Flucht aus der Ukraine:Gekommen um zu bleiben

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Im Ankunftszentrum in Haar können Geflüchtete aus der Ukraine nur für 48 Stunden bleiben. (Foto: Claus Schunk)

Weil der Krieg andauert, hat sich die Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr der Geflüchteten zerschlagen. Der Landkreis München stellt deshalb Geld für ihre Beratung zur Verfügung und bemüht sich um eine dauerhafte Unterbringung.

Von Stefan Galler, Landkreis München

Der Landkreis München richtet sich darauf ein, dass die Geflüchteten aus der Ukraine länger bleiben und stellt für ihre Beratung auch im kommenden Geld zur Verfügung. Nachdem für die neun Monate von April bis Dezember 2022 bereits 1,2 Millionen Euro in den aktuellen Haushalt eingestellt wurden, werden im Etat für 2023 1,6 Millionen Euro eingeplant. Das hat der Kreisausschuss am Montag beschlossen. Insbesondere die "Flüchtlingssozialberatung vor Ort" soll dabei gestärkt werden.

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Mittlerweile sind im Landkreis bereits mehr als 4700 Menschen aus der Ukraine angekommen, von ihnen konnten rund 3750 in privaten Haushalten untergebracht werden, etwa 945 Personen vermittelte die Kreisverwaltung Hotel- oder Pensionszimmer oder leer stehende Wohnungen. Unterdessen ist man dabei, Containeranlagen und vereinzelt auch Traglufthallen zu installieren, auch um jene Privatleute zu entlasten, die derzeit Wohnraum für Geflüchtete aus der Ukraine zur Verfügung stellen - allerdings beträgt die Lieferzeit für Container sechs bis neun Monate, wie Landrat Christoph Göbel (CSU) am Montag im Ausschuss mitteilte.

"Die Hilfsbereitschaft stößt langsam an ihre Grenzen", sagte Christoph Nadler, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag. Er rief die Kreisverwaltung dazu auf, sich eng mit den Helferkreisen in den Gemeinden abzustimmen, um eine sinnvolle Folgeunterbringung für jene zu gewährleisten, die ihre privaten Erstaufnahmequartiere verlassen müssten. "Es bringt zum Beispiel nichts, Ältere in Traglufthallen zu stecken, Familien auseinanderzureißen oder Leute, die mittlerweile Jobs in Straßlach haben, nach Unterföhring zu verlegen", sagte Nadler.

Landrat Göbel entgegnete, weil ein Ende des Krieges nicht absehbar sei, müsse man damit rechnen, dass die Flüchtlinge länger bleiben. Der Landkreis sei dabei, seine Daten nach und nach zu aktualisieren, also auch jene Menschen aus der Ukraine zu registrieren, deren Anwesenheit bisher nicht festgestellt worden war. Dazu bekomme man wohl noch im Laufe dieser Woche die ersten beiden sogenannten PIK-Geräte, mit deren Hilfe die Flüchtlingserfassung bundesweit synchronisiert werden kann.

Der Landrat setzt vorerst weiter auf private Unterbringung

Es würden auch Fertighaus-Unterkünfte im Landkreis errichtet wie im Zuge der Flüchtlingskrise 2015, allerdings dauere das eben seine Zeit. "Damals haben wir für die Erstaufnahme in erster Linie Traglufthallen und zwischenzeitlich Turnhallen zur Verfügung gestellt, aber diesmal ist das Klientel anders", sagte Göbel. Deshalb sei das Ziel, so viele Leute wie möglich so lange wie möglich privat unterzubringen.

Große Hoffnungen setze er weiterhin auf die neue "Integreat-App", um Angebot und Nachfrage von Quartieren zusammenzubringen. Wie viele Familien derzeit ukrainische Gäste beherbergten, sehe er an den beantragten Zuschüssen für die Nebenkosten, die vom Landkreis ausbezahlt werden. "Das ist wirklich sehr viel", so Göbel. Er hoffe nun, dass der Freistaat seine Ankündigung wahr macht und bei der Unterbringung der Geflüchteten finanziell einspringe. Dann könne die Kreisverwaltung loslegen und weitere Unterkünfte akquirieren. Andernfalls seien eben die Kommunen dafür zuständig, obdachlose Flüchtlinge auf ihrem Gemeindegebiet unterzubringen.

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