Meine Woche:Eine Rose für Maria

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(Foto: Stephan Rumpf)

Anneliese Landmann organisiert das Kräuterbuschen-Binden

Von Gudrun Passarge, Ismaning

Anneliese Landmann geht gut vorbereitet in die neue Woche. Sie weiß genau, wo die schönsten Kräuter und Wiesenblumen wachsen, aber sicherheitshalber hat sie vorher noch einmal nachgeschaut, wie es in diesem Jahr ausschaut. Denn an diesem Montag schwärmen wieder etwa zehn Frauen aus, um das Material für die Kräuterbuschen zu Mariä Himmelfahrt zu sammeln. In der Regel kommen neun bis zwölf Kräuter in den Buschen, in der Mitte prangt eine rote Rose als Symbol Mariens. Die allerdings, so erzählt die Vorsitzende der Katholischen Frauen Ismaning, müsse hinzugekauft werden, "so viele Rosen bringe ich nicht her".

Landmann kennt den Brauch noch aus ihrer Kindheit. Sie ist auf einem Ismaninger Bauernhof aufgewachsen und weiß noch, dass der Kräuterbuschen, nachdem er gesegnet war, im Dachstuhl aufgehängt wurde, als Schutz gegen Unwetter. So war es auch üblich, die Kräuter bei einem starken Unwetter im Ofen zu verbrennen, "damit ja nicht der Blitz einschlägt". Oder aber die Großmutter nahm Kräuter aus dem Buschen, um sie bei Krankheiten einzusetzen. Die 66-Jährige sagt, sie selbst nutze beispielsweise die Heilkraft der Kamille, etwa bei Magenverstimmungen oder zur Wundheilung.

Bei der Auswahl der Kräuter gibt es bestimmte Regeln. Schafgarbe gehört in den Buschen genauso wie die Königskerze, der Salbei, die Ringelblume, das Johanniskraut, der Beinwell, der Wiesenknopf oder wie der Volksmund sagt das Blutströpfchen und eben Kamille und Spitzwegerich. Alles wird am Dienstag in der großen Halle auf dem Hof von Josef Kraus drapiert. Etwa 20 Frauen sind damit beschäftigt, mehr als 400 Kräuterbuschen zu binden. Teils bringen auch noch Gartenbesitzer Bohnenkraut und Thymian vorbei. Und als Farbkleckse binden die Frauen noch Kornblumen oder Rainfarn ein, oder Majoran und natürlich noch Pfefferminze und Wiesenkerbel. "Der Buschen soll ja auch gut riechen, und er soll bunt sein", sagt Landmann. Auch Getreide komme traditionell noch in den Strauß. Meist nehme sie Hafer, "den habe ich schon vorher gesammelt und getrocknet". Das traditionelle Kräuterbuschen-Binden bedeute nicht nur Gemeinschaft im Verein, die Vorsitzende der Katholischen Frauen sieht es auch als eine Aufgabe an, "dass man solche Bräuche weiter erhält, sonst ist alles weg". Übrigens würden die Buschen nicht einfach entsorgt, wenn man sie raushaben will, sondern verbrannt, erzählt Landmann. Auch das weiß sie noch aus der Kindheit. An Mariä Himmelfahrt stehen die Frauen von 8.30 Uhr an vor der Kirche St. Johann Baptist und geben ihre Buschen gegen eine Spende ab. Die katholischen Frauen verteilen das Geld jedes Jahr an andere Institutionen, heuer unter anderem an den Hospizkreis in Ismaning.

© SZ vom 13.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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