Meine Hauszeit:Zocken statt Kicken

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Josef Diller. (Foto: Claus Schunk)

Josef Diller und seine Teamkollegen vom TSV Brunnthal spielen online

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Ein funktionierendes Team kann so leicht nichts trennen. Josef Diller hatte mit seinen Mannschaftskollegen Luis Fischer und Jakob Klaß vom äußerst erfolgreichen TSV Brunnthal die Idee, die fußballerische Auszeit durch die Corona-Krise mit Hilfe der Spielekonsole zu überbrücken. Sie wollen so in Kontakt bleiben, auch wenn in der Bezirksliga Oberbayern Süd derzeit kein Ball rollt. Bereits an dem Tag, als der Bayerische Fußballverband (BFV) das vorläufige Ende der Saison verkündete, richteten sich die drei mit dem Vorschlag an die Mannschaft, zu Hause gegeneinander im Online-Fernduell anzutreten. Die "TSV Brutal online Fifa-Liga" war geboren.

Schon der ironisch gemeinte Brutalo-Name zeigt: Das hat viel mit spielerischer, augenzwinkernder Leichtigkeit und auch Spaß zu tun. Aber es gibt einen ernsten Hintergrund. Die Spieler des Liga-Spitzenreiters wollen zumindest virtuell etwas für den Teamgeist tun, dem sie ihren Erfolg auch verdanken. Sie seien nicht alle dicke Freunde, aber wirklich ein Top-Team, das auch gerne was gemeinsam unternehme, sagt Kapitän Diller, 26. "Das Hauptding ist, irgendwas gemeinsam zu machen." Er selbst hat einen Spielplan aufgestellt, es gibt richtige Spieltage. Den 14 Spielern, die mitmachen, wurden in etwa gleichstarke Mannschaften zugelost. Wenn zwei Zeit haben, wählen sie sich ein, setzen ein Headset auf und tragen eine Partie aus.

Dabei geht es nicht nur darum, zu Hause mit der Spielekonsole auf dem Sofa zu sitzen. Trainer Raphael Schwarz hat den Spielern ein individuelles Trainingsprogramm mitgegeben. Das arbeiten die Sportler ab, und gerne machen sie das auch über Online-Verbindung gemeinsam. Sie verabreden sich zum Waldlauf und joggen dann, telefonisch miteinander verbunden im Team. "Das hilft, sich aufzuraffen", sagt Diller. Wie die Saison zu Ende gebracht werden soll, beschäftige die Spieler sehr. Würde die Saison gestrichen, wäre das "sehr, sehr bitter", sagt Diller. Die erfolgreichste Fußballmannschaft, die Brunnthal je hatte, steht vor dem Sprung in die Landesliga.

Doch Diller und seine Mitspieler wissen, dass zurzeit mehr auf dem Spiel steht. Sie haben sich als Team dem sozialen Hilfsdienst am Ort angeboten, um in der Corona-Krise Einkäufe für schutzbedürftige Senioren zu erledigen. "Der Zusammenhalt ist wirklich sehr, sehr stark", sagt Diller. Er meint die TSV-Kicker, aber er weiß auch, dass das ebenso für die Brunnthaler insgesamt gilt.

An dieser Stelle berichten wir in nächster Zeit von Menschen und ihrem Leben während der Corona-Pandemie. Wenn auch Sie etwas zu erzählen haben, was anderen vielleicht sogar Mut macht oder zum Nachmachen dient, schicken Sie uns eine E-Mail (gerne auch mit Foto) an: lkr-muenchen@sueddeutsche.de.

© SZ vom 16.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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