Oberschleißheim:Das Hallenbad ist im Eimer

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Ein Gutachter bescheinigt dem Oberschleißheimer Schwimmad einen desaströsen Zustand. Die Sanierung würde sieben Millionen Euro kosten, ein Ersatzbau zwölf Millionen.

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Etwas Positives hat die Analyse des Oberschleißheimer Hallenbades doch erbracht. Er sei verwundert, sagte Gutachter Hans Grundl im Gemeinderat, "dass es noch hält". Das 46 Jahre alte Gebäude ist nach der aktuellen Untersuchung komplett am Ende, der Gutachter wollte seine Prognose zur Lebensdauer nicht mal mehr in Tagen beziffern. Die Gemeinde steht nun vor der Grundsatzfrage, das Hallenbad aufzugeben, für geschätzte sieben Millionen Euro im Bestand zu sanieren oder in völlig neuer Form neu zu bauen.

Einen "äußerst kritischen Zustand" bilanzierte Hans Grundls Feldkirchener Planungsbüro in der 58-seitigen Untersuchung. Als akut drängendstes Problem sei schon mal die Lüftungsanlage "total im Eimer", schilderte Grundl vor dem Gemeinderat, Anlagenteile würden nur noch von Leukoplastbändern zusammengehalten. "Man muss damit rechnen, dass sie jeden Augenblick kaputt geht", sagte Grundl, "und dann steht die Anlage sowieso".

Der Kinderbereich ist für den Bademeister nicht einsehbar

Sanierungsbedarf herrsche in nahezu allen Teilbereichen. Diverse Hygiene- und Sicherheitseinrichtungen entsprächen längst nicht mehr gültigen DIN-Vorschriften. Ausgerechnet das Kinderbecken etwa liege in einem für den Schwimmmeister uneinsichtigen Bereich. Komplett sanierungsbedürftig sei es ohnehin. Um für das Schwimmerbecken die nötige Umwälzung zu erreichen, reiche der Raum gar nicht, es müsse angebaut werden.

Die Technikvorrichtungen sähen "fürchterlich aus", sagte der Gutachter: "Die nimmt uns nicht mal mehr ein Museum ab." Für die Steueranlage gebe es bereits keine Ersatzteile mehr, die Schwimmmeister müssten die Badtechnik teilweise manuell bedienen. Entsprechend fielen immense Überstunden an, wurde geschildert.

Auch der Energiebedarf sei "enorm", sagte Grundl, deutlich höher als bei modernen Bädern dieser Größenordnung. In der Summe sei das Bad "über kurz oder lang nicht mehr zu betreiben", sagte der Gutachter im Gemeinderat, wobei er sich auf einen Zeithorizont nicht festlegen lassen wollte.

Für eine Sanierung, bei der keinerlei Verbesserung oder Aufwertung erfolge, sondern einzig eine Instandsetzung der bestehenden Angebote, kalkulierte er mit sieben Millionen Euro Kosten. Die Maßnahme werde ein Jahr Vorbereitung erfordern und dann ein Jahr Umbau bei geschlossenem Bad. Einen Neubau in identischer Ausstattung bezifferte Grundl auf knapp zwölf Millionen Euro. Allerdings stünde dann als Alternative im Raum, das Bad auch deutlich aufzuwerten.

Im Gegensatz zu den Spaß- und Familienbädern in der Umgebung hat sich das Oberschleißheimer Bad stets als reines Schwimmbad erhalten. Enorm stolz ist das Rathaus etwa, dass hier rund 1000 Schulkinder monatlich Unterricht haben, dass Organisationen wie DLRG oder Polizei hier trainieren können und dass auch die Behinderteneinrichtungen am Ort ein Bad nutzen können.

Exakt vor 20 Jahren, 1998, stand dem Rathaus schon mal eine Sanierung des Hallenbades ins Haus. Wegen der nötigen Investition und vor allem des laufenden Defizits im Betrieb gab es damals Bestrebungen, das Bad zu schließen. Daraus entwickelte sich der erste Bürgerentscheid am Ort, bei dem am 1. Juli 2001 gut 78 Prozent für einen Erhalt des Bades votierten. Seither wurde das Bad ungeachtet allen Aufwands nie mehr in Frage gestellt.

© SZ vom 02.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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