Kommunalwahl in Unterhaching:Rücktritte erschüttern Unterhachinger CSU

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Bei ihrer Nominierung als Bürgermeisterkandidatin der Unterhachinger CSU gab es noch viel Applaus für Renate Fichtinger. Die Aufstellung der Gemeinderatsliste geriet für den Ortsverband aber zum Desaster. (Foto: Claus Schunk)

Weil sie bei der Neuaufstellung der Gemeinderatsliste schlechter gestellt werden, geben Michael Stiller und Stefan Drozkowski ihre Ämter ab.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Eine Listenaufstellung ist selten ein für alle Beteiligten erfreuliches Geschäft im politischen Betrieb. Mindestens einer fühlt sich meist übergangen. Das gilt besonders dann, wenn eine längst festgezurrte Reihung wegen Formfehlern noch einmal neu festgelegt werden muss. Das passiert selten, bei der CSU Unterhaching aber hat das jetzt ziemlichen Ärger hervorgerufen und zum Rücktritt des Ortsverbandsvorsitzenden Michael Stiller geführt. Auch dessen Stellvertreter, Stefan Drozkowski, der als Wahlkampfleiter der CSU und deren Bürgermeisterkandidatin Renate Fichtinger den Weg ins Rathaus ebnen sollte, hat hingeschmissen. Beide sollten ihre vorderen Plätze auf der Liste für andere Kandidaten räumen. Stiller wirft seinen Parteifreunden vor, über ihn hinweg entschieden zu haben.

Eigentlich war im vergangenen Juli schon alles klar. Die Kandidaten der CSU für den Gemeinderat standen fest, der Wahlkampf für den Urnengang am 15. März konnte frühzeitig beginnen. Dass der für die Christsozialen im Ort dann eher schleppend und holprig anlief, ist eine Sache. Vor Weihnachten aber fiel dann plötzlich auf, dass bei der Einreichung der Unterlagen gepfuscht worden war, was schlimmstenfalls eine Nichtzulassung der CSU zur Wahl in Unterhaching zur Folge gehabt hätte. Dies war der Auslöser, die ganze Liste noch mal zu überdenken.

"Vielleicht sind wir einfach zu früh dran gewesen."

Bei der Neuaufstellung am Donnerstagabend nahm die CSU einige Änderungen vor, um mit einem "wesentlich attraktiveren" Angebot als zuvor den Wahlkampf zu bestreiten, wie Fichtinger sagt. Auch ohne Wahlkampfleiter hält sie das für möglich. "Wir helfen alle zusammen", sagt sie. Bereits bei der Versammlung am Donnerstag hätten sich einige bereit erklärt, mit anzupacken.

Michael Stiller wird nicht für die Unterhachinger CSU in den Kommunalwahlkampf ziehen und hat sein Amt als Ortsverbandsvorsitzender niedergelegt. (Foto: Claus Schunk)

So richtig glücklich waren sie in der CSU mit den Entscheidungen aus dem vergangenen Sommer ohnehin nicht. "Vielleicht sind wir einfach zu früh dran gewesen", sagt der Fraktionschef im Gemeinderat, Richard Raiser. Vor allem seit das Angebot der Konkurrenz bekannt wurde, waren viele in der CSU der Ansicht, die Liste hätte weiblicher und jünger sein und bekannte Leute weiter vorne platziert werden müssen. Kritik soll auch von den bekanntesten Unterhachinger CSU-Politikern, der bayerischen Sozialministerin Kerstin Schreyer und dem ehemaligen Bürgermeister Engelbert Kupka, geäußert worden sein. Als dann plötzlich die erforderliche Unterschriftenliste für die Einreichung der Unterlagen nicht mehr auffindbar war, packten sie die Gelegenheit beim Schopf und bauten die Liste um.

Der allseits im Orte bekannte und durchaus auch beliebte Fraktionschef Raiser rückte von ursprünglich Rang neun auf den für Stiller vorgesehenen fünften Platz vor. Drozkowski sollte Position acht frei machen für den Chef der Firma Develey, Michael Durach, der erst kürzlich den deutschen Nachhaltigkeitspreis gewonnen hat. Für den bisherigen Wahlkampfleiter wäre dann Rang 13 geblieben. "Es hat sich seit dem Sommer so viel getan", sagt Bürgermeisterkandidatin Fichtinger, viel mehr Leute als noch vor einen halben Jahr seien bereit gewesen, auf die Liste zu gehen. "Wir haben neue Kandidaten, darunter zwei junge Männer, gewinnen können, unter anderen Stefan Lettl von Rammlerbräu, aber auch mit Monika Datz von der Nachbarschaftshilfe eine bekannte Persönlichkeit", sagt Fichtinger.

Jetzt präsentiere die CSU einen besseren Querschnitt der Bevölkerung, "unsere Liste ist ein unwiderstehliches Angebot", befindet sie. Ebenfalls neu sind Karl Schmid von der Jungen Union sowie Claudia Marini. Denn auch der Schatzmeister sowie die beiden Beisitzer, Matthias Schmid, Michael Seidling und Benedikt Weidmann haben sich nach den Vorkommnissen am Donnerstagabend von der Liste streichen lassen.

Richard Raiser ist der Ansicht, dass die CSU jetzt weitaus besser aufgestellt ist als zuvor, "wir haben damals schon überleget, dass die Liste nicht ganz optimal ist", sagt er. Und so richtig begeistert von seinem ursprünglich neunten Rang war er auch nicht, hatte sich aber der Entscheidung gefügt. "Ich dachte mir, wir nehmen ein paar neue, unbekanntere Leute nach vorne, der Richie wird eh gewählt, egal auf welchem Platz er steht", gibt Fichtinger zu. Allerdings hatten sie und ihre Parteifreunde es vermieden, alle amtierenden Gemeinderäte im hinteren Teil der Liste zu verstecken.

Stiller kritisert, in die Neuaufstellung nicht involviert gewesen zu sein

Auf Rang zwei war von Anfang an Stefan Zöllinger, der ehemalige Ortsvereinsvorsitzende und Finanzreferent der Fraktion vorgesehen, "ein erfahrener Mann und kluger Kopf", sagt Fichtinger. Zöllinger selbst ist mit der neuen strategischen Ausrichtung der Liste ebenfalls zufrieden. "Wir haben unser Ziel erreicht, mehr Frauen und Junge auf vordere Plätze zu bringen. 40 Prozent der Kandidaten seien nun weiblich, das habe es so noch nicht gegeben. "Das ist die stärkste Liste, die wir je hatten", sagt Zöllinger, "auch wenn der Weg dorthin nicht optimal gelaufen ist."

Dass Michael Stiller seine Konsequenzen gezogen habe, bezeichnete Zöllinger als "menschlich und persönlich nachvollziehbar." Richard Raiser nennt den Rückzug Stillers sehr bedauerlich. "Er hat eine gute Arbeit gemacht und den Ortsverband in einer schwierigen Zeit geführt", sagt Raiser. Der Fraktionschef räumte auch ein, dass die ganze Sache in der Kommunikation nicht gut gelaufen sei. Man habe noch versucht, einen gemeinsamen Weg zu finden, aufgrund persönlicher Betroffenheit sei dies aber nicht möglich gewesen. Letztlich gehe es aber nicht um Befindlichkeiten, sondern es gehe um die Gemeinde Unterhaching.

Michael Stiller sieht die Sache etwas anders. Es sei ihm gar nicht um den fünften Platz gegangen, sagte er, sondern um die Art und Weise, wie mit ihm umgegangen worden sei. Den formalen Fehler bei der Aufstellung nimmt er auf seine Kappe. "Dafür bin ich bereit, meinen Kopf hinzuhalten." Den Schaden, sagt er, hätte man aber möglichst gering halten können, indem man die alte Liste, so wie sie im Juli abgesegnet worden war, beibehalten oder aber von der Mitgliederversammlung neu hätte abstimmen lassen. So aber sei die Liste "im Schnellverfahren" und "im kleinen Kreis" umgebaut worden, ohne dass er involviert gewesen sei. "Das Vertrauen ist damit nicht mehr da", sagt Stiller. Daher könne er auch nicht als Ortsvorsitzender bis zur Wahl weitermachen, sondern musste "persönlich die Reißleine ziehen". In der CSU aber will er weiterhin bleiben. Bereits 1988 ist er dort eingetreten, und er sagt: "Ich fühle mich der Partei verbunden."

Die CSU-Liste: 1. Renate Fichtinger, 2. Stefan Zöllinger, 3. Josefina Köster, 4. Korbinian Rausch, 5. Richard Raiser, 6. Franz Felzmann, 7. Anton Schrobenhauser, 8. Michael Durach, 9, Michaela Aschberger-Hedel, 10. Georg Gusbeth, 11. Brigitte Hochholzer-Ulrich, 12. Julia Probst, 13. Heike Schwarz, 14. Lorenz Kroll, 15. Sebastian Geigenberger, 16. Klaus Weidlich, 17. Catia Hilgart, 18. Markus Probst, 19. Steffen Haag, 20. Kurt Heininger, 21. Silvia Rettenweber, 22. Stefan Lettl, 23. Claudia Marini, 24. Alexander Mager, 25. Alexander Spahr, 26. Maria Primessnig, 27. Markus Uhlig, 28. Monika Datz, 29. Karl Schmid, 30. Elisabeth Deindörfer

© SZ vom 13.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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