Lärmbelästigung:Falken gegen Krähen

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Saatkrähen sind geschützt und lassen sich schwer vertreiben. (Foto: Günther Reger)

Die Stadt Unterschleißheim will lästige Vögel aus Wohngebieten vertreiben. Dafür braucht es einen langen Atem.

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Falken und Bussarde sollen in einigen Unterschleißheimer Wohngebieten wieder für Ruhe sorgen. Die Stadt will die Greifvögel dauerhaft am Himmel patrouillieren lassen, um Krähen aus ihren Nestern zu vertreiben. Von Oktober an sollen beim Lohwald, beim S-Bahnhof Lohhof, im Umfeld der Fachoberschule, in der Südlichen Ingolstädter Straße und um die Edith-Stein-Straße herum zunächst die Krähennester entfernt und dann Greifvögel losgelassen werden, um eine Rückkehr der Vögel zu verhindern.

Bei einer Analyse heuer wurden in Unterschleißheim 427 Saatkrähennester registriert. 372 davon stören allerdings niemanden, da sie sich auf den sogenannten Krähenwald zwischen Sportpark und Waldfriedhof konzentrieren. Dort bestehe "bis jetzt kein Konfliktpotenzial", heißt es aus der Stadtverwaltung, weshalb "auf keinen Fall eingegriffen werden" sollte, da die Tiere sich dann mit höchster Wahrscheinlichkeit auf den gesamten Ortsbereich verteilen würden.

25 Nester sind um den Parkplatz an der S-Bahnhaltestelle Lohhof angesiedelt, weitere 27 im Bereich des Lohwaldparks, einzelne Nester weiterhin in der Südlichen Ingolstädter Straße auf Höhe der Fachoberschule, der Edith-Stein-Straße und auf dem Spielplatz des Sehbehindertenzentrums. Diese Standorte sind problematischer, da sie dicht an Wohnbebauungen liegen. Während der Brutperiode 2018 hat das Rathaus daher Beschwerden aufgrund von Lärmbelästigung registriert. Alle Nistkolonien böten zudem "noch Raum für die Ansiedlung weiterer Brutpaare".

Dagegen will die Stadt nun einschreiten. Als einzig probates Mittel wurde dabei der Einsatz von Greifvögeln ermittelt, da diverse andere Versuche von Lautsprecherbeschallung bis zu Ballonen wenig effektiv gewesen seien. Die leeren Nester in den problematischen Kolonien werden nun im Oktober entfernt, bevor die Tiere dort wieder einziehen, die Nester ausbessern und neu balzen. Anschließend sollen permanent Raubvögel präsent sein.

So sollen die Tiere "vergrämt" werden, wie der einschlägige Fachausdruck heißt, damit sie neue Kolonien erschließen, im Idealfall im Krähenwald oder gleich außerhalb des besiedelten Ortes. Da Saatkrähen aber extrem standorttreu sind, muss der Greifvogeleinsatz über Jahre wiederholt werden, bis die Tiere endgültig von ihren einstigen Nistplätzen entwöhnt sind. Die Stadt rechnet mit jährlichen Kosten von mindestens 25 000 Euro. Die Maßnahmen werden von der Naturschutzbehörde bei der Bezirksregierung begleitet, da die Saatkrähe eine geschützte Art ist.

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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