Corona-Inzidenz:Es stimmt vorne und hinten nicht

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Seit die Unterstützungskräfte der Bundeswehr wieder abgezogen wurden, stauen sich im Gesundheitsamt noch mehr unbearbeitete Corona-Fälle. (Foto: Philipp Schulze/dpa)

Hohe Fallzahlen, fehlende Unterstützung, zusätzliche Aufgaben - das Landratsamt München kommt mit der Bearbeitung positiver Testergebnisse immer weniger hinterher.

Dass die täglich vom Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlichten Corona-Zahlen für den Landkreis München alles andere als stimmen, ist schon länger bekannt. Seit Monaten werden sie mit ein paar Tagen Verspätung nachträglich mehr oder weniger stark nach oben korrigiert. Zuletzt aber klafften die Zahlen des RKI-Dashboards immer stärker mit den Nachmeldungen auseinander - vor allem auch im Vergleich zur Stadt München und anderen Landkreisen des Umlands. Während dort die Sieben-Tage-Inzidenz etwa am Donnerstag durchgehend bei annähernd 2000 bis sogar 2500 lag, galt für München-Land offiziell eine Fallzahl von nur 1244,2. Die für Mittwoch gemeldete Zahl von 1229,9 wurde am Donnerstag vom RKI auf 1530,2 angehoben.

Das Landratsamt ist nun am Donnerstag in die Offensive gegangen und hat selbst noch einmal darauf aufmerksam gemacht, dass die morgens vom RKI veröffentlichen Werte zu niedrig sind. Es sei der Behörde "ein Anliegen", auf diesen Umstand hinzuweisen, so Pressesprecherin Christine Spiegel. Verantwortlich für die Diskrepanz seien vor allem längere Bearbeitungszeiten in der Behörde. Als Grund nennt Spiegel den Abzug der Unterstützungskräfte der Bundeswehr, die bei der Datenerfassung geholfen hatten. Phasenweise seien mehr als 30 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz gewesen. Zugleich stelle die aktuell sehr hohe Anzahl an Infektionen die Behörde vor eine doppelte Herausforderung. "Wie in vielen anderen Bereichen kommt es derzeit auch im Landratsamt München zu teils empfindlichen Ausfällen durch Infektionen mit dem Coronavirus", so die Sprecherin.

Die Soldaten zur Unterstützung sind weg, dafür kommen Flüchtlinge aus der Ukraine

Sofern die Krankheitsverläufe milde verliefen, würden die Mitarbeiter ihren Tätigkeiten im Homeoffice weiter nachgehen. Dies sei jedoch nicht in allen Bereichen möglich, etwa bei der Unterbringung von Asylbewerbern. "Daher müssen in vielen Bereichen die Aufgaben anders priorisiert werden, beziehungsweise es kommt zu erheblichen Rückständen", so Spiegel. All dies zusammen führe dazu, dass täglich etwa 2000 bis 3500 Meldungen positiver Corona-Testergebnisse aufliefen und sich als Rückstand aufhäuften. Diese müssten händisch verarbeitet werden. Um den Prozess zu beschleunigen, sollen nun wieder Kräfte aus allen Bereichen des Landratsamtes zusammengezogen werden. Es müssten aber nicht nur die Mitarbeiter im Gesundheitsamt unterstützt werden, sondern auch jene im Bereich Asyl, die durch die ankommenden Schutzsuchenden aus der Ukraine ebenfalls vor zusätzlichem Arbeitsaufwand stünden. Warum andere Landkreise und die Stadt München es schaffen, trotz gleicher Probleme vollständige Zahlen zu liefern, dazu gibt es vom Landratsamt keine Erklärung.

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