Kirchheim:Gartenschau ohne Showeffekte

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Bei der Bundesgartenschau in Riem entstand ein See, der heute den Bewohnern des neuen Viertels als Erholungsfläche dient. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Kirchheimer wünschen sich die 2024 geplante Großveranstaltung möglichst ruhig und naturnah.

Von Christina Hertel, Kirchheim

Wer heute vor dem Feld steht, das Kirchheim und Heimstetten trennt, und das nächste Mal in fünf Jahren vorbeischaut, dürfte sich wohl erst einmal verwundert die Augen reiben. Dann stehen dort ein neues Rathaus, ein neues Gymnasium, neue Kindergärten, neue Wohnlagen, ein ganz neues Viertel rund um einen Park, in dem 2024 die Landesgartenschau eröffnet wird. Wie dieser Park aussehen soll, steht bis jetzt nicht fest.

Diesen Sommer entscheidet sich eine Jury für ein Konzept. Vorher wollte die Gemeinde bei einem Workshop am Mittwochabend erfahren, was sich die Bewohner wünschen. Und geht es nach ihnen, wird die Gartenschau möglichst nachhaltig und naturbelassen.

In etwas kleineren Maßstäben spielt Kirchheim das nach, was vor mehr als zehn Jahren in München-Riem funktioniert hat: Dort entstand auf dem ehemaligen Flughafengelände ein neues Quartier mit Grünanlage, dort fand damals die Bundesgartenschau statt. Als die Schaukästen und Blumenhallen zurückgebaut waren, blieb dem Viertel der Park erhalten - mit See, Rodelhügeln und vielen weiteren Extras, die sich die Stadt sonst wohl nicht geleistet hätte. Das erhofft sich auch Kirchheim von der Schau in ihrem etwa 100 000 Quadratmeter großen Park.

Und so ließ die Gemeinde ihre Bürger am Mittwochabend "Wünsch dir was" spielen - unabhängig, wie machbar oder realistisch die Ideen tatsächlich sind. Schwierig umzusetzen dürfte das allermeiste allerdings nicht sein. Bis auf eine Seilbahn, die ein Bürger nannte, wollen die Kirchheimer - zumindest die 30, 40 Menschen, die zu der Veranstaltung kamen - keinen Schnickschnack, sondern möglichst viel Natur: Blühwiesen, heimische Bäume und Pflanzen, wenig Strom und Wasserverbrauch.

Wasser, Wasser, Wasser, das ist der Wunsch

Der wohl am häufigsten genannte Wunsch: Wasser - als Biotop, Teich, Bächlein, bloß keine großen Fontänen und Springbrunnen. "Die bestehenden Bäume erhalten", notierten die Workshopteilnehmer so und so ähnlich gleich mehrmals auf ihre Karteikarten. Ganz klappt das nicht - das Wäldchen neben der Mittelschule wird größtenteils abgeholzt. Nach Vorstellung des Bürgermeisters Maximilian Böltl (CSU) könnte aber ein neues Wäldchen ebenso groß wie das alte gepflanzt werden.

Die Kirchheimerin Tina Minkus sagte, sie könne sich darin einen meditativen Bereich vorstellen, wo man zur Ruhe kommen kann. Action und Trubel gebe es schließlich ohnehin an zu vielen Stellen. Zum Beispiel auf dem Höhenweg, der Dirtbikestrecke oder dem Beachvolleyballfeld, wie andere Teilnehmer sagten.

Motto der Gartenschau ist "Zusammen-Wachsen". Denn mit dem Park und dem neuen Quartier nähern sich die Gemeindeteile Kirchheim und Heimstetten, die zwar seit 40 Jahren eine Kommune sind, aber immer noch durch einen Acker von einandern getrennt werden, tatsächlich an. Über diese Ortsentwicklung stimmten die Gemeindebewohner im Herbst 2017 ab. Auch bei der Gartenschau will die Gemeinde die Bürger miteinbeziehen - nicht nur im Vorfeld durch Workshops wie am Mittwochabend, sondern auch währenddessen. Die Ideen reichten von einem Tag der offenen Gärten bis zu Auftritten von lokalen Chören und Bands.

Auch ein Imker, der sich derzeit auf der Fläche um seine Bienenstöcke kümmert, habe sich an die Gemeinde gewandt. Er habe vorgeschlagen, den Besuchern an einem Lehrbienenstand sein Handwerk zu zeigen, erzählt Gemeinderat Gerd Kleiber (FDP). Und zumindest ihm gefalle diese Idee.

© SZ vom 15.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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