Kreis und quer:Da brennt der grüne Baum

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Vertreter der Umweltpartei müssen sich derzeit in Sachen Klimaschutz so einiges anhören. Aber auf der Bremse stehen die Schwarzen.

Kolumne von Martin Mühlfenzl

Als Grüner muss man sich zur Zeit ja einiges anhören. Kriegstreiber ist so ein Begriff, der auf Vertreter der eigentlichen Friedenspartei in diesen düsteren Tagen an Infoständen und bei Veranstaltungen niederprasselt angesichts der Forderungen von Parteigranden wie dem Unterhachinger Anton Hofreiter, schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Wie ein Treppenwitz der Geschichte mutet es an, dass sich Grüne nun sogar als Umweltsünder oder wahlweise als Nestbeschmutzer beschimpfen lassen müssen, wenn sie wie Bundesumweltminister Robert Habeck vorschlagen, Kohlekraftwerke zu reaktivieren oder länger laufen zu lassen, um ein mögliches russisches Ölembargo überstehen zu können. Da brennt der grüne Baum.

Als Schwarzer lebt es sich da momentan deutlich ungenierter. Münchens CSU-Landrat Christoph Göbel betont ja gerne, dass der Landkreis München den Ausbau regenerativer Energien noch schneller vorantreiben will, dass die Zusammenarbeit mit der Energieagentur Ebersberg-München mehr als entscheidend für die Energiewende sei. Unlängst erklärte gar sein Ebersberger Amtskollege und Parteifreund Robert Niedergesäß den Klimaschutz zur Chefsache, als mehrere Unternehmer aus beiden Landkreisen mit der Energieagentur ein Bündnis eingingen - mit dem Ziel bis 2030 klimaneutral zu wirtschaften. Eine noble Sache - nur wird das alles nicht ausreichen, schließlich tragen derzeit erneuerbare Energien im Landkreis München nur etwa 16 Prozent zur Stromversorgung bei.

Und im Landkreis liegt der Pro-Kopf-CO2-Ausstoß bei nahezu zehn Tonnen im Jahr und damit deutlich über dem bundesweiten Schnitt. Und anders als vermutet im von Autobahnen und Bundesstraßen durchzogenen Landkreis München ist es nicht der motorisierte Individualverkehr, der den Großteil der Emissionen verursacht, es ist die Wirtschaft mit einem Anteil von mehr als 40 Prozent. Daraus nun den Schluss zu ziehen, vor allem die Betriebe müssten und könnten von jetzt auf gleich den Schalter umlegen und mit einer dramatischen Reduktion der Emissionen den Klimawandel aufhalten, wäre aber blauäugig. Das sieht sicher auch Wirtschaftsminister Robert Habeck so, der - falls er denn den Landkreis München kennt - sagen würde, Klimaschutz und Wirtschaftsstärke müssten schon in Einklang gebracht werden.

Und am Ende ist es dann doch die Politik, die dafür verantwortlich zeichnet, die Leitplanken bei der Energiewende zu setzen. Und da verdienen sich die Schwarzen um ihren Ministerpräsident Markus Söder wahrlich kein Ruhmesblatt mit ihrer weiter starren Haltung etwa bei der Windenergie, mit der sie verhindern, dass sich Rotoren auch im Landkreis drehen. Oder mit zu langen Genehmigungsverfahren, wenn es darum geht, große Solarparks zu errichten, denen gerade im Landkreis München enormes Potenzial bescheinigt wird. Und so lange das so bleibt, müssen unter anderem auch Grüne manch unpopuläre Entscheidung treffen, die ihnen am Infostand auf die Füße fällt.

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