Innovation:Mit dem Flugtaxi in die Luxus-Suite

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Ein örtlicher Investor hat hochfliegende Pläne für den Umbau der Suchttherapie-Einrichtung "Haus Gleißental" in Höhenkirchen in ein Boardinghaus. Die Gemeinde reagiert aufgeschlossen

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Der Investor Christian Weiher aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn möchte in seiner Gemeinde ein bestehendes Institutsgebäude in ein Boardinghaus mit 35 Appartements und 22 klassischen Wohnungen umwandeln und präsentiert das als visionäres Vorhaben, das weit über die Gemeinde hinaus wirken werde. So möchte Weiher an der Immobilie, die offensichtlich ein betuchtes Klientel anspricht, in einigen Jahren Flugtaxis starten und landen lassen. Er glaube "ganz fest" daran, sagte er am Freitag auf SZ-Anfrage, nachdem am Donnerstag der Bauausschuss einen Antrag auf Nutzungsänderung gebilligt hatte.

Kein gewöhnliches Boardinghaus. Investor Christian Weiher hält den Bau für visionär. Visualisierung: CW Vermögensverwaltungs GmbH/oh (Foto: N/A)

Das Einvernehmen der Gemeinderäte bezog sich allerdings erst einmal auf das Boardinghaus und die Wohnungen und den Umbau des Gebäudes an der Arnikastraße, in dem aktuell mit dem "Haus Gleißental" eine Einrichtung zur Suchttherapie residiert. Die ausführlich von Georgi Georgiev, einem Mitarbeiter der CW Vermögensverwaltung, vorgestellten Flugtaxi-Pläne wurden halb ernst, halb belustigt aufgenommen. Otto Bußjäger (UB) zückte sein Smartphone, als Georgiev, der auch als Senior Researcher am Fraunhofer Institute for Building Physics firmiert, ein Foto von einem Flugtaxi an die Wand warf. Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD) versuchte erst gar keine Debatte über solche Fluggeräte aufkommen zu lassen, weil diese nicht Gegenstand des aktuellen Antrags seien. "Das würde jetzt zu weit gehen", sagte sie, "wenn wir über Landeplätze diskutieren." Sie sehe nicht, dass das in den nächsten fünf, sechs Jahren ein Thema sei. Georgiev allerdings sprach von ernsthaften Kontakten zu Airbus in Taufkirchen/Ottobrunn. Das Höhenkirchner Projekt könne Bestandteil eines EU-Forschungsprojekts zur "Urban Air Mobility" werden. Es gehe um ein "Demonstrationsprojet". Weiher beteuerte, es sehr ernst zu meinen. Er wolle Kontakte zwischen der Gemeinde und Airbus vermitteln.

Diskussionsstoff bietet auch die Tiefgarage, weil dort ein Aufzug eingesetzt wird. Otto Bußjäger bezweifelt, dass der leistungsfähig genug ist. Visualisierung: CW Vermögensverwaltungs GmbH/oh (Foto: N/A)

Abgesehen davon fand das Projekt bei den Gemeinderäten Anklang. Er scheue keinen Aufwand, sagte Weiher, um eine nachhaltige Energieversorgung mit Erdwärme und Photovoltaik umzusetzen, und innovative Haustechnik. Andrea Hanisch (UB) befürwortete das "innovative" Vorhaben, das Schule machen könne. Auch Bußjäger begrüßte es als eine Form der "Wirtschaftsförderung", schickte aber hinterher, er sei gespannt, wie das mit den Flugtaxis weitergehe. "Ich freue mich schon auf die Diskussion mit der Nachbarschaft."

© SZ vom 10.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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