Kindertagesstätten:Oberhaching streicht Umbucher-Rabatt

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Findige Eltern nutzen die Flexibilität der Oberhachinger Kindergärten und Krippen aus, um während der Eingewöhnungsphase oder zur Urlaubszeit Gebühren zu sparen. Das soll künftig nicht mehr möglich sein

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Wenn in Oberhaching Haushaltsberatungen anstehen, fällt von Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) gerne mal der Satz: "Wir sind eine große Kinderbetreuungseinrichtung mit angeschlossenem Rathaus." Tatsächlich buttert die Gemeinde viel Geld in die Kindergärten, Horte und Krippen, um das Jahr für Jahr steigende Defizit auszugleichen. 2015 waren das immerhin 1,7 Millionen Euro, im vergangenen Jahr sogar fast 3,7 Millionen. Um die enorm gestiegenen Kosten nun wenigsten etwas zu reduzieren, will die Gemeinde sogenannte Kreativbuchungen der Eltern eindämmen. Der Finanzausschuss sprach sich in seiner Sitzung am Dienstag einstimmig dafür aus, Buchungsänderungen nur noch einmal im Jahr zuzulassen. Das soll das jährliche Defizit voraussichtlich um etwa 50 000 bis 60 000 Euro reduzieren.

Bisher ermöglichte Oberhaching den Eltern eine große Flexibilität in den Buchungszeiten für die Kinderbetreuung. Schnell konnte nach Bedarf von täglich sieben Stunden auf vier reduziert werden. Wenn es einem zwei Wochen später dann anders besser in den Kram passte, konnte die Wahl auch wieder rückgängig gemacht werden. Nur führte diese Möglichkeit laut Rathausverwaltung dazu, dass Eltern Ende Juli oder Anfang August, wenn die Sommerferien anstanden, ihr Kind von der Betreuung abmeldeten oder die Stundenzahl auf ein Minimum reduzierten, um ein bis zwei Monate Gebühren einzusparen. Auch für die Eingewöhnungsphasen seien die Eltern nicht gewillt, den vollen Betrag zu entrichten, da das Kind in der Anfangsphase nur eine geringere Stundenzahl anwesend sei. Vanessa Hödl, Sachgebietsleiterin für Kindertagesstätten im Oberhachinger Rathaus, betonte, dass gerade dies die betreuungsintensivste Zeit sei. Um eine gute Eingewöhnung zu gewährleisten finde eine Eins-zu-eins-Betreuung statt, dementsprechend werde das Personal vorgehalten und eingesetzt.

Nun fehlt der Gemeinde durch die ständige Reduzierung der Buchungszeiten nicht nur der Beitrag der Eltern in der Kassen, sondern auch die staatliche Förderung reduziert sich entsprechend. Gleichzeitig sind durch die Arbeitsmarktzulage, Prämien und Tariferhöhungen die Personalkosten gestiegen. Zwar hätten die Gebührenerhöhungen im Februar und September 2015 sowie im September 2016 eine Senkung des Defizits bewirkt. Dennoch bleibt die Gemeinde eben noch auf hohen Kosten sitzen. "Wir müssen entweder die Beiträge um 30 Prozent erhöhen oder die Schlupflöcher stopfen", mahnte Hauptamtsleiter Wilhelm Schmidt.

Der Ausschuss sprach sie dafür aus, die Umbuchung nur noch einmal im Jahr zu erlauben, auch um den Verwaltungsaufwand zu verringern. Die Kündigung des Betreuungsvertrags ist in den letzten drei Monaten vor Ende des Kita-Jahres nicht mehr möglich, da die Gebühr auf zwölf Monate aufgeteilt wurde. "Wir müssen das Personal ja auch zwölf Monate bezahlen", so Schmidt. Am Anfang des Kita-Jahres müssen sich die Eltern nun auf eine Buchungszeit festlegen, Niedrigbuchungen während der Eingewöhnung sollen nicht mehr möglich sein. Monika Straub von den Grünen sah in der Änderung sogar einen Vorteil für die Eltern: "Das erspart ihnen, andauernd zu überlegen, was sie buchen sollen."

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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