Wetterbilanz:Von der Dürre verschont

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Ein Gewitter entlädt sich mit Blitz und Donner hinter der Kulisse des Kloster Andechs auf dem Heiligen Berg. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Von Juni bis August ist es im Alpenvorland um mehr als drei Grad heißer, als die Statistik erwarten ließ. Es ist der 26. zu warme Sommer in Folge. Nach einer Trockenperiode bringt der August reichlich Regen und Unwetter.

Von Armin Greune, Hohenpeißenberg

Trotz einiger Regentage fällt der zurückliegende Sommer im Alpenvorland wie schon in den 27 Jahren zuvor wärmer aus, als die Statistik erwarten lässt. Mit einer Durchschnittstemperatur von 17,5 Grad Celsius liegt er um 3,4 Grad über dem langjährigen Mittel der Jahre 1961 bis 1990, der Juni weicht sogar um 4,3 Grad vom früher normalen Monatswert auf dem Hohen Peißenberg ab. Das meteorologische Observatorium im Landkreis Weilheim-Schongau verzeichnet 31 sogenannte Sommertage mit mehr als 25 Grad.

An fünf Tagen stieg das Thermometer über 30 Grad, das Kriterium für einen Hitzetag. Am 11. Juli wurde mit 33,6 Grad die zweithöchste Temperatur überhaupt seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1781 gemessen. Es gab andererseits auch 28 Tage, an denen die Temperatur nicht über 20 Grad lag. Die gesamten drei Monate über wechselten sich längere Hitzeperioden mit relativ kühlen Tagen ab, am kältesten war es am 7. August mit 6,5 Grad. Die Sonne erfüllte in allen Sommermonaten ihr Soll: Während sie im Juni um 63 Prozent länger schien als im langjährigen Mittel, lagen Juli und August knapp über dem jeweiligen Monatsdurchschnitt.

Am kältesten wurde es am 7. August mit bibbernden 6,5 Grad

Obwohl der Sommer mit insgesamt 377 Liter pro Quadratmeter nur 78 Prozent der statistisch zu erwartenden Niederschlagsmenge erreichte, blieb das Alpenvorland von einer Dürre verschont. Zwar fiel der Juni mit 22 Prozent der normalen Regenmenge sehr trocken aus, im Juli wurden immerhin 72 Prozent erreicht. Dem aber stand ein zu nasser August mit 144 Prozent des üblichen Niederschlags gegenüber. So kann Siegmar Lorenz, Wetterbeobachter auf dem Hohen Peißenberg, bilanzieren: "Die Natur ist intakt, es blüht und grünt überall, und die Seen unserer Umgebung sind wieder sehr gut bis reichlich mit Wasser gefüllt."

Der zurückliegende Monat war von Wetterextremen geprägt: Bis zum 9. August kam es täglich zu Niederschlägen, vom 11. August an folgten 15 sommerliche Tage mit Maxima von 25 bis 32 Grad: "Eine solche langandauernde Serie gab es bisher auf dem Hohen Peißenberg noch nicht", sagt Lorenz. Selbst in den Nächten fiel das Thermometer nicht unter 21 Grad Celsius. Zum Monatsabschluss stellte sich Stark- und Dauerregen ein: Vom 26. bis 28. August fielen auf dem Hohen Peißenberg knapp 130 Liter pro Quadratmeter Niederschlag, 83 Prozent der langjährig im gesamten August zu erwartenden Regenmenge. Verbunden war der Wetterumschlag mit Gewittern, die örtlich etwa in Bad Bayersoien oder Benediktbeuern verheerende Schäden hinterließen.

Im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung treten auch im Alpenvorland immer heftigere Unwetter auf. Verfolgt man diese Ereignisse über die letzten Jahrzehnte "verfestigt sich der Eindruck, dass die Hagelkörner immer größer werden", sagt Lorenz. Noch vor 20 Jahren galten Hagelkörner mit fünf Zentimeter Durchmesser als besonderes Ereignis. Je höher die Temperatur und die relative Luftfeuchte in der unteren Atmosphäre sind, desto höher ist das Potential für zunehmend schwere Gewitter. Voraussetzung für die bis zu 14 Zentimeter große Hagelkörner, wie sie heuer in Deutschland niedergingen, sind Aufwinde in sogenannten Superzellen: Sie befördern Eispartikel immer wieder nach oben in frostige Luftzonen, was die Hagelkörner jedes Mal anwachsen lässt, bis sie der Schwerkraft folgen und zu Boden fallen.

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