Kabarett:Was für ein Glück

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Selbstbestickte Geschirrtücher gibt es am Merchandise-Stand, auf der Bühne braucht Martina Schwarzmann nur ihre Gitarre und ihren Charme. (Foto: Robert Haas)

Martina Schwarzmann grübelt in Garching über Zwischenmenschliches

Von Irmengard Gnau, Garching

Nein, fad wird Martina Schwarzmann wohl nie. Auch wenn die 37-jährige Liedermacherin und Kabarettistin in den vergangenen Jahren für ihre Verhältnisse die Auftritte reduziert und stattdessen drei Kinder großgezogen hat, der rege kreative Schaffensprozess lief stets weiter. Und das ist auch gut so. Ansonsten bliebe zu befürchten, dass ihr einige wilde Tierversuche einfielen, unter denen manch Federvieh in der näheren Umgebung zu leiden hätte. Dank durchgehender Beschäftigung bleibt es bei der bloßen Vorstellung - die freilich in ein Lied verpackt auch recht erfrischend daherkommt.

Die Zuschauer im ausverkauften Garchinger Bürgerhaus mussten so manches Mal schmunzeln und laut lachen über das, was Schwarzmann sich klug und mit Hintersinn zusammenreimt, über ihre Träume und Erfahrungen und manchmal auch über das Leben an sich. Dass die gebürtige Oberbayerin aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck inzwischen mit Mann und drei kleinen Kindern im Nachbarlandkreis Dachau in ländlichem Umfeld lebt, bietet ihr so manche Inspiration für ihr Bühnenprogramm. "Gscheid gfreid" heißt es, seit drei Jahren ist Schwarzmann damit unterwegs, und auch in Garching erweist sich der Titel, den die Kabarettistin zugleich als Ziel des Abends ausgibt, als äußerst treffend. Charmant und sympathisch unprätentiös berichtet Schwarzmann von den kleinen und großen Herausforderungen des Lebens auf dem Land, als Mutter oder Ehefrau. Die Erfahrungen, die sie in mündlicher oder gesungener Form verdichtet, reichen von den kleinen und großen Unverschämtheiten der oberbayerischen Verwandtschaft bis zu Freuden (Bananenchips, die mit Hilfe der Fußbodenheizung aus Essensresten unter dem Kindertisch entstehen) und Verzweiflung des Alltags als Ehefrau und Mutter - lässt sich eigentlich auch eine Pflegestufe für hausarbeitsscheue Männer beantragen?

Um ihr Publikum zu fesseln, braucht Schwarzmann auf der Bühne lediglich einen Stuhl, ihre Gitarre und ihr Mundwerk, sie versteht sich dabei auf derb-bairische Verbalausfälle ebenso wie auf feine Reime. Mit politischen Einschätzungen hält sie sich zurück, nur in ihrem kritischen Heimatgedicht scheint der scharfe Blick durch, mit dem Schwarzmann auf Bayern schaut. Hauptsächlich aber besticht das Programm mit liebevoll und spitzfindig auf den Punkt gebrachten Beobachtungen aus dem Bereich des Zwischen- und manchmal Allzumenschlichen. Stefan Kröll darf als "Praktikant" bei einem Kurzauftritt noch einen Vorgeschmack auf sein Programm geben, in dem der gelernte Schreiner hinter der Fassade Münchens manch Aberglauben entdeckt.

Schwarzmann selbst bleibt nach einer unterbrochenen Fahrt mit Gott durch die Welt und der eher vergeblichen Suche nach dem großen Traum lieber im Hier und Jetzt. Aus der richtigen Perspektive klingt das dann am Ende sehr versöhnlich, denn: "Wie hell das Glück scheint, erkennt man oft erst, wenn das Pech einen Schatten wirft, der einen ned ganz trifft, sondern nur so a bisserl streift", meint Schwarzmann.

© SZ vom 18.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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