Serie "Meine zweite Heimat":Bildung für eine bessere Zukunft

Lesezeit: 2 min

Vor acht Jahren kam Salima Husseini aus Afghanistan mit ihren Kindern nach Kirchheim.

Von Anna-Maria Salmen, Kirchheim

Nargis Akbari und ihre Mutter Salima Husseini fühlen sich in Kirchheim wohl. (Foto: Sebastian Gabriel)

Als Salima Husseinis Mann starb, stand die heute 58-Jährige vor dem Nichts. In ihrer Heimat Afghanistan hatte sie kein Haus mehr, keine Arbeit, keine Zukunft für die Familie. Ihre Kinder sollten ein besseres Leben haben, erzählt sie. Also entschied sie sich, das Land zu verlassen. "Das hört sich so einfach an", sagt ihre Tochter Nargis Akbari. "Aber die Tagesmärsche zu Fuß und die Fahrt auf dem Boot waren alles andere als leicht."

Acht Jahre ist es her, dass Salima Husseini gemeinsam mit ihrer Tochter Nargis Akbari und zwei weiteren Kindern nach Kirchheim geflüchtet ist. Die Familie hat sich schnell eingelebt: Wenige Wochen nach der Ankunft gingen die Kinder in die Schule, am Anfang ganz ohne Sprachkenntnisse. Nargis Akbari erinnert sich: "Ich wurde zwar aufgenommen, konnte aber nicht kommunizieren. Ich habe es trotzdem versucht, und irgendwie hat es geklappt."

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Die Kinder sind mittlerweile erwachsen und haben Jobs gefunden: Die 20-jährige Nargis macht eine Ausbildung zur Erzieherin, und Husseini arbeitet in der Grundschule als Küchenhilfe. Doch noch immer plagt sie die Unsicherheit. Denn die Hürden, die für eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis überwunden werden müssen, sind hoch, sagt Nargis Akbari. Eine eigene Wohnung müsste die Familie vorweisen können, "aber das ist so teuer", weiß Salima Husseini.

Die Afghanin mag Kirchheim, wie sie sagt. Vor allem der Gedanke, dass ihre Kinder in die Schule gehen konnten, hat ihr Kraft für den Neustart gegeben. "Die Bildung, die ich nicht hatte, können meine Kinder bekommen und eine bessere Zukunft haben." An der Heimat hängt sie eigenen Worten zufolge trotzdem, immerhin hat sie bis zur Flucht ihr gesamtes Leben dort verbracht. Ihre Tochter Nargis kann sich dagegen nicht mehr an viel erinnern, erzählt sie. Manchmal wünsche sie sich, mehr über die Heimat zu wissen. Trotzdem kann die 20-Jährige es sich mittlerweile nur schwer vorstellen, zurückzugehen - nicht zuletzt wegen der politischen Lage seit der Machtergreifung der Taliban. "Ich bin mit der europäischen Lebensweise aufgewachsen." Der Gedanke, als Frau in Afghanistan nicht frei leben zu können, ist für Nargis "Horror". Einfach still zu sein, wenn ihr jemand Verbote erteilt, könnte sie nicht, sagt sie.

Nargis Akbari sieht sich mittlerweile als Teil zweier Kulturen: "Ich will weder meine afghanischen Wurzeln vergessen noch vernachlässigen, wo ich jetzt lebe." Die Familie versucht, Traditionen aus der Heimat aufrecht zu erhalten: Sie kocht zum Beispiel afghanische Gerichte oder feiert Feste. Gleichzeitig, so erzählt Nargis, hat sie mit Freunden auch einen christlichen Schulgottesdienst besucht. "Das gehört für mich zur Gemeinschaft."

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