Mitnehmen bestellte, sei sie anfangs schief angeschaut worden. Heute sei es normal, dass die Leute ihren Kaffee nicht mehr aus Pappbechern trinken. Es würden sich immer mehr Menschen für ihren Lebensstil interessieren - so viele, dass Aline Pronnet damit Geld verdienen kann. Sie hält regelmäßig Vorträge und Workshops, auch an Schulen und in Kindergärten. Außerdem betreibt sie einen Blog: Auf aufdiehand.blog erklärt sie, wie man Hafermilch, Frischkäse und Apfelessig selbst herstellt, wie man einen Knopf annäht oder wie man Bienenwachstücher richtig verwendet.

Es müssten nicht alle ein perfekt ökologisches Leben führen, sagt Pronnet, die gerade an ihrer Doktorarbeit in Kunstgeschichte schreibt. "Aber es hilft, wenn jeder ein bisschen etwas tut." Auch sie stößt manchmal an Grenzen: etwa bei Medikamenten, die in Plastik verpackt sind. Oder wenn sie einen Vortrag in einem abgelegenen Ort halten muss und dort nicht mit der Bahn hinkommt. "Das ärgert mich immer wieder." Grundsätzlich glaubt Pronnet aber, dass mit Wut niemand von einem bewussteren Leben überzeugt werden kann. Das gelinge nur, wenn sie zeige, dass vieles daran Spaß macht.

© SZ vom 20.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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