Kommunalwahl in Baierbrunn:Über­parteiliche und Grüne teilen Posten auf

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Nicht nur die Amtskette, sondern auch ein Plexiglas-Visier, das er zeitweise trug, hob Bürgermeister Patric Ott optisch vom Rest des Gemeinderats ab. (Foto: Angelika Bardehle)

Die beiden Gruppierungen stellen nicht nur alle drei Bürgermeister, sondern auch die weitere Vertreterin des Rathauschefs. Das missfällt vor allem Christine Kammermeier von der SPD

Von Udo Watter, Baierbrunn

Wer seinen Gefühlen ohne große Worte Ausdruck verleihen will, kann Blumen sprechen lassen. Auf jedem Einzeltisch der neuen Baierbrunner Gemeinderatsmitglieder in der zum Sitzungssaal umfunktionierten Grundschulturnhalle stand ein Kaktus. "Das ist eine Aufmerksamkeit von mir und der Verwaltung", erklärte Bürgermeister Patrick Ott (Überparteilichen Wählergruppe, ÜWG) zu Beginn der konstituierenden Sitzung. Eine durchaus ambivalente Symbolik, aber Ott fand eine stimmige Erklärung: "Politik ist manchmal eine anstrengende, stachlige Angelegenheit und man muss dabei auch wie ein Kaktus Durststrecken und Trockenheit überstehen - aber am Ende sollen Blüten stehen." Damit verband der neue Rathauschef das Bekenntnis und den Wunsch zu einer guten Zusammenarbeit innerhalb des Gremiums mit dem "gemeinsamen Ziel, das Beste für Baierbrunn" erreichen zu wollen - wenn auch womöglich auf "unterschiedlichen Wegen".

Frei vom Stachel großer Unstimmigkeiten gestalteten sich anschließend die Wahlen von Otts künftigen Stellvertretern. Zum Zweiten Bürgermeister wurde ohne Gegenkandidat Alexander Lechner (ÜWG) gewählt, mit 14 Ja-Stimmen bei drei ungültigen Stimmen. Als Dritter Bürgermeister, eine Funktion, die es erstmals in Baierbrunn gibt, wurde Robert Gerb von den Grünen gewählt, er erhielt 13 Ja-Stimmen bei vier ungültigen. Das spiegelt die Kräfteverhältnisse wider: ÜWG und Grüne stellen im neuen, um zwei Sitze vergrößerten Gemeinderat die größten Fraktionen mit fünf respektive vier Sitzen. Dass als weiterer Stellvertreter indes nicht das älteste Mitglied, sondern das mit den meisten Stimmen bei der Gemeinderatswahl festgelegt wurde - Gisela Gojczyk (ÜWG) - löste leisen Missmut bei Christine Kammermeier (SPD) aus. Die Altbürgermeisterin, die sich als in Frage kommende Kandidatin ausgebootet sah, witterte hier eine Unsportlichkeit der stärksten Fraktionen, obgleich diese Festlegung vorher intern abgesprochen war: "ÜWG und Grüne haben ja betont, dass sie ihre absolute Mehrheit als attraktiv empfinden", erklärte Kammermeier kritisch.

Generell deutete sich an, dass die SPD, die neben Kammermeier mit Uwe Harfich und Anton Ley drei Vertreter im Gemeinderat hat, als oppositionelle Kraft lauter agieren könnte als die CSU, die mit Felix Maiwald, Martina Fellermann und Christoph Zülcke auch drei Sitze inne hat, oder Reinhard Löhr (FDP). Die ÜWG dominierte indes bei weiteren Personalien: Neue Jugendreferentin ist Gojczyk und neue Seniorenreferentin Christine Zwiefelhofer, die beide den Überparteilichen angehören. Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses ist, wie in den vergangenen sechs Jahren, Robert Gerb (Grüne).

© SZ vom 14.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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