Kommunalwahl in Feldkirchen:Drei Bewerber, ein Ziel

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Andreas Janson (Unabhängige Wählervereinigung), Christian Wilhelm (SPD) und Stefan Seiffert (CSU) wollen bei der Kommunalwahl in Feldkirchen das Rennen um das Bürgermeisteramt gewinnen. Ihre Vorstellungen zu Senioren, Jugendlichen und Klimaschutz gehen nicht weit auseinander

Von Anna-Maria Salmen, Feldkirchen

Der Wind pfeift, ein leichter Nieselregen fällt aus den dichten, grauen Wolken - nicht gerade das beste Wetter für einen Spaziergang. Dennoch treffen an diesem Nachmittag pünktlich drei Männer am Feldkirchner Bahnhof ein. Andreas Janson (Unabhängige Wählervereinigung), Christian Wilhelm (SPD) und Stefan Seiffert (CSU) wollen bei der Kommunalwahl am 15. März das Rennen um das Bürgermeisteramt gewinnen. Die SZ hat die drei Kandidaten vorab zu einem Spaziergang durch den Ort eingeladen, um mit ihnen über das zu diskutieren, was Feldkirchen in den nächsten Jahren beschäftigen wird.

Nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt wird sich in nächster Zeit einiges verändern: Auf dem Raiffeisengelände sollen Wohnungen, eine Mittagsbetreuung, ein Bürgercafé sowie Senioren-WGs entstehen. Was wollen die Kandidaten darüber hinaus für ältere Menschen erreichen?

Janson: "Wir sind ein bisschen enttäuscht, dass wir hier keine Betreuungsplätze haben. Uns wäre wichtig, dass wir noch etwas schaffen, wo man das Betreuen einbringt."

Wilhelm: "Da sind wir zu 50 Prozent einer Meinung. Ich finde es gut, dass hier Appartements entstehen. Das Schöne ist, dass man die Senioren nicht in ein Altersheim abgibt, sondern sie integrieren kann. Natürlich macht es mittelfristig Sinn, dass wir ein Altersheim schaffen. Aber das ist glaube ich nicht der richtige Ort dafür."

Seiffert: "Ich sehe es ähnlich, es ist schon mal gut, dass wir hier jetzt Angebote schaffen für die Senioren. Dass da noch nicht Schluss sein kann, ist auch klar, weil die Bevölkerung älter wird. Da wird man weitere Angebote schaffen müssen."

Unterwegs in Feldkirchen: Die drei Bürgermeisterkandidaten Andreas Janson (UWV), Stefan Seiffert (CSU) und Christian Wilhelm von der SPD (von links) machen sich gemeinsam ein Bild von der Gemeinde. (Foto: Sebastian Gabriel)

Janson: "Nicht ganz optimal ist, dass eine buchbare Betreuung nur bis zu einem bestimmten Grad funktioniert. Wenn man Pflegefall ist, dann ist man fehl am Platz, weil man dann nicht mehr am gemeinschaftlichen Leben teilnehmen kann."

Auch für Kinder wird auf dem Raiffeisengelände ein Angebot geschaffen: Eine Mittagsbetreuung soll Entlastung für die Eltern bringen. Wie Wilhelm und Janson sagen, reicht das Angebot der Kinderbetreuung im Ort momentan aus. "Im Verhältnis zur Stadt München ist es hier super", meint Seiffert. Aber, räumt er ein, man müsse an dem Thema dranbleiben. "Lang- oder mittelfristig planen wir tatsächlich weitere Kinderbetreuungseinrichtungen", kündigt Wilhelm an. Nicht außer acht lassen sollte man auch private Initiativen, findet Janson. Immer wieder würden durch derartige Angebote neue Möglichkeiten entstehen. Dabei hat er jedoch festgestellt: "Es sind viele behördliche Auflagen nötig. Das gehört eigentlich verbessert."

Insgesamt jedoch, das sagen alle, unternimmt die Gemeinde viel für Kinder. Wenn diese älter werden, sieht es anders aus: Für Jugendliche bietet Feldkirchen wenig. Jansons Plan ist es, ein Jugendcafé zu schaffen, das die jungen Menschen auch selbst verwalten. Denn der aktuelle Jugendtreff in Feldkirchen, das "Upstairs", wird vom Kreisjugendring geleitet. Diese Aufsicht kann ein Problem für Jugendliche sein, so Janson. Seiffert sieht es genauso: Für Jüngere ist das "Upstairs" seiner Ansicht nach "super", aber Ältere wollten lieber unter sich sein. Auch für Wilhelm wäre ein Neubau "ideal". Dem 30-Jährigen ist es zudem wichtig, junge Leute mehr in die örtliche Politik einzubinden. Dafür möchte er eine Jugendbürgerversammlung oder ein Jugendparlament einrichten.

Der Spaziergang führt durch ein Wohngebiet, weiter in Richtung Hauptstraße. Hier rauscht der Feierabendverkehr über den Asphalt. In Feldkirchen gibt es Pläne, die Autos durch eine Südumfahrung zu verlagern. Alle Kandidaten befürworten das. Aber sind sie auch optimistisch, dass das Vorhaben gelingen kann? Schließlich gibt es schon seit Längerem Verhandlungen mit den Eigentümern der Grundstücke, über die die Straße verlaufen soll - bislang ohne Erfolg. "Für mich ist es am ehesten realisierbar, dort ist zumindest der Platz da", sagt Seiffert. Janson regt an, den Bau der Straße an den Landrat weiterzugeben, "er hat andere Möglichkeiten, zu verhandeln. Gesprächsbereit sind alle, bloß zielführend war es noch nicht". Auch die Messe München könne man in die Planungen einbeziehen, meint vor. Denn die Straße solle auf deren Gebiet enden. "Die wären bestimmt bereit, etwas beizusteuern."

(Foto: oh)

Langsam wird es dunkel, nach rund einer halben Stunde ist das Ziel in Sicht - der Ort, an dem alle nach der Wahl gerne arbeiten würden: das Rathaus. Auf dem Platz direkt gegenüber wird heuer wieder ein Maibaum aufgestellt. Oft hört man aber aus der Bevölkerung, es gebe zu wenig solcher Feste. Seiffert erinnert an frühere Veranstaltungen wie den Tanz in den Mai oder das Lindenfest der Feuerwehr. In jüngster Zeit seien es aber weniger geworden. Das möchte Seiffert ändern. "Wir brauchen definitiv wieder mehr Veranstaltungen", stimmt Wilhelm zu. Ihm ist es wichtig, auch für jüngere Menschen wieder mehr anzubieten. Für die Generation 40 plus sieht er ebenfalls Nachholbedarf:

Wilhelm: "Ich habe mit Leuten geredet, die sagen, es ist ja ganz nett, dass es Kulturveranstaltungen gibt, aber etwas zum Tanzen gibt's hier nicht. Da hätte ich eine Vision, dass man im Rathaus mal den Veranstaltungsraum anders nutzt."

Janson: "Das heißt, wir machen eine Ü40-Party. Da bist du ja dann außen vor."

Wilhelm: "Als Bürgermeister darf ich dann kommen."

Alle lachen. Die beiden Kontrahenten scheinen auch zur Ortsgestaltung ähnliche Visionen zu haben.

Wilhelm: "Ich kann mir vorstellen, dass man den Maibaumplatz ein bisschen vergrößert und dann da ein Zelt hinstellt."

Janson: "Da sprichst du mir aus der Seele: Die Straßen alle weg und da einen riesigen Platz hinmachen."

Themen zur Begrünung und Ortsverschönerung finden sich in allen Wahlprogrammen. "1000 Tage, 1000 Bäume", schlägt Janson vor. "Oder wir pflanzen irgendwo im Randbereich einen kleinen Wald an." Seiffert kann sich vorstellen, Bushäuschen zu begrünen oder mehr Bepflanzung in Bebauungsplänen vorzuschreiben. Für Wilhelm ist klar: "Wir haben viel zu wenig für Fahrradfahrer getan und müssen da massiv mehr tun." Ein Schritt sei das Radwegeforum mit Bürgerbeteiligung, das im Frühjahr stattfinden soll.

Langsam kriecht die Kälte durch die Kleidungsschichten, es ist dunkel geworden. Für die Bürgermeisterkandidaten ist der Abend aber noch nicht zu Ende, im Rathaus steht ein Empfang an - sie können sich im beheizten Foyer aufwärmen.

© SZ vom 09.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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