Meine Hauszeit:Fast allein im Phönixbad

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(Foto: Claus Schunk)

Saunameister Francesco Polacco hofft, dass wieder Gäste kommen

Von Angela Boschert, Ottobrunn

Francesco Polacco ist momentan häufiger auf seinem Balkon als im Phönix-Bad in Ottobrunn, wo er als Saunameister arbeitet. Ab und an geht er dorthin, um sauber zu machen oder andere kleine Arbeiten zu erledigen. Doch die Sauna sei schon "picobello", sagt der Deutsche mit italienischen Vorfahren. Das Bad ist geschlossen und Polacco wie seine Kollegen in Kurzarbeit.

"Ich bin richtig froh, dass ich zur Arbeit gehen kann und so legal rauskomme. Es macht mir Spaß, etwas tun zu können und den einen oder anderen Kollegen zu treffen", sagt der 37-jährige gelernte Gastwirt. Seit 2006 arbeitet Polacco im Phönix-Bad. Eigentlich wollte er dort nur sechs Monate bleiben. Daraus sind inzwischen 14 Jahre geworden, und er hat sich zum Saunameister fortgebildet. Die Arbeit begeistert Polacco, das hört man am Telefon. Er führt als Saunameister morgens Reinigungs- und Wartungsarbeiten aus und kümmert sich darum, dass in den verschiedenen Saunen und Dampfbädern und den dazugehörigen Ruhezonen alles in Ordnung ist.

In der Mittagspause darf Polacco schwimmen gehen. Dazu hat er im Moment viel mehr Zeit als sonst und nutzt sie, wenn er ins Phönix-Bad kommt. Oft steigt er dann mit seinem Kollegen Georgios Gkaisarlidis ins Becken. "Wir zwei sind gute Schwimmer, aber dürfen nur zu zweit ins Wasser, sagt unser Betriebsleiter Sebastian Weber." Weber legt Wert darauf, dass sich seine Schwimm- und Saunameister fit halten. Zumal die für den 3. Mai geplante Überprüfung ihrer Rettungskenntnisse verschoben werden muss.

Um die Zeit sinnvoll zu überbrücken, haben Polacco und seine Kollegen das Phönix-Bad in diesen Wochen schon die Grundreinigung erledigt, für die das Bad alle zwei Jahre zwei Wochen lang geschlossen werden muss. Viel bleibt somit für die Saunameister nicht zu tun. Zuhause geht Polacco oft mit dem Hund seiner Freundin raus. Er durchquert dabei die Wiesen im Münchner Norden länger als vor der Corona-Zeit, "was dem 15 Jahre alten Havaneser nicht so sehr gefällt". Doch ihm selbst wird die Zeit allmählich lang. Vor allem, weil er weder seine Eltern im Allgäu besuchen darf noch seine Cousins und Tanten in Süditalien. Jetzt hält er über Video-Chats mit allen Verwandten Kontakt und freut sich auf die Zeit, wenn das Phönix-Bad und die Sauna wieder öffnen.

An dieser Stelle berichten wir von Menschen und ihrem Leben während der Corona-Pandemie. Wenn auch Sie etwas zu erzählen haben, was anderen vielleicht sogar Mut macht oder zum Nachmachen dient, schicken Sie uns eine E-Mail (gerne auch mit Foto) an: lkr-muenchen@sueddeutsche.de.

© SZ vom 23.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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