Polizei:"Positiver Kontakt kommt ja eher selten vor"

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Leonhard Höfner ist seit Juli Kontaktbeamter der Polizei für die Stadt Garching. Der 39-Jährige will ein nahbarer Ansprechpartner sein und das Image als "Freund und Helfer" wieder stärker in Erinnerung bringen.

Interview von Irmengard Gnau, Garching

Leonhard Höfner wusste schon immer, welchen Weg er beruflich einschlagen wollte: Der Garchinger wollte zur Polizei. 1999, mit damals 17 Jahren, begann er seine Ausbildung, seit 2004 arbeitet er in der Polizeiinspektion Oberschleißheim. Zwölf Jahre lang war Höfner dort als Jugendbeamter im Einsatz. Nun hat der heute 39-jährige Polizeihauptmeister einen neuen Posten übernommen. Als Kontaktbeamter will er künftig ein nahbarer Ansprechpartner für alle Garchingerinnen und Garchinger sein und damit helfen, der Polizei ein freundliches Gesicht zu verleihen.

SZ: Herr Höfner, im Juli haben Sie Ihren Kollegen Volker Kratschmann abgelöst und sind seither in der Polizeiinspektion Oberschleißheim Kontaktbeamter für Garching. Was hat Sie an dem Posten gereizt?

Leonhard Höfner: Ich bin zur Polizei gegangen, um Freund und Helfer zu sein. Leider, so ist mein Eindruck, werden die Polizisten aber oft anders gesehen - nämlich vor allem als diejenigen, die Strafen erteilen. Der positive Kontakt mit Polizisten kommt eher selten vor. Als Kontaktbeamter hat man die Möglichkeit, auch ohne den Hintergrund eines Einsatzes mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und kann vielleicht auch erklären, warum wir manchmal so handeln, wie wir handeln. Mein Ziel ist es, den Leuten näher zu bringen, dass die Polizei einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft leistet.

Was sind Ihre zentralen Aufgaben als Kontaktbeamter?

Wie es der Name schon sagt, ich will Kontakt herstellen. Wenn es kleinere Probleme gibt, für die man vielleicht nicht gleich die 110 wählt, seien es Nachbarschaftsstreitigkeiten oder ein Problem beim Schulweg, ist es gut, wenn es einen Ansprechpartner bei der Polizei gibt, der sich da auskennt.

Wie schaffen Sie es, als Polizist eben diese Nahbarkeit zu vermitteln?

Ich bin viel zu Fuß und in Uniform in Garching unterwegs. Früher wurden die Kontaktbeamten deshalb auch Spaziergänger genannt. Wenn die Polizei nur der Anonyme hinter der Uniform ist, ist es eher schwierig für die Menschen, auch vielleicht persönliche Themen anzusprechen. Als Garchinger habe ich den Vorteil, dass mich hier viele kennen, auch aus den Vereinen oder privat, und sich dementsprechend auch trauen, mich anzusprechen. Ich hoffe, dass ich dann mit meiner Erfahrung aus nunmehr 22 Jahren Polizeidienst weiterhelfen oder den richtigen Ansprechpartner finden kann - zum Beispiel bei Fragen, wie man sein Haus vor Einbrechern schützen kann, wie man sich richtig verhält, wenn man Opfer einer Straftat wird oder was bei versuchtem Trickbetrug am Telefon zu tun ist.

Wie erleben Sie das Bild der Polizei bei der Bevölkerung derzeit? Hat die Corona-Pandemie, in der die Polizei ja vielfach die Regelungen des Infektionsschutzgesetzes durchzusetzen hatte, dem Image der Polizei geschadet?

Das ist ein äußerst schwieriger Punkt. Zu den Corona-Maßnahmen gab es ja auch aufseiten der Politik ganz verschiedene Meinungen. Schwierig für uns Polizisten ist grundsätzlich: Man hat eine eigene Meinung, muss sich aber an die offiziellen Regeln halten und diese durchsetzen. Ich hoffe, dass jede Polizistin und jeder Polizist hier auch ein gutes Fingerspitzengefühl an den Tag legt und einschätzt, ob in einem bestimmten Fall eine Strafe verhältnismäßig ist oder ob hier tatsächlich keine Gefahr besteht.

Wie verhalten Sie selbst sich in dieser komplizierten Situation?

Ich versuche, viel beratend zu machen anstatt Strafen auszusprechen. Meiner Erfahrung nach hilft eine Ansprache oft mehr und wirksamer als ein Bußgeld, zum Beispiel auch im Straßenverkehr. Ich glaube, es ist wichtig, gerade für solche schwerwiegenden Maßnahmen, wie die während der Corona-Pandemie, das Verständnis der Bevölkerung zu haben und zu gewinnen. Insgesamt hoffe ich, dass das Polizei-Image nicht unter der Corona-Zeit leidet, sondern dass wir eher gut herauskommen aus dieser Pandemie.

Leonhard Höfner, 39, hat seine Ausbildung bei der Polizei 1999 begonnen, seit 2004 arbeitet er in der PI Oberschleißheim. Nach Jahren als Jugendbeamter ist der Polizeihauptmeister nun Kontaktbeamter der Polizei in Garching. (Foto: privat)

Gerade Jugendliche haben unter den Corona-Maßnahmen, allem voran durch die Kontaktbeschränkungen, stark gelitten. Haben Sie zuletzt vermehrt Probleme erlebt?

Insgesamt haben die Jugendlichen, mit denen ich zu tun hatte, Verständnis für die Schutzmaßnahmen gezeigt, aber sie hatten natürlich auch einen großen Drang, sich zu treffen. Meiner Erfahrung nach brauchen Jugendliche eine klare Linie; wenn diese verschwimmt, werden Grenzen schnell einmal überschritten. Die Corona-Vorgaben aber haben sich häufig geändert, das war schwierig. Ich habe gute Erfahrungen mit direkten Ansprachen gemacht, da waren die Jugendlichen dann meistens verständig und sind nach Hause gegangen. Aber natürlich ist das bei kleineren Gruppen einfacher als bei so großen Gruppen wie beispielsweise in München im Englischen Garten.

Leonhard Höfner ist Kontaktbeamter der Polizeiinspektion Oberschleißheim für Garching. Der Polizeihauptmeister ist für Fragen erreichbar persönlich in Garching oder telefonisch unter der Nummer 089/31 56 41 32.

© SZ vom 28.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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