Taufkirchen:Aufgehübschtes "Quartier am Bahnhof"

Lesezeit: 3 min

Das geplante Hochhaus auf einer Visualisierung der Architekten. Über die Höhe soll noch einmal gesprochen werden. (Foto: Steidle Architekten)

Das Gewerbegebiet zwischen Lindenring, Waldstraße und Eschenstraße wird komplett umgestaltet: Der Gemeinderat entscheidet sich für einen Entwurf mit viel Grün, Café-Terrassen und einladenden Geschäften.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Wer den Taufkirchner S-Bahnhof auf der Westseite verlässt, der betritt einen weitläufigen Platz mit viel Grün, mit Rasenflächen, auf denen Liegestühle stehen, mit Café-Terrassen und einer Reihe von Geschäften in den Erdgeschossen der umliegenden Gebäude. Der Blick fällt auf spielende Kinder, flanierende Menschen und - auf der anderen Platzseite - einen mehr als 50 Meter hohen Büroturm mit viel Glas, viel Grün und einer Dachterrasse.

All das hat mit dem Ist-Zustand freilich wenig zu tun - westlich der Bahngleise erstreckt sich aktuell ein eher tristes Gewerbegebiet sowie zwei Einkaufspassagen, die ihre besten Tage lange hinter sich haben. Vielmehr entspringt diese Schilderung eines modernen Quartiers mit Geschäften und Gewerbe, mit Wohnungen und Freiflächen einer bildlichen Visualisierung des Stadtplanungsbüros Steidle Architekten. Dieses hat sich mit seinen Plänen für das sogenannte "Quartier am Bahnhof" in Taufkirchen gegen zwei Mitbewerber durchgesetzt: Per einstimmigem Votum hat der Gemeinderat beschlossen, dass die Entwürfe aus dem Hause Steidle und Landschaftsarchitekten Grabner Huber Lipp aus Freising die Grundlage bilden sollen für die wohl wichtigste städtebauliche Maßnahme im Ort in den kommenden Jahren.

Konkret geht es um das zwölf Hektar große Areal westlich des Bahnhofs bis zum Lindenring, von der Waldstraße im Norden bis zur Eschenstraße im Süden - inklusive Eschen- und Lindenpassage. Dieses aktuell noch reine Gewerbegebiet soll nach dem Wunsch des Gemeinderats umgestaltet werden, weshalb er im Oktober drei Büros mit der Erstellung eines städtebaulichen Konzepts beauftragte. Ihre Entwürfe wurden von einer Jury bewertet, der nicht nur Experten, Rathausbeschäftigte und Mitglieder der Fraktionen angehörten, sondern auch Vertreter der zwei großen Grundstückseigner in dem Bereich: zum einen die Firma Rock Capital, der nebst Flächen in Bahnhofsnähe auch die Eschen- und Lindenpassage gehören, zum anderen die Bäckerei- und Konditoreigenossenschaft Bäko München Altbayern und Schwaben, die im Norden des Quartiers ihr Betriebsgelände hat.

Diese Jury kürte den Entwurf des Büros Steidle und seiner Kollegen Grabner, Huber und Lipp zum Sieger, der nun auch das Plazet des Gemeinderats erhalten hat. Er sieht westlich der Gleise einen Grünzug bis zur Waldstraße vor, wo eine neue Brücke hinüber nach Unterhaching führen soll. Auf diese Weise würde ein "grünes Band" entstehen, erläuterte Architekt Johannes Ernst vom Büro Steidle. "Zentrales Element" der Pläne sei der Bahnhofsplatz mit dem 58 Meter hohen Büroturm. "Wir wollen an dieser Stelle einen Raum generieren, der wirklich als Bahnhofsplatz identifizierbar ist", sagte Ernst. Überdies enthält der Entwurf einen zweiten Platz samt zweitem Hochhaus - dort, wo aktuell das Bäko-Betriebsgelände liegt. Die weiteren Gebäude sind als halboffene Blöcke und einzelne Riegel vorgesehen, deren Höhe von Süden nach Norden ansteigt. Derweil soll die Eschenstraße zu einer breiten Promenade werden - mit viel Grün und zahlreichen Geschäften.

Vom Gemeinderat gab es reichlich Lob für den Entwurf - aber auch kritische Anmerkungen. So plädierten mehrere Mitglieder dafür, in Bahnhofsnähe eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer über die Gleise einzuplanen. Der Büroturm erschien einigen als hoch, Bedenken gab es auch bezüglich des Busverkehrs am Bahnhofsplatz. Unbeantwortet blieb die Frage, mit wie vielen neuen Wohnungen die Umgestaltung des Quartiers einhergehen wird. Der Entwurf sieht aktuell ein Verhältnis von 65 Prozent Gewerbe und 35 Prozent Wohnen vor. Jedoch werde es letztlich die Aufgabe des Gemeinderats sein, über das Ausmaß des Wohnungsbaus zu entscheiden, betonte Sander.

Ohnehin bedeute das Votum für den Siegerentwurf erst "den Anfang eines Prozesses", unterstrich der Bürgermeister. Man werde nun in die Bauleitplanung für das Areal eintreten, also die Änderung der betreffenden Bebauungspläne und des Flächennutzungsplans. Zugleich soll die geplante Bürgerbeteiligung anlaufen. So wird es am 7. April von 18 Uhr an eine Informationsveranstaltung im Kultur- und Kongresszentrum geben. Zudem können Bürgerinnen und Bürger ihre Anregungen zum "Quartier am Bahnhof" per Mail an bauverwaltung@meintaufkirchen.de senden.

In einer früheren Fassung war der Eindruck erweckt worden, der Siegerentwurf stamme allein von dem Architekturbüro Steidle, Mitverfasser sind aber auch die Landschaftsarchitekten Grabner Huber Lipp aus Freising.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: