Hohenbrunn:Zu viel Photovoltaik ist nicht erlaubt

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Wolfgang Pauer hat sein Haus in eine Photovoltaik-Festung verwandelt. (Foto: Angelika Bardehle)

Dutzende Solarmodule hat ein Hohenbrunner auf und um sein Haus montiert. Er fühlt sich als Held der Nachhaltigkeit. Doch das Bauamt hält die Anlage für unzulässig - ebenso wie das Verwaltungsgericht.

Von Ruth Eisenreich, Hohenbrunn

Schon das Zählen dauert eine kleine Ewigkeit, so viele Solar-Module hat Wolfgang Pauer auf seinem Haus und drumherum montiert: 58 links und rechts entlang der Einfahrt, 16 am Balkon, 26 am Schuppen hinten im Garten, auch die Dächer von Haus und Garage sind vollgepflastert.

Wegen dieser Photovoltaikanlage hat Pauer jetzt Besuch bekommen. Zwischen Teich und Tulpenbeeten, zwischen Bänken und einem steinernen Hirten mit abgebrochenem Arm tagt in seinem Garten im Hohenbrunner Ortsteil Riemerling die neunte Kammer des Bayerischen Verwaltungsgerichts München. Neben den fünf Richtern und Richterinnen ist auch der Leiter der Bauabteilung des Landratsamts gekommen, ebenso der Hohenbrunner Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU).

Pauer, Jeans, Jeansjacke, ausgewaschenes rotes T-Shirt, Schnurrbart, hat 2010 begonnen, sein Haus zur Photovoltaik-Festung umzubauen. Er fühlt sich als Vorkämpfer für erneuerbare Energien. Dank seiner Anlage müsse er keinen Strom von außerhalb beziehen, sagt er; zusammen mit einer großen Autofirma wolle er auf seinem Grundstück auch eine Stromtankstelle für Elektro-Autos bauen.

Ein Teil der Module soll weg

Aber die Bauabteilung des Landratsamts München hat ihm vor einigen Monaten beschieden, dass er einen Teil seiner Module abnehmen muss. Es fehlten Genehmigungen, einige der Solarmodule widersprächen der Abstandsflächenverordnung, andere jenem Paragrafen im Baurecht, der vorschreibt, dass die Solaranlage der Wohnnutzung "baulich untergeordnet" sein muss.

Pauer hat gegen den Bescheid geklagt. Bei der Gemeinde habe man ihm 2010 gesagt, seine Anlage sei nicht genehmigungspflichtig, wenn er gewisse Auflagen einhalte; schriftlich habe man ihm das nicht geben wollen. Er sieht sich als Opfer einiger Nachbarn, mit denen er schon seit Jahren im Streit liegt.

"Ein Haus mit Solaranlage darf dastehen, eine Solarnlage mit Haus nicht"

Pauer zeigt dem Gericht eine Mappe voller Fotos: Gebäude in der Umgebung, an denen ebenfalls große Solarflächen montiert sind. Er erwartet ein "Grundsatzurteil". Die Juristen in der Runde sind sich allerdings einig, dass die Causa Pauer ein Extremfall ist, auch wenn es kleinere Probleme dieser Art immer wieder gebe.

Der Bescheid des Landratsamts sei rechtmäßig, sagt Richter Josef Beil am Ende der Verhandlung. Pauer werde die Photovoltaik-Module zum Teil abbauen müssen: "Ein Haus mit Solaranlage darf dastehen, eine Solaranlage mit Haus nicht." Pauer wartet nun auf das schriftliche Urteil, laut seinem Anwalt will er in Berufung gehen und bis zur letzten Instanz weiterkämpfen.

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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