Klinik-Skandal in München:Monatzeder lehnt Rücktritt ab

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Münchens Bürgermeister Monatzeder verspricht eine "rückhaltlose Aufklärung" im Klinik-Skandal - und weist Forderungen aus der CSU nach einem Rücktritt zurück.

Dominik Hutter

Bürgermeister Hep Monatzeder hat Forderungen aus der CSU, wegen der Klinikaffäre seine Ämter aufzugeben, als haltlos zurückgewiesen. Der Grünen-Politiker versicherte, sofort nach Bekanntwerden der Missstände in der Sterilgutaufbereitung eine "rückhaltlose Aufklärung" eingeleitet zu haben.

Ein Beweis für Entschlossenheit sei nicht zuletzt die rasche Suspendierung des Klinik-Geschäftsführers Reinhard Fuß gewesen. "Das einzige, das ich mir vorzuwerfen habe, ist der Irrtum, es hätten sich 2004 keine Ärzte für die Klinik-Geschäftsführung beworben", erklärte Monatzeder, der dem Aufsichtsrat der Kliniken vorsteht. CSU-Fraktionschef Josef Schmid erneuerte dennoch am Freitag seine Rücktrittsforderung und sprach sich zudem dafür aus, bereits in die Interims-Geschäftsführung der Kliniken einen Arzt zu berufen.

"Ich möchte einen Neuanfang bei den Kliniken", versicherte Monatzeder, "und da wird mich auch die CSU nicht daran hindern." Die falsche Aussage in einem SZ-Interview begründete er mit dem "enormen Zeit- und Entscheidungsdruck dieser Tage". Allerdings sei der "ärgerliche Fehler" bei der ersten Gelegenheit, nämlich während der Aufsichtsratssitzung am Donnerstag, der Presse mitgeteilt worden.

Auch Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) stellte nochmals klar, dass er keineswegs frühzeitig über Probleme in der Sterilgutaufbereitung informiert war: "Ich habe über Missstände bei der Hygiene niemals einen Hinweis erhalten, sondern lediglich Schreiben von Ärzten bekommen, in denen die fehlende ärztliche Kompetenz in der Geschäftsführung kritisiert wurde."

Am Montagvormittag wählt der Klinik-Aufsichtsrat unter Vorsitz Monatzeders eine Interimsgeschäftsführung. Namen der Kandidaten nannte der Bürgermeister nicht, doch soll dem Vernehmen nach dem neuen Vorstand auf jeden Fall der einzige noch verbliebene Klinik-Geschäftsführer, Franz Hafner, angehören, in der engeren Wahl ist offenbar auch die Verwaltungsdirektorin des Klinikums Neuperlach, Birgitta Köbach.

Bereits beschlossen hat der Aufsichtsrat, neben der von vielen Seiten kritisierten Organisationsstruktur der Klinikgesellschaft auch die Pflege in einem Gutachten untersuchen zu lassen. Hintergrund ist ein Brandbrief des Bogenhausener Betriebsrats, wonach in dem Haus an der Englschalkinger Straße zu wenige Pflegerstellen zur Verfügung stünden, so dass der aktuelle Mitarbeiterstamm unter heilloser Überlastung leide.

Unterdessen wächst der Unmut unter den Chefärzten im Klinikum Bogenhausen, die ihr Haus zu Unrecht an den Pranger gestellt sehen. In Bogenhausen, so versichern Mediziner, habe es in den vergangenen Monaten keine Häufung der Beschwerden über verschmutztes OP-Besteck gegeben. Das Problem betreffe vielmehr das Klinikum Neuperlach, für das in der Sterilgutaufbereitung ein separates Team zuständig sei. So gebe es im 1983 eröffneten Klinikum Bogenhausen kein OP-Besteck aus dem Jahr 1972. Der gesamte Bestand ist den Ärzten zufolge im Jahr 2005 erneuert worden. Neuperlach dagegen wurde 1972 eröffnet.

© SZ vom 17.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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