Meine Woche:Ausflug in die Arrestzelle

Lesezeit: 1 min

Peter Schiemainski, ehrenamtlicher Betreuer. (Foto: Marco Einfeldt)

Peter Schiemainski hilft beim Ferienprogramm der Nachbarschaftshilfe in Garching

Von Marie Heßlinger, Garching

Blickt er auf seine Sommerferien in der Grundschulzeit zurück, dann war der Ausflug zum Verkehrsübungsplatz ein Highlight: "Es war das coolste, selbst mal Auto fahren zu können", erinnert sich Peter Schiemainski. Zehn Jahre später ist Kiddicar-Fahren noch immer einer der beliebtesten Programmpunkte in der Ferienbetreuung der Nachbarschaftshilfe Garching. Und Peter Schiemainski , 19 Jahre alt, ist auch noch dabei.

Schiemainski ist nun nicht mehr Teilnehmer, sondern ehrenamtlicher Betreuer. Jede Woche beaufsichtigt er drei bis fünf Veranstaltungen à vier bis fünf Stunden. Diese Woche stehen für ihn auf dem Programm: kreatives Gestalten, Fossilienwerkstatt, Waldtag in der Isarau, Imkerei und Polizei. Das schwierigste daran sind für Schiemainski die Bahnfahrten: "Das ist eine Herausforderung, dass man alle zusammen hält", sagt er. Außerdem zählt er zu seinen Aufgaben, dass "sich alle verstehen und Spaß haben". Um die 20 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren kommen pro Ausflug mit. Vorbereiten muss er als Begleiter nicht viel. Aber er organisiert auch eigene Programmpunkte: Seifen herstellen und Mosaiksteine basteln zum Beispiel. Schiemainski mag am Basteln, dass er dabei ins Gespräch mit den Kindern kommt. "Sie erzählen von der Schule, von ihren Wünschen, ihren Träumen. Das sind die intensivsten Veranstaltungen", sagt der Psychologiestudent. Kinderliebe und Ehrenamt hat der junge Betreuer im Blut: Seine Oma war Leiterin eines Kindergartens. Seine Mutter Kornelia Schiemainski war neun Jahre Betreuerin beim Ferienprogramm, mittlerweile arbeitet sie hauptberuflich bei der Nachbarschaftshilfe in Garching. Die Bastelkurse organisiert Schiemainski bis heute gemeinsam mit seiner Mutter.

200 Kinder nehmen jährlich an vier bis sechs Sommerveranstaltungen der Nachbarschaftshilfe Garching teil. 56 Veranstaltungen stehen zur Auswahl, pro Termin bedarf es mindestens zweier Begleitpersonen. Insgesamt gibt es aber nur sechs Betreuer, die meisten helfen bei zwei oder drei Terminen. Schiemainski ist somit eine große Stütze, Helfer werden noch gesucht. Schiemainski wirbt: "Ich mag die Faszination der Kids, wenn sie was sehen, auf das sie sich lange Zeit gefreut haben oder wenn sie vielleicht eine andere Erwartung hatten." Das Gabelstaplerfahren oder die Schokoladenfabrik sind Beispiele dafür.

Schiemainski selbst freut sich diese Woche am meisten auf den Besuch bei der Polizei: die Hundestaffel, die Sirenen, die Arrestzelle. "Da erwacht immer noch der kleine Junge in mir", sagt Schiemainski. Der Polizist, der den Kindern die Wache zeigt, ist noch derselbe wie damals als Schiemainski klein war.

© SZ vom 05.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: