Kommunalwahl im Landkreis:Köpferollen nach der Abstimmung

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Die letzte Kreistagssitzung im Jahr findet traditionell in Ismaning statt. Daran wird sich sicher nichts ändern, zumal die meisten Kreisräte weiterhin aus dieser Gemeinde kommen. (Foto: Claus Schunk)

Drei SPD-Bürgermeister verpassen den Einzug in den Kreistag. Dort sitzen die Grünen mit vielen Frauen in der Fraktion der CSU im Nacken.

Von Stefan Galler und Martin Mühlfenzl, Landkreis

Fast 40 Stunden hat es nach Schließung der Wahllokale am Sonntagabend gedauert, bis auch die Zusammensetzung des neuen Kreistags im Landkreis München feststand. Das Ergebnis ist ein weiterer Tiefschlag für die SPD: Sie stürzt von 16 auf neun Mandate ab, ihre Fraktion ist damit beinahe halbiert. Während die CSU drei Sitze einbüßte, sind die Grünen die großen Gewinner: Sie stellen künftig 19 Kreisräte (bisher elf). Neu im Kreistag ist die AfD mit drei Vertretern. Auch die Linke zieht erstmals ein: Sie errang einen Sitz.

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(Foto: Angelika Bardehle)

Die SPD-Bürgermeister Edwin Klostermeier,...

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(Foto: Claus Schunk)

... Klaus Korneder und...

... Gabriele Müller haben den Einzug in den Kreistag verpasst.

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(Foto: Sonja Herpich)

Barbara Bogner von den Freien Wählern,

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(Foto: Claus Schunk)

Michael Ritz von der FDP und...

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(Foto: Privat)

Silke Levermann von den Grünen ziehen dagegen in das Gremium ein.

Größte Fraktion im Kreistag bleibt die CSU mit nunmehr 26 statt 29 Sitzen. "Immer schade, wenn man Plätze verliert, aber ich denke, was wir im Kreistag machen, hat sich bewährt", sagt ihr Fraktionsvorsitzender, Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle. Er hofft, dass durch den Einzug der AfD die konstruktive Arbeit des Gremiums keinen Schaden nimmt: "Es wäre ewig schade, wenn die Gesprächskultur vor die Hunde geht."

Dass sich die Gewichte zwischen Grünen und SPD verschoben haben, sollte laut Schelle die Arbeit des Kreistags nicht beeinflussen: "Wir sind kein Parlament, sondern ein Verwaltungsgremium, es geht um Sach- und nicht um Parteipolitik." Man müsse sich den Herausforderungen stellen, etwa was die Auswirkungen der Corona-Krise angeht. "Die Folgen werden auch den Landkreis München schwer treffen, umso wichtiger ist es jetzt, den gesunden Menschenverstand drauf zu konzentrieren." Geradezu brutal dürfte sich das Wahlergebnis auf die SPD auswirken: Einzig vier Bürgermeister, davon drei aus den Nordgemeinden, dazu Spitzenkandidatin Annette Ganssmüller-Maluche, Bayern-Chefin Natascha Kohnen, die Bundestagsabgeordnete Bela Bach, die Fraktionschefin Ingrid Lenz-Aktas und der Unterbezirksvorsitzende Florian Schardt haben den Sprung ins Gremium geschafft. Nicht wieder hineingekommen sind unter anderem die Rathauschefs von Putzbrunn und Grasbrunn, Edwin Klostermeier und Klaus Korneder, sowie Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller, die sich erstmals aussichtsreich um ein Mandat im Kreistag beworben hatte.

Die meisten Kreisräte entsendet Ismaning

Ihrem Ruf als sehr heimatbezogene Wähler sind wieder einmal die Ismaninger gerecht geworden. Keine andere Kommune entsendet traditionell so viele Kreisräte an den Mariahilfplatz wie die Krautgemeinde. Dieses Mal sind es sieben, also ein Zehntel aller Kreisräte. Helmut Horst (CSU), Nikolaus Kraus und Max Kraus (Freie Wähler) sowie Annette Ganssmüller-Maluche und Alexander Greulich (SPD) gelang der Wiedereinzug; neu dabei sind die Grünen Silke Levermann und Christina Risinger.

Die beiden Neuen im Gremium stehen für den Erfolg der Grünen. "Der Landkreis ergrünt ohne Zweifel", sagt die Kreisvorsitzende der Ökopartei, Sabine Pilsinger, der ebenfalls der Sprung ins Gremium gelungen ist. "Wir sind deutlich zweitstärkste Kraft und das spricht auch für die gute Arbeit, die die Grünen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten geleistet haben." Eine entscheidende Rolle beim Durchmarsch der Grünen dürfte gespielt haben, dass sie ihre Zugpferde auf der Liste weit vorne platziert hatten: etwa Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund, Landratskandidat Christoph Nadler und die beiden Landtagsabgeordneten Claudia Köhler und Markus Büchler.

Grüne Männer sind klar in der Unterzahl

Die Grünen haben vor allem mit ihren Frauen punkten können. In der 19-köpfigen Kreistagsfraktion sind die sieben Männer künftig klar in der Unterzahl. "Das freut uns natürlich besonders", sagt Pilsinger. Künftig werde es aber vor allem darum gehen, grüne Themen wie den Klimawandel und die Energiewende noch stärker in die Kreistagsarbeit einzubringen. Dabei schließt Pilsinger eine Zusammenarbeit oder anderweitig geartete Kooperationen mit den drei Kreisräten der AfD kategorisch aus.

Neu im Gremium ist auch Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner für die Freien Wähler. Ebenso wie der Grünwalder Michael Ritz, der als Landratskandidat sein Ziel, die Mandate für seine Partei zu verdoppeln, aber klar verfehlt hat.

Die AfD wird mit Fraktionsstärke im Kreistag vertreten sein, die dafür notwendige Zahl von drei Mandaten hat sie erreicht. Damit hat die Partei auch Anrecht auf Sitze in den Ausschüssen des Kreistags. Anders als Linke und ÖDP (zwei Mandate). Ob letztere wie in den vergangenen sechs Jahren wieder in eine Fraktionsgemeinschaft mit den Grünen eingebunden wird, werde man prüfen, sagt Grünen-Chefin Pilsinger.

© SZ vom 18.03.2020 / stga, müh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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